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Strafanzeige

Tierrechtler zeigen 20 Landwirte und Schlachthof an

SOKO Tierschutz zeigt 20 Landwirte an
am Donnerstag, 11.04.2019 - 10:36

Tierrechtler des SOKO Tierschutz e.V. haben Strafanzeige gegen 20 Landwirte, einen Schlachthof und das Veterinäramt im niedersächsischen Landkreis Stade gestellt. Grund dafür seien Verstöße gegen das Tierschutzgesetz.

Tierrechtler des SOKO Tierschutz e.V. haben Strafanzeige gegen 20 Landwirte gestellt, die ihre Milchkühe zu einem Schlachthof im Landkreis Stade gebracht haben. Angeblich hatte der Verein die Milchbauern mit versteckten Kameras im März und April 2019 dabei gefilmt, wie sie „ihre alten, kranken Milchkühe grausam und illegal entsorgen“.

Auch den Schlachthof in Niedersachsen haben die Aktivisten angezeigt. Der Betrieb habe „systematisch kranke, schwer verletzte Tiere und unter rechtswidrigen Umständen bereits tot angelieferte Tiere“ geschlachtet, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins. Schlachthof-Mitarbeiter hätten die Milchkühe mit Seilwinden in die Tiertransporter gezogen.

Tierrechtler: „Veterinäramt hat versagt“

Der Amtsleitung des Veterinäramts in Stade wirft der SOKO Tierschutz e.V. Versagen vor. Die amtlichen Tierärzte hätten systematisch weggeschaut. Ein amtlicher Tierarzt sei „beim Anblick der illegalen Tiertransporte schnell umgekehrt und verschwunden“, schreibt der Verein weiter. Versteckte Kameras haben das angeblich gefilmt.

Die Tierrechtler sprechen von einem „kriminellen Netzwerk von hunderten Bauern, Viehhändlern und Tierärzten, die den illegalen und hoch profitablen Handel mit sogenannten Downer-Kühen betreiben und unterstützen“. Der Verein bezeichnete alle beteiligten Akteure als „Täter“. Die ARD brachte am 10. April 2019 dazu einen Fernsehbeitrag in der Sendung Plusminus.

Aktivisten fordern Rücktritt von Otte-Kinast

Laut SOKO Tierschutz e.V. mache der Vorfall das Totalversagen von Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast deutlich. Der Verein forderte die Ministerin zum Rücktritt auf. Sie sei unfähig, die „kriminellen Netzwerke in der Milchindustrie zu zerschlagen“, heißt es weiter.

Barbara Otte-Kinast fehle als „Massentierhalterin von Milchkühen“ der nötige Abstand, um gegen ihre eigene Branche vorzugehen. Die Ministerin solle durch eine Person ersetzte werden, die den nötigen Willen und die Unabhängigkeit habe, schlugen die Tierrechtler vor.

Ministerium stellt Strafanzeige gegen Schlachthof

Am 3. April 2019 informierte der SOKO Tierschutz e.V. das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (ML) über schwere Verstöße gegen das Tierschutzrecht in dem Schlachthof im Landkreis Stade. Das ML hat umgehend Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Stade gestellt, wie agrarheute berichtete

Der Landkreis Stade hat angeordnet, dass in dem betroffenen Betrieb nicht mehr geschlachtet werden darf. Barbara Otte-Kinast sagte dazu: „Sollten die Vorwürfe stimmen, wäre das Verhalten des zuständigen Personals nicht zu akzeptieren und müsste Konsequenzen haben. Auch das Verhalten der Landwirte, die offenbar leidende Tiere noch vermarkten wollten, wäre unerklärlich."

Mit Material von presseportal.de
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