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Milchproduktion

Südwesten: Jeder zweite Milchbauer will optimieren

am Mittwoch, 29.04.2015 - 02:30 (Jetzt kommentieren)

Hohenheim - Das Ende der Milchquote könnte den Strukturwandel im Südwesten Deutschlands weiter anheizen. Laut einer Studie der Uni Hohenheim will jeder zweite optimieren und jeder dritte aufhören.

Im Südwesten herrscht historisch bedingt eine klein strukturierte Landwirtschaft vor. Eine Gruppe von Agrarökonomen der Universität Hohenheim um Prof. Reiner Doluschitz, Caroline Janas und Pamela Lavèn hatte insgesamt 1.050 Betriebe in Baden-Württemberg befragt. Die Umfrage zu den betrieblichen Aussichten nach dem Ende der Milchquote beantworteten insgesamt 372 Milcherzeuger. Anfang April wurden die Ergebnisse präsentiert.
 
Demnach stehen rund 61 Prozent der Betriebsleiter dem Ausstieg aus der Milchquotenregelung skeptisch gegenüber. Fast jeder dritte Betriebsleiter konnte sich zudem vorstellen, ganz aus der Milchviehhaltung auszusteigen. Ungeachtet dessen zeichnet sich in Baden-Württemberg bei der Hälfte der Betriebe eine klare Strategie für die quotenfreie Zeit ab:
  • Nach den Umfrageergebnissen plant nahezu jeder Zweite unter den Befragten, die Produktionskosten zu optimieren.
  • Beinahe ebenso viele wollen die Arbeitseffizienz verbessern.
  • Eine Ausweitung der Milchproduktion zogen im Rahmen der Umfrage gut 43 Prozent der Milchbauern in Erwägung.

Förderprogramme und Verhältnis zu Molkerei werden noch wichtiger

Während große Milchviehbetriebe wie in Norddeutschland leichter die Produktion erweitern könnten, stünden kleine Bauern schneller "mit dem Rücken zur Wand", erläuterte Pamela Lavèn, Fachgebiet Agrarinformatik und Unternehmensführung an der Uni Hohenheim. Kleinere Betriebe seien anfälliger gegen Marktverwerfungen.
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Lavèn sieht im Quotenende auch Chancen für manche Bauern im Südwesten. Das gelte vor allem für die Betriebe, die das Potenzial zu einer Erweiterung haben, sowie für junge Betriebsleiter oder Betriebe mit guter Faktor-Ausstattung. "Alle anderen sind wohl gezwungen, über Alternativen nachzudenken - was ja generell nicht unbedingt falsch ist. Sie könnten zum Beispiel auf Nebenerwerb umstellen", schlussfolgert Lavén.
    Nach Einschätzung von Lavèn werden künftig sowohl
    • Agrarförderprogramme und
    • die Vertragsgestaltung kleinerer Betriebe mit den Molkereien
    eine wesentliche Rolle spielen.
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    Milchbauern nehmen neue Märkte ins Visier

    "Mittelfristig dürfte die gesamte Milchmenge steigen und damit wohl auch die Notwendigkeit zur Ausweitung des Exports", meint Prof. Dr. Reiner Doluschitz, Inhaber des Lehrstuhls für Agrarinformatik und Unternehmensführung. "Die Milchproduzenten müssen also neue Märkte erschließen, wenn es für sie nicht eng werden soll." Zukunftsmärkte wie Vietnam, China oder Korea seien dabei im Visier. "Milch und Milchprodukte haben dort keine Tradition. Man muss also niemandem den Markt streitig machen, eher wird ein neuer Markt aufgebaut", erläutert Prof. Dr. Doluschitz. In den Ländern steige damit die Vielfalt der Produkte. Doch vor allem kleinere und mittelständische Genossenschaften zeigen sich diesbezüglich etwas risikoscheu. "Bei der Erarbeitung dieser Zukunftsmärkte", so der Experte, "könnten Allianzen oder eine Dachorganisation künftig hilfreich sein."

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