Es ist für viele Verbraucher ein emotionales Thema: die Trennung von Kuh und Kalb. Die Universität Göttingen hat vor Kurzem mit einer bundesweiten Umfrage festgestellt, dass die meisten Befragten eine frühe Trennung der Kälber von ihren Müttern ablehnen. Das Ergebnis sorgte für viel Diskussion auf der agrarheute-Facebook-Seite.
Viele Landwirte waren über das Umfrageergebnis wenig überrascht, bemängeln jedoch, dass die meisten Verbraucher diese Thematik wenig realistisch einschätzen können, weil sie die Gründe für die Praxis schlicht nicht kennen.
Pro frühe Trennung
Milchkühe werden meist am ersten Tag nach der Geburt von ihren Kälbern getrennt, weil der Trennungsschmerz nach einer längeren Bindungszeit nur größer wird, so die Erklärung der Landwirte. "Und außerdem saufen meine Fleckvieh-Kälber, wenn sie ewig bei der Kuh waren, Tage lang nicht recht. Ist das dann besser?", fragt ein Milchviehhalter.
Bei einer großen Herde mit vielen Abkalbungen sei mit einer späteren Trennung ein unverhältnismäßiger Mehraufwand verbunden, argumentieren einige. Zudem: "Eine Kuh die auf der Weide kalbt, ist dermaßen uneinschätzbar, da der Mutter- und Beschützerinstinkt riesig ist!"
Eine Userin ist der Meinung: "Wenn man die Gründe und auch Vorteile für Kuh und Kalb erläutert, verstehen die meisten Menschen, warum es so gemacht wird, und können ihre Vorbehalte abbauen."
Alternative zur frühen Trennung
Aber es gibt auch Alternativen wie die muttergebundene Kälberaufzucht. "Da bekommen die Kälber eine Ammenkuh, wo sie saufen dürfen. Natürlich wird diese Kuh von uns 'kontrolliert'. Die Kälber wachsen so super auf und werden fit und vital und die Kuh bleibt trotzdem in der Milchviehherde. Machen wir seit Jahren so", schreibt eine Landwirtin.
Auf die Frage nach den Abkalbungen antwortet die Praktikerin: "Wir haben etwa 4 bis 6 Abkalbungen im Monat. Die Kuh geht während der Melkzeit zu den Kälbern - etwa 4 Stück - wo sie leergesoffen wird. Danach wird sie kurz durch uns kontrolliert, ob alles in Ordnung ist und kommt am Ende der Melkzeit wieder zurück in die Herde. Läuft super so!"
Ein anderer Landwirt schreibt: "Ich find nicht, dass den Kälbern die Mutternähe fehlt. Wir halten die Kälber in 15er Gruppen nach sieben Tagen und die sind fit."
Feindbild Verbraucher
Und wie so oft, wird über den Verbraucher geschimpft, der viel Tierschutz wünscht und nichts dafür bezahlen will. Ein User entgegnet: "Man kann sich nicht über den Kunden beschweren, sondern über diejenigen, die die Preise machen: Molkereien, Mühlen, Schlachthöfe, Großhandelsketten und diejenigen, die ihnen die Preise geben. Der Verbraucher würde auch 2 Euro für die Milch bezahlen, aber er fährt nicht extra 10 km Umweg, um einen Laden mit teurerer Milch zu finden, sondern nimmt das, was im Regal steht."
"Das Problem habe ich auch", stimmt ein weiterer User zu. "Wenn ich wirklich Bio kaufen möchte, muss ich 16 km fahren - was als Vollzeitberufstätige nicht immer so einfach ist. Man kann hier vor Ort Rind und Schwein aus Weidehaltung kaufen - muss aber immer direkt Pakete von 10 kg abnehmen. Das muss dann auch irgendwo untergebracht werden. Es geht natürlich irgendwie alles, aber wenn man tatsächlich ein Umdenken beim Verbraucher erreichen möchte, muss man es dem Verbraucher beim Einkauf leichter machen."
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