1. Melken
Der Energieverbrauch im Melkstand kann durch den Einbau einer Frequenzsteuerung um 20 bis 70 Prozent verringert werden. Dieser Druckwächter misst die benötigte Vakuummenge und passt die Leistung der Pumpe an. Die Vakuumpumpe ruft so nur während des Spülvorgangs ihre maximale Leistung ab. Zum Melken reicht meist rund die Hälfte der Leistung aus. Zu beachten ist, dass eine Wasserringpumpe nicht, die Lamellenvakuumpumpe bedingt und die Rotationsvakuumpumpe sehr gut für eine zusätzliche Frequenzsteuerung geeignet ist.
2. Milchkühlung
Die größte Einsparung von Strom im Bereich Milchkühlung bringt der Einbau eines Vorkühlers. Hier wird im Gegenstromprinzip Brunnen- oder Leitungswasser an der Milch vorbeigeführt und diese somit schon auf 17 °C heruntergekühlt. So kann rund 50 Prozent der Strommenge, die sonst bei der Kühlung der Milch verbraucht wird, eingespart werden.
Sinnvoll ist es auch, den Milchtank an die tatsächliche Milchmenge, also die Dimensionierung anzupassen. Bei einem Einsatz eines zu großen Tanks wird der ungenutzte Raum unnötigerweise mit abgekühlt. Zudem sollte der Kompressor beziehungsweise das Kühlaggregat in einem gut durchlüfteten Raum stehen. So liegt in der Kühlung der Milch ein großes Einsparpotenzial. Steigt im Raum zum Beispiel die Temperatur von 25 °C auf 32 °C, erhöht sich der Energiebedarf bei der Milchkühlung um 25 Prozent.
3. Warmwasser
Mit einer Wärmerückgewinnung kann ebenfalls Energie sinnvoll umgelagert und eingespart werden. Wie viel Warmwasser gewonnen werden kann, hängt vor allem von der Milchmenge pro Melkzeit ab und ob ein Vorkühler eingesetzt wird. Mit 1 Liter Milch können ungefähr 0,6 l Wasser auf etwa 50 °C erwärmt werden. Setzt man einen Vorkühler ein, was auch fast immer sinnvoll ist, reduziert sich die mögliche Menge an warmem Wasser auf 0,3 l/l Milch.
Bei einer Milchmenge von 750 l pro Melkzeit können so rund 450 l und beim Einsatz eines Vorkühlers etwa 225 l Warmwasser erzeugt werden. Damit sich der Einbau einer Wärmerückgewinnung rechnet, muss die erwärmte Wassermenge dem Wasserbedarf für die Reinigung von Melkstand und Kühltank, Kälbertränke oder Händewaschen entsprechen.
4. Beleuchtung
Auch im Bereich Beleuchtung gibt es ausreichend Potenzial, Energie im Milchviehbetrieb einzusparen. Vor allem die Wahl des richtigen Lampentyps ist entscheidend. Welcher Lampentyp sinnvoll ist, hängt von der Aufhänghöhe im Stall ab. So sollten bis 3 m Höhe wegen ihres tiefen-breiten Abstrahlwinkels Leuchtstofflampen eingebaut werden. Ab etwa 4 m fällt die Wahl auf Natrium- und Quecksilber-Hochdruckdampflampen. Leuchtstofflampen mit konventionellen Vorschaltgeräten sollten gegen elektronische Vorschaltgeräte ausgetauscht werden. Damit können bis zu 25 Prozent Energie im Vergleich zu den konventionellen Geräten eingespart werden. Zudem halten sie viel länger.
Der Einsatz von Glühbirnen hingegen ist nicht mehr zeitgemäß. Sie sollten zügig gegen hochwertige Kompaktleuchtstofflampen ausgetauscht werden, um Energie einzusparen. In Durchgängen, in denen keine ständige Beleuchtung notwendig ist, lohnt es sich, Bewegungsmelder einzubauen. So brennen die Lampen nur so lange, wie sie benötigt werden und es wird bares Geld gespart.
5. Lüftung im Milchviehstall
Aufgrund eines schlechten Stallklimas mit zu hohen Temperaturen leiden die Milchkühe unter Hitzestress. Eine gut angepasste Lüftungstechnik kann da vorbeugen und gleichzeitig die Energiekosten gering halten.
Bei der Wahl der Technik sollte nicht an der Luftleistung gespart werden, denn erst ab 800 bis 1200 m3 je Kuh wirkt sich die Lüftungstechnik positiv auf die Leistung der Milchkühe aus. Anbringungsort ist direkt über den Liegeboxen. Die Ventilatoren und die Schutzgitter müssen regelmäßig gereinigt werden. Ab einer Anbauhöhe von über 2,70 m, muss gar kein Schutzgitter mehr vorhanden sein.
Bei einem Stallneubau sollte in der Planung ein besonderes Augenmerk auf die Lüftung gelegt werden. Das kann dazu führen, dass Ventilatoren erst gar nicht eingebaut werden müssen und schon im Vorfeld Strom beziehungsweise Energiekosten im Milchviehstall gespart werden.
Generell sollten Stromverbraucher wie Kühlung, Melktechnik, Ventilatoren usw. einmal öfter im Milchviehbetrieb gewartet und gereinigt werden. Dabei wird ein zu hoher Energieverbrauch entdeckt und reduziert - die Energiekosten im Milchviehstall sinken.
6. Diesel beim Füttern einsparen
Um ständiges Rangieren und Wenden und damit zusätzlichen Kraftstoffverbrauch zu vermeiden, ist es sinnvoll, ausreichend Verkehrsfläche am Stall und an der Silofläche zu haben. Diese sollten in der Nähe vom Stall liegen, um keine weiten Wege fahren zu müssen. Auch die Wahl des Futtermischwagens hat Einfluss auf den Energieverbrauch. Achten Sie dabei auf den spezifischen Leistungsbedarf je Tonne. Darüber hinaus ist es wichtig, nicht länger zu mischen als notwendig. Ist die letzte Futterkomponente im Mischer, sollte er nur noch rund 3 Minuten (horizontaler und vertikal Mischer) laufen. Die Ausnahme sind die Freifallmischsysteme.
Tipps der Praktiker zum Einsparen von Energie
Wir haben unsere Facebook-User nach ihren Tipps zum Sparen von Energie gefragt.
Cord Hartmann, Radbruch (Niedersachsen)
Eine Frequenzsteuerung für die Vakuumpumpe wurde kürzlich eingebaut und die alte abgeschriebene Pumpe als Reserve behalten, falls das neue komplexere System mal ausfällt. Außerdem melke ich seit Längerem im 16-Stunden-Takt. Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache (Rhythmus: früh, spät, mittags, früh, spät, ...). Es spart eine Melkzeit pro zwei Tage (Arbeitszeit, Energie). Sozialer Aspekt: Man erzeugt sich so auch etwas Abwechslung im Alltag (theoretisch jeden zweiten Tag ausschlafen können, zumindest, sofern Familie etc. das zulässt). Spannend: Zur Not ist es jederzeit umkehrbar, und null Invest dafür nötig.
Dirk Eckern, Meinerzhagen (Nordrhein-Westfalen)
LED-Beleuchtung, Vorkühler und Hoftrecker nie mit Vollgas fahren, das sind bei uns Einsparmöglichkeiten. Wir hatten kürzlich einen elektrischen Hoflader hier. Das wird vermutlich in einem elektrischen Hoftrecker münden. Der Antrieb war aber absolut überzeugend. Zudem ist eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach sinnvoll.
Stefan Braun, Mausheim (Bayern)
Für die Nachzucht die Kälbermilch ansäuern, dann genügt die Temperatur der Milch, wie sie aus dem M4use, der Milchseparationseinheit für Kälbermilch kommt. Wir haben zudem einen Rohrkühler eingebaut.
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