Die Hofstelle sieht sauber und aufgeräumt auf – beinahe idyllisch. Obwohl hier Schweine im geschlossenen System gehalten werden, kommen Besucher zwischen Zufahrtsstraße und Hofstelle zunächst an einer Weide mit Rindern vorbei. Es gibt Sitzstangen für Greifvögel, Nisthilfen, Insektenhotels und sogar einen kleinen Teich. So haben Schwalben, Fledermäuse und Greifvögel gleich eine Tränke.
Alles einen tieferen Sinn: Da alles macht einen guten Eindruck auf die vorbeifahrenden Menschen und ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit. Die Gestaltung des Hofumfelds gehört aber auch zur ersten Barriere, um Schadnager – also Ratten und Mäuse – aus den Ställen fernzuhalten.
Vorher: Giftköder Innen und Außen
Die meisten landwirtschaftlichen Betriebe nutzen Biozide – also Gifte, die sich gegen Wirbeltiere richten – im Stall und im Außenbereich zur Schadnagerbekämpfung. Auf europäischer Ebene ändert sich jedoch einiges. Biozide werden von der Gesellschaft nicht gern gesehen und die Vorschriften verschärfen sich immer weiter.
Insgesamt wird der Einsatz von Bioziden im Außenbereich zunehmend erschwert, da sie auch auf andere Wirbeltiere wie Säugetiere oder Vögel tödlich wirken. Sei es, weil sie an den Köder direkt gelangen oder am Gift verendete Tiere finden und fressen. Also müssen Landwirte vermehrt alternative Konzepte zur Schadnagerbekämpfung finden.
Wie kann Schadnagerbekämpfung ohne Gift aussehen?
Wie könnte also die Bekämpfung von Schadnagern ohne Biozide aussehen? Bei der Fliegenbekämpfung werden die Fliegen schon häufiger ohne Einsatz von Gift vom Betrieb ferngehalten. Das klappt in den meisten Fällen sehr effektiv.
Die Idee war, auch bei den Schadnagern auf möglichst viele natürliche und biologische Barrieren zu setzen, um möglichst wenig mit Giftködern arbeiten zu müssen. Das Ziel sei es, den Betrieb so abzuriegeln, dass keine Mäuse und Ratten mehr in den Stall gelangen.
Wie kann die Physiologie von Ratten und Mäusen helfen?

Ein wichtiger Aspekt in der giftlosen Bekämpfung von Schadnagern sei deren Physiologie. Mäuse und Ratten sehen nur 30 bis 40 cm weit. Dafür sind der Geruchs-, der Hör- und der Tastsinn sehr gut entwickelt. Dieses Wissen nutzt die biologische Bekämpfung aus.
Es setzt zum Beispiel auf ein spezielles, recht scharfkantiges, starkes und buschiges Gras. Die Nager finden mit ihren sensiblen Tasthaaren den Weg durch dieses Gras nicht mehr. Es ist ihnen unangenehm, durch dieses scharfkantige Gras zu laufen. Hinzu kommt, dass sie auf den weiten und offenen Flächen leichter Beute von Greifvögeln werden.
So eine Grasfläche gehört deshalb zur ersten Barriere im Kampf gegen Mäuse und Ratten (siehe Bild „Drei Barrieren zur biologischen Schadnagerbekämpfung“). Es geht darum, dass Umfeld des Stalls für die Schadnager so ungemütlich wie möglich zu gestalten. Zudem lockt dies natürliche Feinde an.
Wie helfen Düfte bei der Schadnagerbekämpfung?
Die zweite Barriere sind Duftstoffe, die für die Mäuse und Ratten unangenehm riechen. Dazu werden Kräuter- und Blumenstreifen rund um die Stallungen angelegt. Es gibt einige Kräuter, deren ätherische Öle die Nager als unangenehm empfinden und sie meiden. Die Blüh- und Duftstreifen ziehen außerdem viele Insekten an.
Diese locken Insektenfresser wie Schwalben, Spatzen, Meisen und Fledermäuse an, die auch viele der unerwünschten Fliegen fressen. Greifvögel wie Turmfalken und Eulen freuen sich über das reiche Nahrungsangebot. Sie sind ebenfalls Teil der ersten Barriere und werden mit speziellen Nistangeboten zusätzlich angelockt.
Wie kontrolliere ich, ob die Schadnager-Barrieren helfen?
Die dritte Barriere dient vor allem der Kontrolle. Neben Schlagfallen wird hier noch mal mit Duft gearbeitet. Es gibt Röhren mit einem Duftstoff, den die Ratten und Mäuse ebenfalls nicht mögen. Am ehesten lässt sich der Geruch mit dem nach Rauch und Feuer vergleichen.
Da es aber immer Schadnager geben wird, die trotz aller Widrigkeiten einen Weg zur Stallaußenseite finden, gibt es die CO2-Schlagfallen. Das sind im Grunde kleine Bolzenschussgeräte. Hier werden wiederum Düfte genutzt, die die Mäuse und Ratten anlocken: Es riecht ein wenig nach Speck und Schokolade.
Der Vorteil an die Tötungsmethode sei, dass die getöteten Ratten und Mäuse kein Gift aufgenommen hätten. So stellen sie keine Gefahr für andere Wirbeltiere dar. Ein paar klassische Köderboxen mit Gift dienen der Kontrolle.
Was kostet die biologische Schadnagerbekämpfung?
Das ist sehr individuell. Wird ein neues Projekt gestartet, so sind die Materialkosten im ersten Jahr in der Regel etwas höher als bei einer konventionellen Strategie. Der Service ist genauso teuer.
Langfristig gesehen sinken die Kosten und das alternative Konzept ist günstiger. Denn es werden zum Beispiel weniger Köderboxen und Giftköder benötigt.
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