Stroh im Rinderfutter: Ein Alleskönner, wenn man es richtig macht
Stroh ist in Rinderrationen ein Alleskönner. Beim Einsatz gibt es jedoch einiges zu beachten. Dabei geht es vor allem um Qualität und die Länge des eingesetzten Strohs.
Stroh ist das wichtigste Nebenprodukt der Getreideproduktion. Es dient als alternative Energiequelle und ist ein bedeutendes Futtermittel. Der hohe Fasergehalt, besonders der Anteil an Zellulose, ist die Energiequelle beim Stroh. Nur durch die Enzyme der Pansenbakterien kann die Bindung der Glukosemoleküle in der Zellulose aufgespalten und die Glukose im Pansen fermentiert werden. Verdaute Zellulose liefert genauso viel Energie wie verdauliche Stärke. Das ist auch der Grund, warum man vieles unternommen hat, um durch Aufschlussverfahren den Lignin-Zellulose-Komplex zu lösen und so die Verdaulichkeit der Zellulose von natürlicherweise etwa 50 auf 70 Prozent zu erhöhen.
DCAB: Auf Kalium im Stroh achten
Der energetische Futterwert von Stroh je Kilogramm Trockensubstanz (TS) liegt zwischen 3,4 und 3,8 MJ Nettoenergielaktation (NEL) beziehungsweise zwischen 6,0 und 6,8 MJ umsetzbarer Energie (UE). Der Rohproteingehalt spielt bei Stroh praktisch keine Rolle. Es verfügt jedoch über einen relativ hohen Calcium- und Mangangehalt. Zu beachten sind auch die hohen Kaliumgehalte. Sie können im Schnitt 10 bis 15 g/kg TS betragen. Daher führen größere Strohmengen beispielsweise in Rationen für trockenstehende Kühe zu gesundheitlichen Problemen, wenn der Kaliumgehalt der Gesamtration über 12 g/kg TS liegt.
Stroh nach der Ernte vier bis sechs Wochen lagern
Futterstroh ist entsprechend zu lagern. Dabei ist Folgendes zu beachten:
- der Trockensubstanzgehalt beim Einlagern sollte unter 84 Prozent liegen,
- das Futtermittel sollte keinen Besatz mit Schimmelpilzen, Pilzsporen und Hefepilzen (keinen dumpfen oder muffigen Geruch) aufweisen,
- es sollten auch keine Bestandteile giftiger Unkräuter im Stroh vorhanden sein,
- auch anorganische Grobbestandteile wie Sand oder Steine sollten nicht im Stroh enthalten sein. Der Staubanteil sollte gering, der Rohaschegehalt unter 100 g/kg TS liegen.
Alle Getreidestroharten sind für die Fütterung geeignet. Das Stroh ist nach der Ernte mindestens vier, besser sechs Wochen trocken zu lagern, bevor man beginnt, es zu verfüttern. Wurden zugelassene Halmstabilisatoren sachgemäß angewendet, ist davon auszugehen, dass sie keinen negativen Einfluss auf die Gesundheit der Rinder haben. Grundsätzlich sei jedoch die Frage gestellt, inwieweit Halmstabilisatoren noch zeitgemäß sind (Strohertrag, angepasste Düngung).
Stroh auf 3 bis 5 cm einkürzen
Zum Füttern sind nur Häcksellängen von 3 bis maximal 5 cm geeignet. Umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen und praktische Erfahrungen haben gezeigt, dass sich mit kurzen Häcksellängen ein Selektieren des Strohs und damit drastische Rückgänge der Futteraufnahme verhindern lassen. Wenn die Tiere selektieren, findet sich das Stroh im Restfutter und es besteht die Gefahr, dass die Ration trotz Stroh zu einer Azidose führt.