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Mit dem Hoftierarzt unterwegs

APP-Einbruch: Husten und Fieber bei Mastschweinen

Landwirt sortiert Mastschweine
am Dienstag, 12.03.2019 - 05:00

In unserem aktuellen Praxisfall geht es um einen Mastbetrieb mit hohem Gesundheitsstatus, in dem plötzlich erhebliche Atemwegsprobleme mit erhöhten Verlusten bei den Schweinen auftraten. Nach anfänglichem Verdacht auf eine Influenzainfektion brachte die weiterführende Diagnostik ein klares Ergebnis: APP.

Der Fall: Husten, Fieber und Lungenverwürfe am Schlachtband

Die Mast lief wie geschmiert. Seit der umfassenden Rekonstruktion der 6.600er-Mastanlage im sächsischen Sausedlitz im Jahr 2014 wurden hier erfolgreich Schweine gemästet. Die Duroc-blütigen Tiere dänischer Herkunft erzielten Masttagszunahmen von fast 1.000 g bei niedrigen Verlusten.

Doch Anfang 2018 änderte sich dann plötzlich die Situation. Bei den letzten beiden Einstallgruppen traten starker Husten und Fieber bis 41°C auf und auch die Schlachtbefunde verschlechterten sich deutlich. Bis zu 30 Prozent Lungenverwürfe sprachen für sich. Hinzu kamen Leistungsdepressionen der Tiere und ein Anstieg der Verluste auf rund 5 Prozent. Auch die Futterverwertung verschlechterte sich spürbar.

In der Folge mussten vermehrt Tiere behandelt werden, was nicht nur zu höheren Tierarzt- und Medikamentenkosten führte. Das hat sich auch beim Antibiotikamonitoring entsprechend ungünstig ausgewirkt.

Die Diagnose: APP statt Influenza

Nachdem man zunächst an einen Influenzaeinbruch dachte, brachte die weiterführende Diagnostik Gewissheit. Sowohl die Sektion eines verendeten Tiers als auch die analysierten Blutproben kamen zum Ergebnis, dass die Schweine mit APP (Actinobacillus pleuropneumoniae) Typ 2 infiziert waren. Hierbei handelt es sich um eine sehr agressive Variante des Erregers.

Schnell war auch klar, wie der Erreger in den Mastbestand eingetragen wurde. Er war eindeutig über die zugekauften Ferkel eingeschleppt worden, da auch im Aufzuchtbetrieb APP nachgewiesen wurde. Wie der Erreger allerdings in das ursprünglich APP-freie Flatdeck kam, ist ungeklärt. Sofort eingeleitete Untersuchungen im dänischen Ferkelerzeugerbetrieb ergaben, dass dieser nach wie vor frei von APP ist.

Die Lösung: Bestand leer gemacht und neu eingestallt

Aufgrund der mit dem APP-Einbruch verbundenen gesundheitlichen Risiken und vor allem wegen der ökonomischen Folgen für den Betrieb bestand unverzüglicher Handlungsbedarf. Nach gründlicher Prüfung mehrerer Varianten wurde entschieden, auch in Absprache mit dem bestandsbetreuenden Tierarzt, die Ställe leer zu fahren und mit APP-freien Tieren neu zu bestücken. Alles andere, wie zum Beispiel weiter zu behandeln oder zu impfen, wäre langwierig und teuer und vor allem aus Sicht des Antibiotikaverbrauchs problematisch gewesen.

Dass man mit der Sanierung, sprich dem kompletten Austausch des Mastbestands nach dem APP-Einbruch, alles richtig gemacht hat, zeigt ein Blick auf die jetzige Situation. Die Leistungen der Schweine haben sich deutlich verbessert, wie Masttagszunahmen jenseits von 1.000 g und eine Futterverwertung von 1 : 2,71 belegen. Auch der Antibiotikaeinsatz tendiert heute gegen null.

Mehr über diesen Praxisfall lesen Sie im Beitrag „Erfolgreich saniert nach APP-Einbruch" in der März-Ausgabe von agrarheute Schwein, ab Seite 38.

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