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Zucht

ZWS Fleckvieh: Waldbrand schiebt sich an die Spitze

am Samstag, 14.12.2013 - 13:54 (Jetzt kommentieren)

München - Die Zuchtwertschätzung Dezember brachte wenige Veränderungen beim Fleckvieh, abgesehen davon, dass die bisherige Nummer eins, Wille, von der Spitze abgetreten ist.

Bei der aktuellen Fleckvieh-Zuchtwertschätzung gab es wieder die routinemäßige Anpassung der Basisgruppe, die um vier Monate vorgerückt ist. Ansonsten brachte diese Schätzung zwar wieder drei neue Namen in der Spitzengruppe ins Spiel, doch die meisten Bullen sind schon länger hier vertreten.

Erbfehler und ihre Auswirkungen

Die seit ein paar Monaten bekannten Erbfehler DW, FH2, TP und ZDL einiger Fleckvieh-Topvererber wirken sich zwar nicht direkt auf deren Ergebnisse bei der Zuchtwertschätzung aus, indirekt beeinflussen sie die Karriere dieser Bullen jedoch teilweise erheblich. Die meisten Besamungsstation haben ihr Angebot entsprechend ihrer Risikoeinschätzung überarbeitet. "Obwohl im oberen Bullensegment sich die Nachkommen geprüften Vererber gut behauptet haben, haben wir einige aus unserem Angebot genommen, da diese Merkmalsträger für unerwünschte genetische Besonderheiten sind", schreibt Benjamin Köhnlein vom Besamungsverein Nordschwaben. Auf andere sehr ausgesuchte Bullen will man dort dennoch nicht verzichten, weil sie in Ihrer Vererbungsleistung derart herausragend sind, dass man auf den genetischen Fortschritt nicht verzichten möchte. "Zumal bei gezielter Anpaarung das Risiko, ein erbauffälliges Tier zu bekommen, praktisch gleich null gesetzt werden kann", so Köhnlein weiter.
  • "Risikoanpaarungen vermeiden!" - Telefoninterview zum Thema Erbkrankheiten beim Fleckvieh, Teil I (2. Oktober)...
  • Erbfehler: Was wird aus den betroffenen Top-Vererbern? - Telefoninterview, Teil II (9. Oktober)...

Besamungsstationen setzen auf Anpaarungsprogramme

Auch Dr. Alfred Weidele von der Rinderunion Baden-Württemberg weist darauf hin, "bewußt mit den genetischen Besonderheiten umzugehen. Mit Sicherheit sollte versucht werden, keine Bullen mit Zwergwuchs DW oder Zinkdefizienz-Like-Syndrom ZDL einzusetzen. Der Einsatz von Bullen die Trombopathie TP oder Minderwuchs FH2 tragen, wird sich nicht vollständig ausschließen lassen, wenn man wertvolle genetisches Potential nicht verschenken will, zumal zu erwarten ist, dass noch weitere genetischen Besonderheiten auftreten werden und da evtl. bisher vermeintlich freie Linien betroffen sein können. Die Freiheit von genetischen Besonderheiten ist inzwischen zur Momentaufnahme geworden." Und momentan tragen 22 der Top-Bullen eine der neuen genetischen Besonderheiten, deshalb verwundert es auch nicht, dass unter den zehn Top-Bullen die besten vier Tiere ebenfalls davon betroffen sind. Erst ab Rang fünf sind keine Erbfehler bekannt.

Aufstieg ohne Leistungssteigerung

Die Bunte Liste wird neuerdings von Waldbrand angeführt, der seinen vierten Platz vom August mit der bisherigen Nummer eins, Wille, getauscht hat. Waldbrand gelang dieser Aufstieg ohne große Leistungssteigerung, sein Gesamtzuchtwert blieb konstant bei 137 Punkten, was darauf hindeutet, dass die anderen Bullen Abstriche hinnehmen mussten. Im Detail gab es jedoch sehr wohl Veränderungen bei seinen Werten: So konnte sich Waldbrand im Fitnessbereich um beachtliche drei Punkte verbessern auf jetzt 125, beim Milchwert büßte er jedoch zwei Punkte auf jetzt 122 ein und beim Fleischwert einen Punkt auf nun 108. Die Abkalbezuchtwerte des Winnipeg-Sohns sind inzwischen durch knapp 60.000 Kälber abgesichert, meldet die Besamungsstation Greifenberg. Bei ihm muss jedoch beachtet werden, dass er Träger des Minderwuchs-Defekts FH2 ist.

Auf den Fleischvererber Vanadin will man nicht verzichten

Auf dem zweiten Platz folgt Vanadin, mit einem Gesamtzuchtwert von ebenfalls 137 Punkten. Der geborene Fleischvererber verlor in seiner Königsdisziplin zwar zwei Zähler, liegt hier mit seinen 140 Punkten aber immer noch weit vor allen anderen Bullen. Er konnte seine Platzierung seit August um drei Plätze verbessern. Auch von ihm ist ein Erbfehler bekannt, nämlich TP (Trombopathie).
 
Vom drittplatzierten Rumgo sind gleich zwei Erbfehler bekannt, nämlich FH2 und TP. Der Gesamtzucht des Rumba-Sohns ging um zwei Punkte auf nunmehr 136 zurück und in der Kategorie Fitness büßte er zwei Punkte ein, hier kommt er nun auf 125. Im Milch- und im Fleischwert verlor er jeweils einen Zähler auf jetzt 123 bzw. 105.
 
Wille, der bisherige Spitzenreiter, findet sich nun auf Rang vier wieder. Geschuldet ist dies einer Reduzierung im Gesamtzuchtwert um drei Punkte auf 135 GZW. Die größten Abstriche waren dabei im Fitnessbereich (-2) auf jetzt 117 zu beobachten, beim Milch- und beim Fleischwert verlor er jeweils einen Zähler auf nunmehr 128 bzw. 100 Punkte. Sein größtes Manko ist jedoch, dass er die genetische Besonderheit DW, also Zwergwuchs, vererben könnte.

Reumut ist der höchste erbfehlerfreie Fleckviehbulle

Auf dem fünften Rang findet sich der höchste und jüngste Neuzugang unter den zehn besten Töchter geprüften Bullen. Der Raufbold-Sohn namens Reumut wurde erst 2009 geboren und kann deshalb auch noch keine sehr hohe Sicherheit bei seinen Werten bieten, sie liegt bei 79 Prozent. Ansonsten können sich seine Schätzwerte jedoch sehen lassen: Milchwert 126, Fleischwert 108 und Fitness 119. Er ist der höchstplatzierte Fleckviehbulle, der bislang ohne genetische Besonderheit gelistet ist.
 
Der Manitoba-Spross Manton konnte sich seit August um vier Plätze verbessern und rangiert nun auf dem sechsten Rang. Sein Gesamtzuchtwert von 134 und sein Milchwert von 124 blieben seither konstant, beim Fleischwert konnte er einen Zähler zulegen auf jetzt 104, bei der Fitness musste er hingegen einen abgeben auf 123.
 
Rotglut hat ebenfalls seine Platzierung um vier Plätze verändert, allerdings in die entgegengesetzte Richtung wie Manton. Rotglut rutschte seit dem Sommer vom dritten auf den siebten Platz ab. Der Round up-Sohn büßte beim Milchwert drei Punkte (jetzt 117) und bei der Fitness sogar vier Punkte (jetzt 121) ein, was in der Summe zu einer Reduzierung seines Gesamtzuchtwertes um vier Zähler auf jetzt 134 führte.

Neulinge Mammut und Indian sorgen für frisches Blut

Auf dem achten Platz findet sich der zweite Newcomer, ein Mandela-Abkömmling namens Mammut. Seine Werte deuten auf einen recht ausgewogenen Vererber hin: Der Milchwert beträgt 133 Punkte, der Fleischwert 120 und der Fitnesswert auf 122.
 
Der neuntplatzierte Willem ist ein Fitness-Vererber. In dieser Kategorie konnte er sich seit August nochmals um einen Punkt auf jetzt 127 steigern. Sein Milchwert ist seither jedoch um zwei Zähler gefallen und sein Gesamtzuchtwert hat um einen auf jetzt 133 nachgegeben.
 
Der dritte Neuling in der Spitzengruppe heißt Indian und ist ein Inder-Sohn, der im August noch gar nicht in der Bunten Liste vertreten war. Im Gesamtzuchtwert kommt er auf 132. Sein Milchwert von 129 bei einer sehr hohen Milchmengenvererbung von +1090 Mkg kann sich sehen lassen. Einem schnellen Milchfluss (120) steht eine knapp durchschnittliche Zellzahl von 97 gegenüber. Sein Fleischwert von 116 ist ebenfalls gut, bei der Fitness kommt er jedoch nur auf 100 Punkte. Seine Töchter haben einen knapperen Rahmen und neigen zu mehr Winkel (110) im Sprunggelenk und einer federnden Fessel (91). Indian benötigt eine sehr gute Eutergrundlage auf der Mutterseite, da die Euter der IndianTöchter, auch aufgrund seiner enormen Leistung, sehr voluminös sind, ist vom Besamungsverein Nordschwaben zu hören.
 

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