Eine Landwirtsfamilie aus dem Oberallgäu wurde am 15. Dezember vom Landgericht Kempten zu Bewährungsstrafen verurteilt. Richter Christoph Schwiebacher sprach von „angemessen“ Urteilen, die knapp hinter den Forderungen der Staatsanwaltschaft zurückblieben. Der Vater wurde zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und acht Monaten, die Mutter zu einem Jahr und sechs Monaten und der Sohn zu einem Jahr und drei Monaten auf Bewährung verurteilt. Hinzu kommt eine Geldbuße in Höhe von insgesamt 7800 Euro an gemeinnützige Organisationen. Die Landwirte haben ihren Betrieb bereits aufgegeben. Für sie gilt ein Tierhaltungsverbot.
Warum war die Landwirtsfamilie überfordert?
Bei Veterinärkontrollen Ende 2019 und Anfang 2020 wurden Rinder mit entzündeten Klauen in überfüllten und verdreckten Ställen aufgefunden. Wie groß das Tierleid vor Ort wirklich war, war auch ein Thema beim Prozess. Richter Schwiebacher sagte, dass es den Tieren „richtig schlecht“ gegangen sei. Die Landwirte aus dem Oberallgäu hatten zugegebenen, ihre Rinder vernachlässigt zu haben. Ein Autounfall des Sohnes im Mai 2019 habe auch dazu geführt, dass die Familie mit der Situation in der Rinderhaltung überfordert gewesen sei. Der Milchviehbetrieb war zuvor von 180 auf beinahe 600 Rinder vergrößert worden. Die Familie hätte nach den ersten Kontrollen des Veterinäramtes reagieren müssen, machte das Gericht seine Sichtweise deutlich.
Verteidigung: Familie wurde massiv angefeindet
Warnende Worte findet der Verteidiger der Landwirtsfamilie im Rückblick auf das Geschehen. Die Familie sei mit teils sehr drastischen Worten in sozialen Medien angefeindet worden. Selbst an das Gericht seien Mails geschickt worden, in denen hohe Strafen für die Familie gefordert wurden, erklärte Richter Schwiebacher. Er fügte hinzu, dass jedoch die Kirche im Dorf gelassen werden müsste.
Was ist der sogenannte "Allgäuer Tierschutzskandal"?
Berichtet wurde über den Fall in manchen Medien unter den Schlagworten "Allgäuer Tierschutzskandal". Dabei handelt es sich jedoch ursprünglich um andere Vorfälle aus den Jahren 2019 und 2020. Hier geht es um Betriebe aus Bad Grönenbach, die Prozesse stehen noch aus. Wie die „Allgäuer Zeitung“ berichtet, sei nach Angaben der Justiz mittlerweile in zwei Fällen Anklage erhoben worden. Die Verhandlungen sollen im Jahr 2022 stattfinden.
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