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Fütterung

Tipps zum Einsatz von Zuckerrüben in der Milchviehration

Zuckerrüben im Futter hochleistender Kühe
am Donnerstag, 01.04.2021 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Rüben sind ein traditionelles Rinderfutter, das durch die ganzjährige Silage verdrängt wurde. Dabei können Zuckerrüben vor allem in Rationen für hochleistende Kühe interessant sein.

Futter- und Kohlrüben sind vor allem aus arbeitswirtschaftlichen Gründen schon länger kaum noch von Bedeutung. Durch die ganzjährige Silagefütterung war es kein begehrtes Futtermittel mehr. Schließlich erfordern die geringe Haltbarkeit und das Lagern besonderen Aufwand. Dazu kommt in letzter Zeit eine geringere Nachfrage der Zuckerindustrie, was insgesamt zu einem rückläufigen Zuckerrübenanbau führt.

Wie hoch ist der Energieertrag der Zuckerrübe?

Die Zuckerrübe bringt jedoch viel Anbauerfahrung und Technologieentwicklung mit und schafft die höchsten Energieerträge je ha aller bekannten Nutzpflanzen.

Unter normalen Witterungsverhältnissen sind Masseerträge zwischen 700 bis 1000 dt/ha möglich. Das sind 100 bis 200 dt Trockenmasse/ha. Bei 7,5 bis 8,0 MJ NEL/dt ergeben sich Energieerträge zwischen 75 000 bis 160 000 MJ NEL / ha (im Vergleich: Weizen mit 90 dt/ha bringt 75 000 bis 80 000 MJ NEL/ha).

Die hohen Energiegehalte bieten aber auch Chancen für die Fütterung. So gibt es Bemühungen, die Zuckerrübe in der Milchviehfütterung besser zu nutzen. Ein Beispiel dafür sind die Arbeiten der Kleinwanzlebener Saatzucht (KWS Saat AG), die mit neueren Zuckerrübensorten (feedbeet) die Zuckerrübe wieder als Futtermittel etablieren wollen.

Welche Vorteile hat die Fütterung von Zuckerrüben bei Kühen?

In der Wiederkäuerfütterung ist die Zuckerrübe ein hervorragendes energiereiches Konzentrat. Die Trockensubstanz der Rübe besteht zu über 70 Prozent aus Zucker (Saccharose) und zu 20 Prozent aus sogenanntem Rübenmark, in dem Gerüstsubstanzen, wie Zellulosen, Hemizellulosen, Pektine und Glucane enthalten sind. Die gesamte organische Substanz ist mit etwa 95 Prozent hochverdaulich. Daher wirkt sie sich positiv auf Milchleistung und die Milchinhaltsstoffe aus.

Die ruminale Abbaurate des Zuckers ist recht schnell und beträgt 40 Prozent je Stunde. Das heißt bei Fütterung von 1,5 kg Zucker aus Zuckerrüben wäre dieser in 2.5 Stunden abgebaut. Die Annahme, dass Zucker aus Rüben langsam abgebaut würde, weil er zellgebunden sei, ist falsch.

Zuckerrüben in Milchviehrationen haben mehrere Vorteile:

  • Sie erhöhen die Futteraufnahme: Durch die hohe Verdaulichkeit, auch der Gerüstsubstanzen und der schnell verfügbaren Energie wird die Pansenfermentation intensiviert. Damit erhöht sich die Passagegeschwindigkeit der Ration und die Trockenmasseaufnahme steigt. Der in der Praxis bekannte Spruch: „Die Kuh kann schon satt sein, 10 kg Rüben frisst sie trotzdem noch“ hat sich hundertfach bestätigt.
  • Sie steigern die bakterielle Proteinsynthese: Die leicht verfügbare Energie fördert das Umsetzen des im Pansen gebildeten Ammoniaks zu bakteriellem Eiweiß und entlastet damit die Leber. Damit schafft man optimale Bedingungen für den Einsatz von Futterharnstoff, besonders in maissilagebetonten Rationen. Aber auch in proteinreichen grassilagebetonten Rationen ist die Zuckerrübe eine günstige Variante.
  • Sie erhöhen die Energiekonzentration der Ration: Der hohe Energiegehalt macht die Zuckerrübe zu einer wertvollen Ergänzung bei strohreichen Rationen, bei spät geernteten Grassilagen und bei sehr hohen Milchleistungen (Futteraufnahme und Energiekonzentration). Zuckerrüben können energieäquivalent Getreide in der Ration ersetzen, wenn es wirtschaftlich ist.

Milchviehration: Einsatzmengen zwischen 10 und 12 kg Zuckerrüben

Der hohe Zuckergehalt von über 690 g/kg TS erfordert besondere Beachtung. Kühe mit 650 bis 700 kg Lebendmasse haben einen Bedarf an wasserlöslichen Kohlenhydraten (Zucker + Fruktane) zwischen 1.400 und 1.600 g/Tag. Je nach Trockenmasseaufnahme liegt die Konzentration zwischen 60 bis 75 g wasserlösliche Kohlenhydrate je kg TS der Ration. Die Aufnahme wasserlöslicher Kohlenhydrate muss im Zusammenhang mit dem Stärkeangebot gesehen werden. Auf dieser Basis ergeben sich die Zuckerrübenmengen, die in der Ration gefüttert werden können.

Ein Überschreiten der Grenzwerte führt zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen. Die Einsatzmengen für Zuckerrüben ergeben sich aus der Bewertung der Gesamtration nach anerkannten Bedarfsnormen und Grenzwerten. Für Zuckerrübenschnitzel, die mit Maissilage einsiliert sind, ist es typisch, wenn man die reinen Schnitzel untersuchen lässt, dass sie nur noch wenig oder keinen Zucker mehr enthalten. Dafür ist in der Gesamtmischsilage der Milchsäuregehalt oft extrem hoch und auch Ethanol, Propandiol, sowie verschiedene Estern weisen höhere Werte auf. Bei der Fütterungskontrolle empfiehlt es sich daher, die Mischration untersuchen zu lassen und dafür eine Probe am Auswurf des fahrenden Mischwagens zu entnehmen.

Die Einsatzmengen für Zuckerrüben, die sich aus den Rationsberechnungen ergeben, liegen für eine Kuh (650 kg Körpermasse) im Allgemeinen um die 10 bis 12 kg/Tier und Tag.

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