ASP im Emsland: Das Desaster, das keiner sieht und hört

Eine Krise wie ein ASP-Ausbruch kann jeden Betrieb treffen. Und der Fall aus dem südlichen Emsland zeigt: Krisenerprobt sieht anders aus.
Wie schnell man direkt und indirekt von einer Krise betroffen sein kann, zeigt der ASP-Fall im Emsland. Die Tierseuche hat gnadenlos auf einem Sauenbetrieb zugeschlagen. Gleichzeitig sorgt das Unglück für Kollateralschäden. Denn auch Höfe im Umkreis leben nun seit Wochen mit den Konsequenzen. Die Ursache für den ASP-Ausbruch ist noch immer unklar. Klar ist aber: Es kann jeden treffen.
Die Not für Tiere und Tierhalter in der Überwachunszone ist groß
Ohne eine Ertragsschadensversicherung sind betroffene Schweinehalterinnen und Schweinehalter finanziell ruiniert. Etwa 30 Prozent der Betriebe aus der Überwachungszone sollen diese nicht haben. Auch emotional muss man mit diesem Schicksal erst einmal fertig werden.
Ein betroffener Schweinehalter, dessen Betrieb im Sperrgebiet liegt, schildert den Zustand so: Schockstarre und tiefe Verzweiflung. „Es ist eine Katastrophe, die keiner sieht oder hört“, sagt er und beschreibt, wie es nach über fünf Wochen nach der Bestätigung des ASP-Falls in den Ställen aussieht.
Die Tierschutzprobleme seien enorm. Etwa 7.000 Schweine wachsen wöchentlich auf den Höfen nach. Das sind bis heute mehr als 35.000 Tiere. Bislang sind jedoch nur 3.600 geschlachtet worden. Das geschieht an nur einem Tag in der Woche auf dem Schachthof in Geldern. Keinen Cent sehen die Betriebe hierfür. Auch die Transportkosten nach Nordrhein-Westfalen tragen sie selbst. Dabei spielen die finanziellen Einbußen eher eine Nebenrolle.
Schlachtbetriebe ducken sich weg
Die Not ist groß. So groß, dass einige nun einen Antrag auf Nottötung beim Veterinäramt stellen, um die Überbelegung einzudämmen und die damit einhergehenden Tierschutzprobleme zu lösen. Denn der Wahnsinn in den Ställen müsse aufhören, sagt der Landwirt. Es ist ein Hilferuf. Der Druck für Menschen und Tiere zu hoch. Den Druck zumindest abschwächen könnten die Schlachthöfe.
Doch diese ducken sich alle weg. Vermutlich fürchten sie Imageschäden oder scheuen die Kosten. Wahrscheinlich beides. An Möglichkeiten und Kapazitäten mangelt es im Umkreis des betroffenen Hofs zumindest nicht. Das wirft Fragen auf. Warum haben sich nicht schon vor Wochen Schlachtunternehmen untereinander einigen können, wer im Krisenfall aushilft – und zwar bundesweit? Wie es aussieht, kann man auf die Solidarität nicht mehr hoffen und es muss tatsächlich über Zwangsverpflichtungen diskutiert werden.
Was, wenn die ASP in noch viehdichteren Regionen ankommt
In Niedersachsen hat es bislang nur in einem Betrieb, an nur einem Ort, in nur einem Landkreis einen ASP-Fall gegeben. Dieser aber zeigt: Man ist buchstäblich ganz und gar nicht krisenerprobt. Im Landkreis Emsland gibt es knapp 200.000 Schweine.
Was passiert, würde die ASP in Regionen mit noch höherer Viehdichte grassieren, wie etwa in Vechta oder Cloppenburg? Oder über die Grenze hinweg in Nordrhein-Westfalen? Das Problem ist, wie auch der ASP-Fall in Brandenburg zeigt, nicht rein niedersächsisch. Die Seuche überwindet Landkreise und Landesgrenzen. Und dann wäre das Chaos perfekt.
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