Auf Futterration und Silage wird regelmäßig ein kritischer Blick geworfen: Wie ist die Qualität der einzelnen Komponenten, wie die Rationszusammensetzung, was macht die Anschnittsfläche der Silage? Tränkewasser – dem elementarste Futtermittel – wird hingegen meist wenig Beachtung geschenkt, doch diese Haltung hat oft weitreichende Folgen.
Wasser ist die Lösung
Wasser dient im Organismus als Lösungs- und Transportmittel der Nahrungsbestandteile sowie der Wärmeregulation. Es steht damit in direktem Zusammenhang zu Leistung und Gesundheit.
Hochleistungstiere haben selbst bei niedrigen Temperaturen einen enorm hohen Wasserbedarf von 120 l je Tier und Tag. Dieser steigt im Sommer um rund 40 Prozent auf über 170 l je Tier und Tag an. Selbst trockenstehende Kühe nehmen bei hohen Umgebungstemperaturen über 60 l auf .
Wie viel Wasser eine Milchkuh säuft, ist aber auch von der Futteraufnahme und dem Trockenmasse (TM)-Gehalt abhängig. Je Kilogramm TM-Aufnahme kann mit bis zu 6 l Wasser gerechnet werden. Stehen diese Wassermengen nicht zur Verfügung, frisst das Tier weniger und die Milchleistung fällt. Auch Vergiftungserscheinungen können auftreten. Sie entstehen durch eine geringe Harnproduktion und der daraus resultierenden Konzentration der Harninhaltsstoffe. Beobachtet wird auch, dass Kühe andere Flüssigkeitsquellen suchen und dabei sogar den Harn anderer Rinder saufen.
Ausreichend Tränken

Deshalb ist es wichtig, dass eine ausreichende Anzahl an gut erreichbaren Tränkestellen mit hohem Durchfluss und guter Wasserqualität zur Verfügung stehen. Nur so kann der Durst gelöscht werden. Es müssen dafür mindestens zwei Tränken je Tiergruppe angeboten werden. Ist eine Tränke zu schmutzig oder defekt, kann die Kuh immer noch die andere Tränkestelle aufsuchen.
Darüber hinaus sollte für jeweils 20 Tiere eine weitere Tränke eingeplant werden. Für eine Herde mit zum Beispiel 100 Kühen sollten demnach sechs Tränkestellen mit idealerweise jeweils 100 cm Troglänge eingebaut werden (siehe Tabelle „Tränkestellen in Abhängigkeit von der Herdengröße“). Damit wird man zusätzlich amerikanischen Untersuchungen gerecht, aus denen 6 cm Troglänge je Tier abgeleitet wurden. Die erforderliche Anzahl an Tränkebecken lässt sich nicht immer problemlos unterbringen. Gerade in alten Ställen mit schmalen Übergängen können Tränken den Tierverkehr stören. Hier können (Ventil-)Doppeltrogtränken mit kleinem Wasservorrat eine Alternative bieten.
Bei diesem Tränkesystem stehen die Tiere beim Saufen parallel zum Übergang und blockieren ihn nicht komplett. Die Form der Doppeltrogtränken und deren Tränkefläche ermöglichen den Tieren trotz Einzeltränke eine artgerechte Wasseraufnahme. Bei einer ausreichenden Anzahl an Fressplätzen lassen sich Tränkebecken durch einzelne Trogtränken im Bereich des Fressgitters ergänzen.
In neuen Ställen sollten die Übergänge von vornherein so breit geplant werden, dass dort Tränkebecken Platz finden, die den Tierverkehr nicht stören. Statt eines Tränkebeckens von bis zu 3 m Länge werden idealerweise zwei kurze Becken gewählt. Auf diesem Weg werden direkt zwei der geforderten Tränkestellen zur Verfügung gestellt und rangniedere Tiere weniger schnell verdrängt.
Entscheidende Höhe
Auch die Einbauhöhe ist entscheidend. Sind die Tränken zu hoch angebracht, können die Kühe nicht gut schlucken. Die Oberkante des Trograndes sollte deshalb zwischen 80 bis 85 cm liegen. Neben der Anzahl und Positionierung ist der Wasserdurchfluss wichtig. Entsprechend des natürlichen Trinkverhaltens muss dieser mindestens 20 l/min erreichen, damit Tiere in Stoßzeiten ausreichende Mengen aufnehmen können. Der Wasserdurchfluss lässt sich schnell und einfach mit Eimer und Stoppuhr kontrollieren.
Sauber bleiben
Beim Saufen tragen die Tiere Speichel und Futterteile in die Tränken, die schnell zu einem übel riechenden Gemisch am Boden des Tränkebeckens werden. Da Kühe einen ausgeprägten Geschmacks- und Geruchssinn haben, reagieren sie schnell auf eine schlechte Wasserqualität. Deshalb sollten Tränke-
becken möglichst häufig, mindestens dreimal wöchentlich, gereinigt werden. Eine Bürste entfernt auch den Speichelfilm an den Wänden der Tränken. Kippvorrichtungen oder Stopfen als Ablassmöglichkeit erleichtern diese Arbeit. Damit dabei nicht zu viel Wasser verbraucht wird, sind Tränkebecken mit niedriger Wassertiefe sinnvoll. Eine Wassertiefe von 10 bis 15 cm reicht aus.
Geschmacksfrage
Neben der sensorischen Beurteilung sollte die mikrobiologische und chemisch-physikalische Qualität des Tränkewassers kontrolliert werden. Wird Brunnenwasser vertränkt, ist es ratsam, einmal jährlich eine sterile Wasserprobe mikrobiologisch analysieren zu lassen. Werden die Zielwerte nicht erreicht, ist eine Brunnendesinfektion oder je nach Beschaffenheit des Brunnens sogar eine Brunnensanierung erforderlich .
Häufig diskutiert wird auch die Bedeutung erhöhter Eisengehalte im Wasser und der negative Einfluss auf andere Spurenelemente. Allerdings nimmt die Kuh oft mehr Eisen über Grassilagen mit erhöhten Eisenwerten auf als über die Tränke. Entscheidender ist eher der durch hohe Eisengehalte verursachte metallische Geschmack und die dadurch niedrigere Wasseraufnahme. Treten im Betrieb Probleme mit der chemisch-physikalischen Qualität des Wassers auf, stehen unterschiedliche Aufbereitungsanlagen wie Nitrat- bzw. Eisenreduzierungs- anlagen zur Verfügung.
In der Praxis wird zudem der Einsatz von über die normale Wassertemperatur von 8 bis 15 °C hinaus erwärmtem Tränkewasser diskutiert. Ein leistungssteigender Effekt konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Setzt man aber auf erwärmtes Tränkewasser, müssen die Tränkebecken täglich geleert werden, denn der Keimgehalt steigt in erwärmtem Wasser extrem schnell.
Auch an die Kälber denken
Nicht zu vergessen ist die Wasserversorgung auf der Weide sowie der Kälber und Jungrinder. Laut Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung muss jedes über zwei Wochen alte Kalb freien Zugang zu Wasser haben. Aber auch in den ersten 14 Tagen ist der Flüssigkeitsbedarf besonders bei Hitze und rationierter Milchtränke nicht zwingend gedeckt und ein zusätzliches Angebot von Wasser zu empfehlen. Der hohe Wasserbedarf eines beispielsweise 360 kg schweren Jungrinds von bis zu rund 40 l je Tag verdeutlicht die Notwendigkeit, auch die Wasserversorgung in den Rinderställen auf den Prüfstand zu stellen.
Ein kritischer Blick, nicht nur auf die Ration, sondern auch auf das Tränkewasser und die Art und Anzahl der Tränken inklusive Wasserfluss lohnt sich also. Regelmäßige Reinigungen der Tränken sind notwendig, um die Tränkequalität und -menge hoch zu halten. Sie sollten fest in die Betriebsroutine eingeplant sein. Ihre Herde wird es Ihnen mit Leistung und Gesundheit danken.