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Afrikanische Schweinepest in Brandenburg

ASP: "Bewirtschaftungsverbot trifft mich hart"

Schweine- und Geflügelhalter Christoph Schulz im Stall
am Donnerstag, 17.09.2020 - 08:13 (Jetzt kommentieren)

Den Betrieb von Christoph Schulz in Atterwasch (Brandenburg) treffen die Maßnahmen zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) mit voller Wucht. Er darf nicht mehr auf seine Flächen.

Nachdem in der Gemeinde Schenkendöbern der erste Fall der Afrikanischen Schweinepest beim Wildschwein offiziell bestätigt wurde, ist seit kurzem die Tierseuchenallgemeinverfügung des Landkreises Spree-Neiße in Kraft. Für den agrarheute-Ceresfinalisten Christoph Schulz in Atterwasch ein herber Schlag. „Sämtliche von uns bewirtschafteten Flächen liegen in der Kernzone oder im gefährdeten Gebiet.“

Das Bewirtschaftungsverbot für die landwirtschaftlichen Flächen ist ein hundertprozentiger Stillstand. „Wir dürfen nichts mehr abernten und nichts bestellen. Nicht säen zu können ist für uns noch schlimmer, die Ernteausfälle sind immerhin versichert, aber wir haben zum Beispiel schon Saatgut bestellt, das jetzt hier rumsteht.“

Für ihn ist das Ausmaß noch gar nicht richtig abschätzbar. „Je länger ich nachdenke, desto mehr Fragen habe ich. Was füttere ich nächstes Jahr, wenn wir kein Wintergetreide ausbringen und ernten können. Sommerfrüchte bringen bei uns aufgrund des fehlenden Niederschlags viel zu wenig Ertrag. Wir sind auf die Nutzung der Niederschläge im Winter angewiesen.“

Ernteverbot, Weideverbot, Jagdverbot in der Kernzone und im gefährdeten Gebiet

Schweine- und Geflügelhalter Christoph Schulz im Stall

Außerdem muss er seine Mutterkuhherde aufstallen. „Bei uns geht das zum Glück noch, aber ich kenne Kollegen, die haben gar keine Möglichkeiten, alle Tiere aufzustallen und zu versorgen.“

Der Landwirt setzt alle angeordneten Maßnahmen zur Afrikanischen Schweinepest um. „Wir tun selbstverständlich, was wir tun müssen.“ Aber er würde sich wünschen, dass einige der Maßnahmen nochmal überdacht werden. Es mache Sinn, aktuell in der Kernzone geernteten Mais nicht an Schweine zu verfüttern. Aber ein striktes Bewirtschaftungsverbot geht für ihn zu weit und ist in seinen Augen nicht zielführend.

„Unsere Feldarbeit, unsere Traktoren und Maschinen vergrämen die Wildschweine nicht. Das sind sie doch gewöhnt. Die notwendige und intensive Fallwildsuche bringt viel mehr Unruhe ins Revier.“

Bewirtschaftung mit Augenmaß

Eine Bewirtschaftung mit Augenmaß unter strengen Regeln in Hinblick beispielsweise auf Desinfektionsmaßnahmen solle ermöglicht werden.

Christoph Schulz würde sich wünschen, dass zusammen mit den Verantwortlichen und Jägern Pläne erstellt werden, wann welcher Schlag beerntet wird. „Dann können die Jäger die Schläge umstellen, kontrolliert Wildschweine aufspüren und sie erlegen, um sie zu beproben. Nur mit der Fallwildsuche kommen wir doch nicht weiter.“

Unter den betroffenen Landwirten herrsche große Solidarität, jeder hilft in den letzten Tagen aufopferungsvoll und voller Engagement jedem, wo er kann. „Von offizieller Seite würde ich mir mehr Hilfe und Zusagen erhoffen. Ich habe für meine Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet. Angeblich spiele Geld keine Rolle. Aber die konkreten Zusagen für finanzielle Hilfen fehlen mir.“

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