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Zucht

ZWS Fleckvieh: Stabilität an der Spitze

am Montag, 14.04.2014 - 09:00 (Jetzt kommentieren)

München - Die aktuelle Zuchtwertschätzung Fleckvieh brachte wenig Veränderung, weder bei den töchtergeprüften Bullen noch bei den genomischen Jungvererbern.

Die Jungvererber stellen wir Ihnen künftig ebenfalls kurz vor, da sie in der Praxis für viele Landwirte zunehmend interessanter werden, obwohl die Sicherheit der Jungbullen-Prüfwerte bekanntermaßen deutlich geringer ist als bei den nachkommensgeprüften Vererbern, nämlich nur bei 60 bis 65 Prozent.
 
Mit der aktuellen Zuchtwertschätzung wurde routinemäßig ein Haplotypentest für Arachnomelie (Spinnengliedrigkeit) bei allen genotypisierten Fleckviehtieren durchgeführt, meldet die Landesanstalt für Landwirtschaft Bayern (Lfl). Außerdem veröffentlichte sie erstmals Informationen über einen weiteren Erbfehler beim Fleckvieh namens "Fleckvieh Haplotyp 4 " (FH4). Diese Erbkrankheit beeinflusst die Non Return Rate. Das heißt, dass bei Risikoanpaarungen, wenn Vater und Muttersvater Anlageträger sind, der Anteil erfolgreicher Besamungen um sechs bis sieben Prozent niedriger ist, weil es in der ersten Trächtigkeitswoche Frühabgänge gibt. Die Häufigkeit von FH4 in der weiblichen Fleckviehpopulation beträgt aktuell 3,5 Prozent. Die Häufigkeit von Frühabgängen liegt bei rund 0,1 Prozent (bei 12 von 10.000 Trächtigkeiten). Im Besamungseinsatz weisen Stiere, die Träger von FH4 sind, praktisch identische Befruchtungswerte wie freie Stiere auf. Auswertungen von Risikopaarungen haben gezeigt, dass für den Züchter durch FH4 bisher kein nennenswerter wirtschaftlicher Schaden entstanden ist.

Töchtergeprüfte Bullen

Die aktuelle Bunte Liste der töchtergeprüften Fleckviehbullen wird nun wieder von Wille angeführt. Er konnte seinen Gesamtzuchtwert um einen Punkt steigern und erreicht einen GZW von 136. Zu verdanken hat er dies u.a. einer Steigerung beim Fleischwert von drei Punkten auf jetzt 103. Wille ist bekanntermaßen Träger des Erbdefekts Zwergwuchs (DW) und somit ein Kandidat für die gezielte Anpaarung. Durch den Wiederaufstieg von Wille wurden die nachfolgenden Bullen Waldbrand, Vanadin und Rumgo um einen Platz nach hinten geschoben. Während sich die Zahl der Wille-Töchter in der ersten Laktation seit der Dezember-Schätzung gleich geblieben ist, scheint das Image des Rumba-Sohns Rumgo, der ebenfalls Träger von Erbkrankheiten ist - nämlich TP und FH2 - weniger stark gelitten zu haben. Die Zahl seiner Töchter in der ersten Laktation stieg seit Dezember von 4.453 auf 5.918 Tiere. Er sollte mit rahmigen Kühen angepaart werden.
 
Auf dem fünften Platz findet sich nun der Winnipeg-Sproß Wio, der seinen Gesamtzuchtwert um zwei Punkte auf jetzt 134 steigern konnte. In seiner Spezialdisziplin Fitness legte er drei Punkte auf jetzt 128 zu, beim Fleischwert beträgt die Steigerung einen Punkt auf 113.
 
Der einzige echte Neuling in der Top-Ten-Liste der töchterbasierten Bullen ist der sechstplatzierte Hutera. Aufgrund seiner Abstammung (Vater: Hutmann, Muttervater: Madera) bringt er frisches Blut ins Spiel. Außerdem ist er derzeit der höchstplatzierte töchtergeprüfte Bulle ohne eine bekannte Erbkrankheit. Seit der Dezember-Schätzung legte er im Gesamtzuchtwert um zwei Zähler auf 131 zu. In den Kategorien Fitness und Fleischwert steigerte er sich um drei bzw. einen Punkt auf 100 bzw. 116. Seine Spermaversorgung soll jedoch sehr knapp sein.
 
Das Schlusslicht der zehn besten Bullen nimmt diesmal der Raufbold-Sohn Reumut ein. Er büßte seit der letzten ZWS im Gesamtzuchtwert fünf Punkte ein und ruschte damit vom fünften Platz deutlich ab. Beim Milchwert war sein Verlust noch markanter, hier musste er sieben Zähler auf jetzt 119 abgeben.

Genomische Jungvererber

Durch die Teilnahme der genomischen Zuchtwertschätzung am Anerkennungsverfahrens durch Interbull ergaben sich kleinere Anpassungen für die Milchleistungsmerkmale, die im April erstmals umgesetzt wurden. Sie verbessern die genomischen Zuchtwerte im Bereich der Milchleistungsmerkmale zwar, führen aber auch zu tendenziell niedrigeren Schätzwerten im Spitzenbereich. In einigen wenigen Fällen wurden auch leicht sinkende Sicherheiten um bis zu zwei Prozentpunkte festgestellt.
 
Die Spitze der genomischen Jungvererber wird von Wildwest- und Wille-Söhnen geprägt. Jeweils drei schafften es unter die besten Zehn.
 
Die Liste wird nach wie vor von Wildstern mit seinem genomischen Gesamtzuchtwert von 145 angeführt. Der Wildwest-Sproß punktet mit einem Milchwert von 133 und einem Fleischwert von 117. Bei seinem Einsatz muss auf eine gute Eutergrundlage geachtet werden, empfiehlt die Besamungsstation Nordschwaben. Auf Platz zwei findet sich sein Halbbruder Wahrsager, der der höchste Neueinsteiger bei den genomischen Jungbullen ist. Seine Werte können sich ebenfalls sehen lassen: GZW 143, Milchwert 129, Fleischwert 118, Fitness 120. Allerdings ist er Träger von TP. Durch das Auftauchen von Wahrsager wurde die Nummer zwei vom Dezember, der Stier Watt, auf den vierten Platz verdrängt. Der 91.000 Euro-teure Willenbe-Sohn musste im Gesamtzuchtwert ein Minus von sieben Zählern verkraften, beim Milchwert waren es vier Punkte weniger als Ende 2014, hier kommt er derzeit auf 125. In seiner Spezialdisziplin, dem Fitnesswert, verlor er zwei Punkte auf immer noch beeindruckende 131. Seinen mittelrahmigen Töchtern wird eine gute Fundament- und Eutervererbung vorhergesagt.
 
Weitere Neulinge in der Spitzengruppe der Jungvererber sind Windstone (Vater: Wille) und Viano (Vater: Rotglut) mit jeweils einem Gesamtzuchtwert von 140. Windstone empfiehlt sich dabei eher als Milchvererber (MW 135), während Viano mit einem Fleischwert von 113 und einem Fitnesswert von 120 glänzt. Der Wyoming-Sohn Weltenburg ist bei dieser Zuchtwertschätzung vom dritten auf den neunten Platz abgeruscht, weil er in allen Kategorien Abschläge hinnehmen muss. Im Gesamtzuchtwert büßte er sechs Punkte ein (auf jetzt 138), beim Milchwert vier (jetzt 126), beim Fleischwert zwei (jetzt 118) und beim Fitnesswert ebenfalls zwei (jetzt 121).

ZWS Fleckvieh

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