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Tim Mälzer fordert Haltungskennzeichnung beim Fleisch

am Dienstag, 08.12.2015 - 10:15 (Jetzt kommentieren)

Was ist den Verbrauchern das Tierwohl wert? In der ARD wurde am Montag vor allem über die Rinderhaltung in Deutschland diskutiert und die Folgen für den Verbraucher. Dabei ging es auch um eine "Haltungskennzeichnung".

Die ARD widmete am Montag ihre Hauptsendezeit dem Thema Fleisch und dessen Erzeugung. Zuerst zeigte Fernsehkoch Tim Mälzer in seinem "Lebensmittel-Check" zum Thema "Wie gut ist unser Rindfleisch?" die aktuelle Situation auf Höfen, Schlachtbetrieben und an der Ladentheke. Nach einiger Suche fand der Fernsehkoch einen Rindermastbetrieb, der ihn in seinen Stall ließ. Hier stellte Mälzer fest, dass Schlachtbullen ihr ganzes Leben in Boxen gehalten werden und erst auf dem Weg zum Schlachthof den freien Himmel sehen.

Im Schlachthaus wurde deutlich, wie wenig die Deutschen von den geschlachteten Tieren tatsächlich verwerten. So gehen von Rind, Schaf und Ziege lediglich rund ein Drittel, vom Schwein zwei Drittel an die Ladentheke. Hier angekommen, monierte Mälzer die fehlende Haltungskennzeichnung beim Fleisch. Zwar werde in den Supermärkten mit der Herkunft von "Gütern" oder Höfen" geworben, dahinter stecke allerdings Marketing.

Mälzer kritisiert fehlende Tranparenz

Die nach Mälzers Meinung fehlende Transparenz bei der Herkunftskennzeichnung war dann auch einer der Kritikpunkte an der momentanen Situation. So könne man aktuell zwar auf der Fleischverpackung sehen, in welchem Land das Tier gehalten und zerlegt wurde, wie es gehalten wird, sei allerdings nicht ersichtlich. Einen Hinweis darauf forderte Mälzer in der folgenden Debatte beim Magazin "Hart aber fair" ein. Ähnlich wie bei der Eierherstellung plädierte er für eine Haltungskennzeichnung per Zahl.

"Es gibt keine Alternative im Moment, als zum Vegetarier zu mutieren", startete Mälzer die Runde, an der noch Fleischermeisterin Sarah Dhem, die Journalistin Tanja Busse, Stefan Genth (Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland) und Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) teilnahmen. "Essen ist in Deutschland nicht lebensgefährlich", machte Stefan Genth klar.

Geldbeutel vs. Moral

Anhand eines Einspielers zu Beginn der Sendung wurde dann deutlich, dass der Geldbeutel beim Verbraucher scheinbar doch nicht selten die Oberhand über die Moral gewinnt. Verbraucher wurden nach dem Kauf an der Ladentheke zu Herkunft des Fleisches und Haltung der Tiere befragt. "An der Theke ist es für mich eine Ware, kein Tier mehr", lautete dabei eine der Antworten.

Die Transparenz bei der Kennzeichnung war in der anschließenden Diskussion eines der Hauptthemen. Argument: Bei Eiern hat es auch funktioniert. So kaufen Verbraucher seit Einführung der Kennzeichnungspflicht kaum noch frische Eier aus Käfighaltung, die Zahl der in Käfigen gehaltenen Hühner habe sich in der Folge um 80 Prozent reduziert. Genth erklärte an der Stelle, dass der Fleischmarkt demgegenüber global aufgestellt sei und es Deutschland mit Alleingängen auf diesem Gebiet schwer haben würde.

Bundesagrarminister Schmidt versprach, bei der Transparenz auch bei anderen Produkten zulegen zu wollen und warb in der Runde für die Anstrengungen seines Ressorts im Bereich Tierwohl.

Distanz zum Thema Lebensmittel abbauen

Einig war sich die Runde über die fehlende Nähe der Verbraucher zur heutigen Produktion. "In den vergangenen Jahren hat sich niemand um die Entwicklung gekümmert", machte Fleischermeisterin Sarah Dhem deutlich. Jugendliche sollten deshalb wieder an das Thema Ernährung herangeführt werden und beim selber kochen auch lernen, Reste zu verwerten und verantwortungsvoll mit den Lebensmitteln umzugehen. "Ein mündiger Bürger weiß, was gesund ist und was nicht. Wir müssen viel mehr aufklären", plädierte sie denn auch statt für mehr Verbote für einen stärkeren Dialog.

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