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Milchproduktion

Weniger Milch auf dem Markt - Chance für den Preis

am Donnerstag, 23.07.2015 - 12:42 (Jetzt kommentieren)

In den letzten zwei Wochen hat sich die Milchproduktion in Deutschland und Europa abgekühlt. In der zweiten Juliwoche wurden in Deutschland 3,3 Prozent weniger Milch angeliefert als die Woche zuvor.

Laut Milchindustrie-Verband (MIV) hat die Anlieferungskurve die Vorjahreslinie nun wieder deutlich durchschnitten. Insbesondere in Süddeutschland fehlen nach Angaben des MIV die Niederschläge, gerade das Grünland habe dort gelitten. Die Milcherzeugerpreise hätten deutlich nachgegeben, worauf viele Milcherzeuger mit entsprechendem Kosten- und Futtermanagement reagierten, was die Milchproduktion bremse. Auch die Produktpreise hätten deutlich nachgegeben. Langsam zeigt sich nach Einschätzung des Verbandes allerdings Bodenbildung, billiger werde es nicht mehr.
 
Auch andere Länder in der EU und in Drittstaaten berichten von einer ähnlichen Entwicklung. Die exportstarken Neuseeländer hätten demzufolge die Produktion im zweistelligen Prozentsatzbereich gekürzt. Wegen der Situation in Griechenland sei der Euro günstig, was den Export aus der EU stärke. Insofern sieht der Milchindustrie-Verband mit Zuversicht nach vorne. "Die Zahlen haben sich stabilisiert, der Markt ist langsam geräumt, die Nachfrage übersteigt wieder das Angebot", schätzt MIV-Hauptgeschäftsführer Eckhard Heuser.

Magermilchpulver geht in die Intervention

Erstmals ist in der Europäischen Union in diesem Jahr eine Partie Magermilchpulver der öffentlichen Intervention angeboten worden. Das geht nach Angaben der Marktexperten des agrarmanagers aus aktuellen Daten der EU-Milchmarktbeobachtungstelle hervor. Bei dem Magermilchpulver handelt es sich um 1.143 t aus Litauen. Die EU-Kommission geht dennoch von einem spezifisch litauischen Problem aus und rechnet deshalb mit überschaubaren Mengen. Im laufenden EU-Agrarhaushalt sind keine Summen für die Intervention von Magermilchpulver oder Butter vorgesehen. Aber die bisherigen Mengen lassen sich noch aus Resten anderer Haushaltsrubriken finanzieren. Größere Interventionsmengen müssten dagegen aus der Krisenreserve bezahlt werden, die Landwirte der EU selbst finanzieren.
 
Zur privaten Lagerhaltung wurden in der Woche ab dem 13. Juli in der EU insgesamt 2.512 t Magermilchpulver angedient, so viel wie bisher in keiner Kalenderwoche des laufenden Jahres. Die Ware stammte zum größten Teil aus Irland und Spanien.
 
In Deutschland wurde in der Berichtswoche kein Magermilchpulver in die private Lagerhaltung übernommen. Dennoch bleibt Deutschland mit 15.237 t Bevorratung in diesem Jahr mit weitem Abstand führend vor Spanien und Litauen mit jeweils über rund 7.000 t.
 
Insgesamt beträgt die zur privaten Lagerhaltung angebotene Menge EU-weit 40.045 t Magermilchpulver. An Butter wurde in der EU sogar 108.652 t zur gestützten Lagerhaltung offeriert. Allein in der Woche ab dem 13. Juli wurden die Bestände um 4.055 t aufgestockt. Von dieser Menge stammten
  • 1.405 t aus Irland,
  • 1.219 t aus den Niederlanden und
  • 923 t aus Deutschland.

Export: Analysten empfehlen asiatischen Markt

"Rückläufige Milchpreise helfen den Molkereien, ihre Margen zu erhöhen und sorgen für ein stärkeres Gewinnwachstum als im Bloomberg-Food-Index. Wir glauben also weiter an gute Ergebnisse", sagt BMI Research zur aktuellen Lage am weltweiten Milchmarkt. Das Analystenhaus glaubt, dass vor allem Unternehmen mit einer starken Ausrichtung nach Asien mittel- bis langfristig mehr Umsatz machen werden.
 
Besonders die indische Molkereiindustrie könnte in den kommenden Jahren stark wachsen, berichtet Dow Jones News. Die demographische Entwicklung sowie ein Wandel der Ernährungsgewohnheiten sind nach Einschätzung der Investmentbank Jefferies in Indien die Gründe dafür. Demnach sollen sich besonders Produkte wie Eis, Joghurt, Käse und Milchgetränke zunehmend am Markt durchsetzen.
 
Die indische Molkereiindustrie ist mit einem Wert von 60 Milliarden US-Dollar (55,2 Mrd. Euro) der weltweit größte Produzent und Verbraucher von Milch. Nahezu 18 Prozent der weltweit erzeugten Milch (nach Volumen) gehen auf das Konto Indiens. 

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