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Digitalisierung

Vernetzter Betrieb: Ein Milchviehalter erzählt wie es geht

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am Mittwoch, 14.04.2021 - 16:00 (Jetzt kommentieren)

Daten vom Futter, von der Kuh und vom Feld – die Koning GbR aus Hertefeld nutzt digitale Systeme, die den gesamten Betrieb erfassen. Das reicht vom Pflanzenbau über die Milcherzeugung bis hin zur Buchhaltung.

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Aufgewachsen ist Jan Derk Koning auf einem Bauernhof in den Niederlanden. Dort kannte er jede Kuh mit Namen, ihre Abstammungen und Leistungen. Auch auf dem Acker und den Wiesen war ihm jeder Quadratmeter vertraut.

Auf der Suche nach einem größeren landwirtschaftlichen Betrieb verschlug es ihn und seine Frau Janelle in das brandenburgische Havelland, östlich von Berlin gelegen. Hier gründete er im Jahr 1997 auf einem ehemaligen Volksgut die Koning GbR in Hertefeld. Inzwischen verfügt der Betrieb über 555 ha Acker- und 550 ha Grünland sowie 1.000 Rinder, darunter 450 Milchkühe.

Jan Derk Koning kennt auch in seinem großen Betrieb im Havelland jede Kuh und jede Ecke auf seinem Land. Allerdings hat er die Daten nicht alle im Kopf. Sie sind digital gespeichert und jederzeit verfügbar. „Ich muss nur mein Smartphone zur Hand nehmen oder den Computer im Büro anschalten“, sagt er.

Präzise Gülle ausbringen

Als Software nutzt er das System „365FarmNet“. Sie ist mit den anderen digitalen Datensystemen gut vernetzt und eignet sich für eine automatisierte und vollständige Dokumentation auf dem Acker und im Stall. Mithilfe dieser Software schafft Koning auch Transparenz über seine Arbeitsprozesse und die betrieblichen Kosten.

Gerade in der Milchviehhaltung ist es wichtig, einen Überblick über alle Prozesse zu haben. Wichtige Grundlage für eine hohe Milchleistung ist gutes Grundfutter. Die Basis dafür wird bereits auf dem Grünland gelegt. „Im zeitigen Frühjahr sind hier Walzen, Schleppen, Nachsähen und Düngen angesagt“, erklärt Koning. „Vor allem eine präzise Gülleausbringung lässt sich über 365FarmNet steuern. Auch bei der Mahd, dem Wenden oder der Ernte werden mithilfe des Systems alle Arbeitsschritte genau registriert.“

Erntegut analysieren

Eine besondere Hilfestellung dabei ist das Erfassen der Erntemengen und des Trockenmassegehalts schon während der Ernte. Hierbei misst ein spezielles Gerät mithilfe der NIRS-Technologie (Nah-Infrarot-Spektroskopie) die Trockenmasse während des Häckselns. „Wir befüllen mehrere Silos gleichzeitig, wobei wir sie vor allem nach der Qualität des Grases unterscheiden“, sagt Jan Derk Koning.

Sechs Wochen nach dem Einlagern werden Futterproben gezogen, die der Landwirt im Labor des Landeskontrollverbands untersuchen lässt. Dadurch hat er auf seinem Betrieb einen guten Überblick über die Erntemengen und die Qualität. „Das wiederum nutze ich für die anschließende Planung der Rationen“, sagt der Milchviehhalter.

Passgenaue Rationen für alle

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Täglich erhalten die Kühe und Jungrinder entsprechend ihrer Leistung und ihres Bedarfs eine totale Mischration (TMR). Derzeit werden auf dem Betrieb fünf Rationen bereitet, je eine für Hochleistungskühe, Altmelker und Trockensteher sowie für ältere und jüngere Färsen. Dafür ist Herdenmanager Erik Ruiter zuständig. Die Rationen sind genau berechnet und auch die Anzahl der Tiere ist registriert. Beim Mischen der Ration legt er Wert auf eine bestimmte Reihenfolge der Komponenten sowie sorgfältiges Zerkleinern und Vermengen der Futterbestandteile. Auf einem Display neben dem Fahrersitz wird die jeweilige Futtermenge sichtbar, die auf den Ladewagen gelangt.

Daten sammeln und auswerten

Mit diesem System können viele Daten erfasst werden: Neben der Milchleistung werden auch die Bewegungs- und Wiederkauaktivität sowie das Ruheverhalten dokumentiert.
Alle Daten fließen ins Herdenmanagementprogramm ein. Damit kann auch der Gesundheitsstatus der Tiere kontrolliert werden. „Das hilft uns, Krankheiten frühzeitig zu erkennen und zu behandeln“, sagt Jan Derk Koning. Das System zeichnet alle Bewegungen auf, wodurch auch eine Brunst oder Verhaltensauffälligkeiten angezeigt werden. „Wenn eine Kuh sich beispielsweise weniger bewegt, könnte sich eine Lahmheit anbahnen, die wir visuell noch gar nicht erkennen“, erklärt der Landwirt. „Bei Verdauungsstörungen kaut das Tier weniger wieder. Diese Tiere erscheinen auf einer Alarmliste und können nach dem Melken ausgesondert, untersucht und gegebenenfalls behandelt werden.“ Dank des vernetzten Systems werden die Tiere Tag und Nacht überwacht und alle Daten direkt auf das Smartphone, das Tablet oder den PC gesendet.

Kosten genau im Blick

„Das Managementsystem hat auf unserem Betrieb maßgeblich zur Verbesserung der Gesundheit und Fruchtbarkeit der Kühe beigetragen“, sagt Jan Derk Koning. „So konnten wir die Produktionsrate im vergangenen Jahr auf 22 Prozent senken. Es hat uns aber auch geholfen, Kosten zu sparen.“
Mit einem Blick auf sein Handy kann er für einige Positionen die Kosten exakt ausweisen. So betrugen die Futterkosten im letzten Monat 13 Cent/kg Milch, darunter die für Kraftfutter 8,5 Cent/kg. Je 100 l Milch braucht er 28 bis 29 kg Kraftfutter. „Da gibt es kaum Spielraum. Insgesamt versuchen wir, die Kosten unter 30 Cent/kg Milch zu halten, um bei den niedrigen Auszahlungspreisen von 30 Cent/kg Milch überhaupt noch über die Runden zu kommen“, sagt er.

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Dies war eine stark verkürzte Zusammenfassung des Originalbeitrags.
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