Das Klauenbad ist eine Wanne mit einer Lösung, die die Keimzahl auf den Klauen reduziert und das Klauenhorn härtet. „Viele Landwirte glauben jedoch, dass sie mit einem Fußbad Klauenerkrankungen therapieren können“, sagt Prof. Kerstin Müller von der Klinik für Klauentiere in Berlin. Dem sei aber nicht so.
„Das Klauenbad dient zur Pflege, Keimverminderung und – je nach Art des Wirkstoffs – der Hornhärtung.“ Ein regelmäßiger Einsatz des Bads macht das Klauenhorn widerstandsfähiger gegen Gülle, Ammoniak und Feuchtigkeit. „Das ist wichtig, denn diese Substanzen zerstören auf Dauer die Klauen und machen sie anfällig für Bakterien“, sagt sie.
Welche Mittel sollte man für ein Klauenbad einsetzen?
Produkte für Klauenbäder enthalten verschiedene Substanzen, etwa Glutaraldehyd, Peressigsäure oder Wasserstoffperoxid. Harmlos sind diese Substanzen nicht. Konzentriert können sie ätzend wirken oder giftige Dämpfe freisetzen. Besonders bei Formalin sollte man vorsichtig sein.
Formaldehyd wird – in verdünnter Form – häufig als Konservierungs- und Desinfektionsmittel eingesetzt. Die Berufsgenossenschaft für Handel und Warenlogistik (BGHW) hat Formaldehyd 2015 als krebsauslösend eingestuft. Das bringt neue Pflichten für Landwirte mit sich. So dürfen die Mitarbeiter eines Betriebs nicht den Dämpfen des Formalin-Klauenbads ausgesetzt werden.
Vorsicht, Kältefehler bei Formalin!
Ein weiterer Nachteil von Formalin ist der Kältefehler. Ab Temperaturen unter 5 °C wirkt Formalin nicht mehr. Auch von Klauenbädern mit Kupfersulfat hält die Expertin wenig. „Klauenbäder mit Kupfersulfat führen zu einem sehr hohen Eintrag von Kupfer in die Umwelt“, sagt sie.
Das Problem: Kupfersulfat ist sehr giftig für Wasserorganismen und reichert sich bei der Ausbringung auf den Feldern im Boden an, was das Pflanzenwachstum hemmt und die Erträge von Feldfrüchten, etwa Mais, vermindert. Kerstin Müller empfiehlt daher, für Klauenbäder nur als Biozid registrierte Pflegeprodukte zu verwenden.
Biozide sind Substanzen, die Schädlinge, wie etwa Bakterien, bekämpfen. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) prüft die Produkte und trägt sie in eine „Positivliste“ ein. „Zugelassene Konzentrate erkennt man an der BAUA-Nummer auf dem Kanister.“
Dass sich Landwirte genau überlegen sollten, welches Klauenbadkonzentrat sie wählen, sieht man auch an anderer Stelle: Manche Molkereien untersagen ihren Lieferanten die Anwendung bestimmter Substanzen im Klauenbad.
Welche Wanne sollte man für ein Klauenbad einsetzen?
Vorsicht gilt auch beim Kauf einer Klauenwanne. Wichtig ist, dass das Klauenbad rutschfest und ebenerdig ist. „Bewährt haben sich betonierte Wannen oder Wannen aus Edelstahl, deren Flüssigkeit automatisch erneuert wird“, sagt Kerstin Müller.
Auch die Maße spielen eine wichtige Rolle. Das Bad sollte mindestens 3 bis 4 m lang sein und die Eintauchtiefe sollte 15 cm betragen. Eine gute Klauenwanne ist 50 bis 60 cm breit und 30 cm hoch.
Wo sollte man das Klauenbad im Stall platzieren?
Das Klauenbad sollte sich an einer gut belüfteten Stelle auf dem Laufweg der Kühe und außerhalb des Melkstands befinden. „Der Zugang sollte sich über ein Selektionstor steuern lasssen, damit Rinder mit akuten Läsionen der Mortellaro‘schen Krankheit und Tiere mit Verbänden nicht durch das Klauenbad laufen müssen“, sagt die Expertin.
Der Austausch des Bads sollte nicht zu spät erfolgen. „Bei einem 200-l-Klauenbad sollte der Inhalt spätestens nach 200 Kühen gewechselt werden“, sagt Kerstin Müller. Generell eignet sich das Klauenbad für jede Kuh.
Wie häufig sollte man das Klauenbad anwenden?
Wichtig ist auch, dass Landwirte das Klauenbad regelmäßig anwenden. Am besten zweimal in der Woche zu den Melkzeiten. Spätestens nach zwei Woche sollte man die Wirkung des Bads prüfen.
„Steigt der Infektionsdruck, kann man die Anwendungshäufigkeit vorsichtig nach oben schrauben“, sagt sie. Aber mit Bedacht: Setzt man das Klauenbad zu häufig und in einer zu hohen Konzentration ein, kann das schnell zu einer rissigen Klauenhaut führen. Bakterien haben da ein leichtes Spiel. Um Fehler zu vermeiden, rät die Expertin, sich am besten mit dem Tierarzt oder dem Klauenpfleger abzusprechen.
Was taugen Klauenwaschanlagen?
Neben der Klauenwanne gibt es auch die Möglichkeit, die Klauen in einer automatischen Waschanlage reinigen zu lassen. „Klauenwaschanlagen sind von der Idee nicht schlecht, jedoch ist deren Ausführung und Störanfälligkeit sehr unterschiedlich“, sagt sie.
Die Störanfälligkeit bestehe vor allem im Winter. Manche Anlagen verfügten auch über scharfkantige Bürsten, die die Klauen verletzten könnten. Deshalb empfiehlt Kerstin Müller, sich vor dem Kauf einer Klauenwaschanlage genau zu informieren.
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