Die Länder Brandenburg und Sachsen bauen entlang der Grenze zu Polen so genannte Wildschweinabwehrbarrikaden auf. Sie wollen nichts unversucht lassen, damit die in Polen grassierende Afrikanische Schweinepest (ASP) nicht mit Wildschweinen über die Grenze kommt.
Laut Agrarministerin Julia Klöckner ist auch auf der polnischen Seite der Grenze ein Zaun geplant. Es sei wichtig, dass Polen nach Brandenburg und Sachsen ebenfalls eine solche Barriere angehe. Deshalb hat die Ministerin in Brüssel die Hilfe des Technischen Hilfswerk angeboten.
EU-Kommission: Grenzzäune helfen kaum
Die EU-Kommission warnt allerdings vor falschen Methoden im Kampf gegen die tödliche Tierseuche. So beschleunige zum Beispiel die Jagd auf Wildschweine die Verbreitung der ASP, da sich die Tiere weiter und schneller bewegen.
Auch lange Zäune entlang der Grenzen der EU-Mitgliedstaaten böten keinen Schutz, sagte Bernard van Goethem, Direktor in der Generaldirektion für Gesundheit der EU-Kommission. Mit der Zeit würden Wildschweine solche Zäune überwinden.
BMEL: Wanderrichtung der Wildschweine beeinflussbar
Auf Nachfrage von agrarheute antwortet das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL): „Die Erfahrungen haben gezeigt, dass solche Zäune durchaus Einwirkungen auf die Migrationsrichtung von Wildschweinen haben können. In anderen Mitgliedstaaten wurden Zäune errichtet, um die Verschleppung der ASP aus einem infizierten Gebiet heraus zu verhindern. Auch bei den von Brandenburg und Sachsen errichteten mobilen Wildschweinbarrieren im deutsch-polnischen Grenzgebiet handelt es sich um Zäune, welche gezielt die Verschleppung aus einem bekannten infizierten Gebiet verhindern sollen.“
Daneben würden aber von den dafür zuständigen Bundesländern weitere wirksame Maßnahmen ergriffen, wie die verstärkte Kadaversuche oder Monitoring auf ASP. Für die Finanzierung und die Sicherung der Zäune sind die Bundesländer zuständig.
Wildschwein-freie Zone schaffen
Laut des BMEL geht es darum, durch Zäune und durch die Reduktion des Wildschweinebestandes eine möglichst Wildschwein-freie Zone als Puffer zu schaffen. Die Weiße Zone befindet sich in ASP-freiem Gebiet zwischen einem bekannten infizierten Gebiet eines Mitgliedstaates und einem nicht betroffenen Mitgliedstaat. Das Jagdmanagement erfolgt somit in einem ASP-freien Gebiet unter sehr kontrollierten Bedingungen. Über die genaue Ausgestaltung werde derzeit beraten.
Grundsätzlich kann sowohl eine verstärkte Bejagung oder eine Jagdruhe ein probates Mittel sein, um die Ausbreitung der ASP zu vermeiden. Das entscheiden – im Falle eines Ausbruchs in Deutschland – die zuständigen Behörden vor Ort, da sie am besten abschätzen können, was das sinnvollste Mittel ist.
FLI: Zusätzliche Barriere bei Prävention gegen ASP hilfreich
Auch das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) erklärt auf Anfrage von agrarheute, dass Grenz- und Wild(schutz)zäune zur Prävention als zusätzliche Barriere hilfreich sein können. Sie können zumindest eine Verzögerung der Ausbreitung von ASP bewirken.
Auch bei einem Seuchenausbruch sieht das FLI in ihnen eine sinnvolle Bekämpfungsmaßnahme, wie Tschechien gezeigt habe. Wildzäune seien aber keine absolute Barriere und würden nicht von intensiven Überwachungsmaßnahmen hinter dem Zaun entbinden.
Mehr Informationen erhalten Sie in unserem Topthema zur Afrikanischen Schweinepest.
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