Einige Mischfutterherstellern schlagen für Trockensteher ein Futterkonzept aus Stroh und Kraftfutter vor. Dabei sollen die Frühtrockensteher etwa sechs Kilogramm (kg) Kraftfutter sowie Stroh zur freien Aufnahme erhalten. In der Vorbereitungsfütterung wird bei gleichem Strohangebot die Kraftfuttermenge auf acht Kilogramm gesteigert. Mit der Kalbung wird als Laktationsration entweder die Totale Mischration (TMR) oder eine aufgewertete Mischration mit Kraftfutterergänzung über Abrufstationen verabreicht.
Welche Auswirkungen dieses Futterkonzept auf die Futteraufnahme, Leistungsbereitschaft und Stoffwechselstabilität in der Frühlaktation hat, hat eine Studie von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen untersucht. Die Ergebnisse sind eher ernüchternd.
Fütterungsversuch- Aufbau
Die Ergebnisse basieren auf einem Fütterungsversuch mit 2 x 27 Tieren der Rasse Deutsche Holstein. In der Futtergruppe "Kontrolle" wurde die betriebsübliche, Silage basierte und zweigeteilte Fütterung durchgeführt. In der Futtergruppe "Stroh/KF" erhielten die Kühe die oben angegebenen Kraftfuttermengen (KF) über den Transponder und Stroh zur freien Aufnahme, beschreiben die Autoren Dr. Martin Pries, Annette Menke, Dr. Mark Holsteg den Versuch.
Möglicherweise bessere Nährstoffverwertung
In der Frühtrockenstehphase (31 Tage) hat die Studie keine höheren Nährstoffaufnahmen in der Stroh/KF-Gruppe gezeigt. Das zugeteilte Kraftfutter in Höhe von sechs beziehungsweise acht Kilogramm je Tier und Tag sei nahezu vollständig abgerufen worden.
Es werden 58 Prozent (%) der Trockenmasse aus dem Stroh aufgenommen. Die Energiekonzentration wird für beide Gruppen um 5,5 MJ NEL (Megajoule Nettoenergielaktation) je kg TM-Aufnahme angegeben.
Die Autoren geben an, dass bei gleicher Energieaufnahme in der Frühtrockenstehperiode in der Stroh/KF-Gruppe mit 32 Kilogramm (kg) Lebendmassezuwachs höhere Werte erzielt werden als in der Kontrollgruppe (23 kg ). Dies deute auf eine bessere Nährstoffverwertung in der Stroh/KF-Gruppe hin.
Die Experten vermuten eine bessere Versorgung mit Stärke+Zucker (plus 300 Gramm je Tier und Tag), die zu einem anderen Insulinstatus mit der Folge eines höheren Stoffansatzes führt. Es gebe keine
Unterschiede in den Geburtsgewichten der Kälber.
TM-Aufnahme: erst der Anstieg, dann der Abfall
Die Dauer der Vorbereitungsphase beträgt in beiden Gruppen gut 14 Tage.
Mit Beginn der Vorbereitungsfütterung beobachten die Autoren, dass die
TM-Aufnahmen zunächst in beiden Gruppen auf 12,3 kg TM je Tier und Tag
ansteigen. Daraus wurde eine tägliche Energieaufnahme von 82 MJ in
der Kontroll- beziehungsweise 72 MJ NEL in der Stroh/KF-Gruppe errechnet. Die TM-Aufnahmen
seien dann in den letzten ein bis fünf Tagen vor der Kalbung stark
abgesunken. Die Autoren vermuten eine "physische Normalrekation"; raten aber, diese Phase der reduzierten Futteraufnahme kurz zu halten.
Mit der Umstellung auf die Laktationsration sehen die Ergebnisse in den
Futtergruppen für Trockenmasseaufnahmen identisch aus, obwohl die Kühe
der Stroh/KF-Gruppe nicht an die Aufnahme von Gras- und Maissilage
gewöhnt waren. Die mittlere TM-Aufnahme in der Frühlaktation wird mit 16,8 kg in der Kontroll- und 16,2 kg in der Stroh/KF-Gruppe angegeben.
Dennoch
kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass die Tiere der Stroh/KF-Gruppe eine höhere
Kraftfuttergabe brauchen, um auf die Nährstoffversorgung nach der
Kalbung vorbereitet zu sein. Dazu sei die Nährstoffdichte in der Ration
anzupassen.
Welche Schlussfolgerungen gelten?

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Wie die Studie zeigt, hatten die unterschiedlichen Futterrationen hatten keinen Einfluss auf die
Futteraufnahme in der Trockenstehperiode und in der Frühlaktation.
Hinsichtlich der Milchleistungsparameter ergeben sich laut Kammr in beiden
Varianten vergleichbare Werte. Mit 36,9 kg ist die natürliche Milchmenge
in der Kontrollgruppe etwas niedriger als in der Stroh/KF-Gruppe (37,2
kg). Der Fett- Eiweiß-Quotient, als Anzeiger einer möglichen Ketose,
liege in beiden Futtergruppen unter dem kritischen
Referenzwert.
Die größte Herausforderung im Herdenmanagement sind
laut Autoren die tierindividuell sehr unterschiedlichen Reaktionen bezüglich
Leistung und Stoffwechselanpassungen auf die Futterkonzepte.
Bei Bewertung der im Versuch gefressenen Futtermengen mit den derzeit
geltenden Futtermittelpreisen zeigt sich, dass die Stroh-KF-Fütterung in
der Trockenstehzeit um etwa 45 Euro je Kuh teurer ist als die Silage
basierte Fütterung. Erst bei deutlich niedrigeren Strohkosten als in der
Ernte 2011 und günstigeren Kosten für das Kraftfutter ergibt sich
Kostengleichheit.
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