Zu wenig Futter wegen Dürre: Milchviehhalterin sieht nur einen Ausweg


Bei Kirsten W. aus der schleswig-holsteinischen Geest wird die andauernde Hitze und der fehlende Regen immer mehr zum Problem. Den 2. Schnitt haben ihre Kühe, Färsen und Kälber auf der Weide fast schon abgegrast. Die Milchviehhalterin reagiert damit, die Kühe bis zum nächsten Regen aufzustallen und sich frühzeitig von Tieren zu trennen.
Der Betrieb von Kirsten W. liegt in der Gemeinde Löwenstedt im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein. „Mit 32 Hektar Ackerfutter und 55 Hektar Dauergrünland ernähren wir etwa 120 Milchkühe, weibliche Nachzucht, einige Mastfärsen und 30 Schafe“, schreibt die Milchviehhalterin. „Da wir über ausreichend Hof nahe Flächen verfügen, bietet sich die Weidehaltung an.“
Von März bis Oktober hält die Landwirtin alle Kühe auf der Weide, ab April auch Färsen und Kälber. Für die laktierenden Kühe ist meist im Oktober die Weidezeit beendet, Trockene und Färsen bleiben teilweise bis Anfang Dezember draußen. Geweidet wird Tag und Nacht. Etwa 15 Kg Maissilage, Kraft- und Mineralfutter sowie Natriumbicarbonat wird während der Melkzeiten zugefüttert.
Milchviehhaltung: "Trockenperioden werden immer mehr zum Problem"

Voraussetzung für die Weidehaltung ist die saisonale Abkalbung, die bei bei Kirsten W. von September bis Anfang Februar stattfindet. "So können fast alle Kühe im Leistungshoch im Stall ausgefüttert werden", schreibt die Milchviehhalterin. "Wichtig sind auch eine gute Klauengesundheit und lahmfreie Kühe, denn die Tiere müssen sehr aktiv sein, um ausreichend Futter aufzunehmen."
Eine echte Herausforderung sind die Treibwege für die Herde, vor allem in nassen Jahren. „Immer öfter, 2018, 2019 und auch in diesem Jahr werden aber ausgedehnte Trockenperioden für uns immer mehr zum Problem“, berichtet Kirsten W.
Landwirtin zur Weide-Situation „2. Schnitt schon fast abgegrast“
„Den zweiten Schnitt haben wir jetzt fast schon abgegrast.“ Momentan hat sie die Gelegenheit, Gassilage zu kaufen. „Das lässt einen schon ruhiger schlafen und wir können unseren eigenen Silo noch geschlossen halten.“ Noch gehen ihre Kühe tagsüber oder nachts raus, aber sie reduziert die Stunden immer weiter.
„Energie für die Bewegung und die Futteraufnahme stehen da bald in keinem guten Verhältnis mehr“, schreibt Kirsten W. „Zum Glück sind die Grasnarben durch die Kurzrasenweide sehr dicht. Auf den hohen sandigen Stellen wird es aber schon braun. Der Löwenzahn wird uns nächstes Frühjahr zeigen, wieviel geschädigt wurde.“
Trennung von Schwarzbunten: "Wir brauchen für die Vollweide flexiblere Kühe"

Aktuell sind ihre Kühe noch fit, einige verlieren aber bereits an Körperkondition. „Das führt bei diesen Tieren dazu, dass sie mit zunehmender Laktationszahl an Körpermasse verlieren, was wir nicht gut finden“, schreibt Kirsten W. „Wir brauchen für die Vollweide eine "flexiblere" Kuh, die besser auf sich aufpasst. Obwohl wir gute Gesundheitsdaten, ein hohes Abgangsalter und eine hohe Abgangsleistung haben, müssen wir uns schweren Herzens von unserer schwarzbunten Herde trennen. "
In diesem Jahr werden die ersten Färsen aus einem Dreirassen-Kreuzungsprogramm von VikingGenetics kalben. Gekreuzt werden die Rassen Schwarzbunt (sbt), schwedisch-rot und Montbéliarde. Die Landwirtin geht davon aus, dass sie dann zwar etwas an Milch verliert, dafür aber den Tieren gerechter wird.
Betriebsspiegel Kirsten W.
Landwirtschaftliche Nutzfläche (ha) | 87 |
Anzahl Milchkühe | 120 |
durchschnittliche Milchleistung (kg/Jahr) | 10.100 |
durchschnittliches Abgangsalter (Jahre) | 7,4 |
durchschnittliche Abgangsmilchleistung (kg) | 54.000 |
Wegen Hitzestress: "Wir werden die Kühe einige Zeit im Stall füttern müssen"

„Auch wenn es in den nächsten Tagen regnen sollte, werden wir wohl nicht umhinkommen, die Kühe für einige Zeit ganz im Stall zu füttern.“ Für die Jungtiere ist noch etwas Gras vorhanden. „Aber nach einem guten Regen dauert es doch immer 14 Tage, bis wieder voll geweidet werden kann“, schreibt die Milchviehhalterin.
Sie trennt sich bereits vorzeitig von einigen Tieren. „Wer hätte gedacht, dass sich solche Wetterereignisse so häufen. 2017 haben wir noch darüber nachgedacht, wie wir nach dem wochenlangen Regen das Wasser vom Land bekommen, um den ersten Schnitt machen zu können. Jetzt sind Trockenheit und Hitze zunehmend das Problem an unserem Standort."
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