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Tierwohlstall

Tierwohl am Futtertisch: Kühe aufs Podest

Kuehe am Futtertisch

Familie Hammer hatte drei Schwerpunkte beim Stallbau: Tierwohl, Arbeitserleichterung und weniger Emissionen im Stall. Auch der Fressplatzbereich ist nach diesen Aspekten konzipiert.

am Freitag, 05.08.2022 - 05:00

Florian, Johannes und Eberhard Hammer bewirtschaften ihren Betrieb in Egenhausen, im Landkreis Calw, Baden-Württemberg. Die beiden Söhne und ihr Vater haben sich 2019 dazu entschlossen, auszusiedeln und neu zu bauen.

Der Stall bietet 180 Liegeplätze und drei Melkroboter. Beim Neubau kam es den Betriebsleitern auf drei Schwerpunkte an: Tierwohl, weniger Arbeitsbelastung und weniger Emissionen im Stall. Der Stallaufbau ist ungewöhnlich: sechs Reihen Liegeboxen und Futtertische auf der rechten und linken Außenseite. An einer Stirnseite befinden sich die Melkroboter. Dahinter sind die Special-needs-Bereiche. Der Stützenstall hat insgesamt eine Länge von 67 m, ist 41 m breit und am First 12 m hoch.

Trennbügel zwischen den Fressplätzen

Landwirte Hammer

Die Laufbreiten an den Futtertischen liegen bei 2,80 m. Dazu kommt ein um 14 cm erhöhter Fressplatz mit einer Länge von 1,60 m und einem Gefälle von 3 Prozent. Damit soll zum einen die emittierende Fläche im Stall verkleinert werden. Zum anderen sollen die speziellen Fressplätze rangniedere Tier davor schützen, verdrängt zu werden.

Dazu tragen auch die Trennbügel bei, die nach jedem zweiten Fressplatz montiert sind. Sie verhindern auch, dass sich Tiere quer auf den Fressplatz stellen oder legen können. „Wir hatten Bedenken, dass wir die Fressplätze zusätzlich reinigen müssten, aber hier fällt kaum Dreck an und der Bereich erfüllt seinen Zweck“, erläutert Florian Hammer. An den Fressgängen befinden sich über den Laufgängen Kuhduschen. Sie sollen im Sommer die Kühe kühlen, aber auch die Laufgänge befeuchten. Das Wasser für Düsen und Dusche kommt aus einer Regenwasserzisterne. Damit die Kühe ausreichend Wasser aufnehmen, gibt es vor den Melkrobotern und am breiten Zwischengang auf der gegenüberliegenden Seite jeweils eine 1,40 m lange Trog- tränke. Darüberhinaus sind weitere sechs Doppeltrogtränken über den gesamten Stall verteilt.

Stressfrei durch Laufhof

Futteranschieber

Dass es beim Fressen stressfrei zugeht, liegt nicht nur am erhöhten Futtertisch, sondern auch am zusätzlichen Laufhof. Der 11 m lange Außenbereich schließt an das Stallgebäude an, hat 18 zusätzliche Steh-Liege-Boxen und weitere Fressplätze. Damit liegt das Tierfressplatzverhältnis im gesamten Stall bei 1:1,17. „Der Auslauf mindert die Gesamtemissionen zusätzlich. Er wird sehr gut angenommen und vor allem rangniedere Tiere halten sich in den Steh-Liege-Boxen auf“, erklärt Senior Eberhard Hammer. Die Futteraufnahme der gesamten Herde liegt im Schnitt bei rund 17 kg Trockenmasse am Tag. Ein Futteranschieberoboter sorgt sechsmal am Tag dafür, dass die Tiere auch ans Futter herankommen.

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