Nutztierhaltung ist mehr als nur ein Weg, ökonomisch Gewinn zu erwirtschaften. Es ist ein Lebensentwurf für den Tierhalter, der sich für eine Tierart entscheidet, an der er Freude findet. Tiergesundheit ist doppelt wichtig: Denn gesunde Tiere sind die Grundlage für Tierwohl und für den ökonomischen Erfolg.
Eins ist jedoch klar: Tierschutz findet nicht nur durch Kontrollgänge und Checklisten statt. Gelebter Tierschutz braucht Checker, also Menschen, die jeden Tag im Stall bei den Tieren sind und schon den Beginn von Verhaltensänderungen hin zu sichtbaren Symptomen erkennen. Dann können sie die geeigneten Maßnahmen ergreifen, um eine beginnende Krankheitswelle zu verhindern.
APP FitForPigs - Tiersignale to Go

Die neue Schweinesignal-App FitForPigs bietet dazu klare Hinweise und Symptomzuordnungen. Solche neuen Medien sind unschlagbar beim Visualisieren per Foto oder Videoeinblendungen. Entwickelt hat die App im Rahmen eines EIP-Agri-Projekts Projektleiterin Mirjam Lechner zusammen mit der operationellen Gruppe und dem Programmiererteam von Land24 (siehe: „Projektpartner und Informationen“).
FitForPigs ermöglicht das Erkennen von Tiersignalen und Auffälligkeiten bei Schweinen. Dazu vergleichen und identifizieren Landwirte Symptome und Krankheitsbilder mithilfe von Bildern und Videos auf Basis „gesund/normal“.
Aber – und das ist ganz wichtig – die Schweinesignal-App ersetzt keinen Tierarzt und auch nicht die veterinärmedizinische Diagnostik, die Diagnose am Tier oder die notwendige veterinärmedizinische Begleitung bei Gesundheitsproblemen und Krankheiten im Stall. Die App kann nicht den tierärztlichen Sachverstand ersetzen, unterstützt aber in der Ursachensuche durch den Ein- und Ausschluss von Symptomen und Verhaltensweisen der Tiere.
Die App hat den Anspruch, dass Tierbeobachtung Spaß macht. Der kommt quasi von selbst und sorgt für gesunde Schweine: Das Erfassen und regelrechte Begreifen der Symptome am Tier sind Erfahrungen, die nicht nur zur Motivation, sondern auch zur Kompetenz in Tierschutzfragen führen.
Dazu hat das Team die App gezielt in einer visuellen, intuitiv nutzbaren E-Learning-Struktur entwickelt. Das enorme Wissenspuzzle um die Schweinegesundheit ist mit vielen kleinen Informations- und Hilfsvideos vernetzt.
Erst Achtsamkeit schafft Tierwohl
Untersuchungen zeigen, wie bedeutend Achtsamkeit und das rechtzeitige Reagieren bei Veränderungen in der Bestands- gesundheit ist. Es darf aber nicht beim Stöbern in der App bleiben – Tierschutz erfolgt am Tier. Trainings dazu finden am Bildungs- und Wissenszentrum LSZ Boxberg statt.
Die App unterstützt Landwirte, die Situation mit ihren Tieren im Stall einzuordnen und zu reagieren. Statt sich hilflos zu fühlen, zum Beispiel wenn Schwanzbeißen ausbricht, führt die Kombination aus Verhaltensabweichungen und Symptomen zu einer Strategie in der möglichen Ursachensuche. Dann können Landwirte die richtigen Schlüsse ziehen, Erste-Hilfe-Maßnahmen ergreifen und gegebenenfalls rechtzeitig Hilfe holen.
Wie lassen sich mit der App Symptome identifizieren?

Dazu umfasst die App sechs Bereiche, die alle untereinander vernetzt sind:
- Schweinesignal-Identifikation wichtiger Symptombilder
- Informationsvideos zum Schweineverhalten
- Informations- und Erklärvideos zu einzelnen Fachthemen
- Foto- und Videoparkplatz zum Ablegen von eigenen Schweinesignalfotos und -videos
- Handlingsvorschläge bei Schweinen, zum Beispiel die Bonitur von Saugferkeln
- Erste-Hilfe-Bereich mit Kurzvideos zu Sofortmaßnahmen bei gesundheitlichen und Verhaltensproblemen
Die App setzt zum Beispiel die Aufnahmen einer hochauflösenden Wärmebildkamera sowie auch Tonspuren bei Krankheitsbildern wie Atemwegsinfektionen ein. Sie dienen als Trainingselement mit hohen Wiedererkennungswerten zur Anwendung im Stall.
Die Kurzvideos hat das Projektteam zusammen mit Tierärzten und Praktikern erarbeitet, überprüft und in Beratungen und Trainingsveranstaltungen bundesweit angewandt. Der erste Bereich mit den Schweinesignal-Identifikationen ist laut Mirjam Lechner das Herzstück. Nachdem der Schweinehalter die Altersstufe (Saugferkel, Aufzucht, Mast sowie Sau und Eber) ausgewählt hat, folgt die Auswahl der betroffenen Körperregion. Die Symptome werden anhand von Musterfotos in einem Ampelsystem angezeigt. So erkennen Schweinehalter nach der vergleichenden Auswahl die Entwicklungsstufe einzelner Symptome.
App FitforPigs beschreibt Symptome
Hat ein Sauenhalter zum Beispiel ein Problem mit veränderten Zitzen beim Saugferkel, führt ihn der Pfad über die Schweinesignal-Rubrik zu den Zitzenveränderungen. Dort bietet die App unterschiedliche Symptome zur Auswahl an.

Mindestens drei Fotos zeigen für jedes Symptom die Entwicklung an. Die Fotos sind dazu in einem Ampelsystem hinterlegt. Außerdem beschreibt die App jedes Symptom in einem kurzen Text. Unterhalb der Fotos und Texte sind auf jeder Symptomseite zusätzlich Hinweise zu Hintergründen in Informationsvideos und Hilfestellungen zu Sofortmaßnahmen in den Erste-Hilfe- und Handlingsvideos verlinkt.
Um den Speicherplatz des Handys zu schonen, sind alle verlinkten Videos extern auf YouTube hinterlegt. Sie haben eine Dauer von 5 bis 10 Minuten und enthalten 20 bis 40 einzelne Foto-, Video- und Wärmebildaufnahmen.
Die App wächst kontinuierlich
Die App wächst kontinuierlich, da beispielsweise Tierärzte Feedback geben und Landwirte Fotos zuschicken. Diese werden nach Einpflegen in die Datenbank sofort in der App angezeigt.
Zu den bisher über 500 Fotos zu 100 verschiedenen Symptomen sind inzwischen über 20 Informations- und Erklärvideos hinterlegt. Diese werden dank der Hinweise aus den Praktikerfeedbacks laufend ergänzt. So bekommt das Team um Mirjam Lechner einen guten Überblick, welche Themen in der Praxis Priorität haben und als Nächstes ausführlich behandelt werden sollten.
Seit einigen Wochen steht die App jetzt in der Basisversion kostenlos in den App-Stores zum Download bereit. Das FitForPigs-Team freut sich sehr über weitere Hinweise, Fotos und Videos. Diese können Sie, ebenso wie Ihr Feedback zur App und den Inhalten, an die folgende E-Mail-Adresse senden: info@fitforpigs.de.
App FitforPigs: Projektpartner und Informationen
Leadpartner des Projekts sind die Erzeugergemeinschaft UEG Hohenlohe-Franken, drei landwirtschaftliche Betriebe, der Schweinegesundheitsdienst Baden-Württemberg, das Bildungs- und Wissenszentrum LSZ Boxberg sowie die Berufsschule Crailsheim. Unterstützende Partner sind zudem die Schweineklinik Gießen und die Universität Hohenheim.
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