
Kurz nach dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) im Landkreis Emsland sprachen wir schon einmal mit Jutta Hövels. Sie hält zusammen mit ihrem Mann Karl Schweine und war direkt von den Restriktionen betroffen.
Das Ehepaar bewirtschaftet einen Pachtbetrieb im ehemaligen 3-km-Radius, ihr Hauptbetrieb liegt rund 5 km vom damaligen Ausbruchsort entfernt. Jetzt haben wir uns nochmal mit der Sauenhalterin über die aktuelle Lage unterhalten.
Frau Hövels, wie geht es Ihnen jetzt?
So weit so gut. Wir sind froh, dass die Sperrfrist zu Ende ist.
Wie ist die Lage bei Ihnen im Stall derzeit?
Wir sind letzte Woche endlich die letzten überschweren Mastschweine losgeworden. Sie hatten inzwischen ein Lebendgewicht von 150 kg. Wir konnten sie zum Glück über die Erzeugergemeinschaft nach Tummel verkauften. Da wir versichert sind, hat uns die Versicherung bei der Vermarktung geholfen.
Das hat relativ gut funktioniert, war aber natürlich mit erheblichem bürokratischem Aufwand verbunden. Zum Beispiel mussten jedes Mal Blutproben gezogen und zum Labor nach Oldenburg geschickt werden. Die Genehmigungen vom Landkreis kamen dann aber ziemlich zügig.
Was hören Sie von Ihren Berufskollegen?
Alles Mögliche. Einige konnten vermarkten, einige haben Maschinenhallen umgebaut, was mit viel Arbeit verbunden war. Alte Ställe wurden aktiviert, insgesamt macht die Not erfinderisch. Unsere Genossenschaft bot ein Erhaltungsfutter an, damit die Mast nicht komplett aus dem Ruder lief.
Nicht gut waren die ohnehin wenigen Lieferungen nach Manten (Geldern) in Nordrhein-Westfalen und Kellinghusen in Schleswig-Holstein. Sie mussten von uns bezahlt werden. Das muss man sich mal vorstellen: Ein ganzer Zug Schweine geht weg, eine Gutschrift gibt es nicht und stattdessen zahlen wir Landwirte zusätzlich den Transport. Das waren nach Geldern immerhin rund 880 Euro und nach Kellinghusen sogar 1.200 Euro.
Schweinehalter warten vergeblich auf Hilfe
Wie haben Sie darauf reagiert?
Es wurden zumindest einige Aktionen gestartet, um auf unser Leid aufmerksam zu machen und Hilfe anzufordern. So waren zum Beispiel rund 80 Bauern beim CDU-Wahlkampfauftakt mit Althusmann und Reinhold Hilbers und auf einer Veranstaltung mit Barbara Otte Kinast und Hilbers in Lohne. Wir konnten alle Argumente anbringen, uns wurde auch zugehört, aber letztendlich helfen konnte uns keiner.
Was halten Sie von der Reaktion der Politik?
Brüssel war es total egal, was mit den paar Bauern im Emsland und der Grafschaft Bentheim passiert. Für uns kam es so rüber, als müsse Europa vor Deutschland geschützt werden und nicht: Wir müssen den Landwirten im Emsland helfen. Gut war hingegen das Angebot des Beratungsrings, wöchentlich in einer Onlinekonferenz den aktuellen Stand zu besprechen.
Richtig gut getan hat uns in der Situation aber vor allem die Nachfrage vieler Bekannter, wie es uns geht. Auch einige Milchbauern waren bei den Veranstaltungen dabei, um Solidarität zu zeigen. Das fand ich sehr schön!
Entschädigung für ASP-betroffene Schweinehalter nicht in Sicht
Was wissen Sie über mögliche Entschädigungen?
Von Entschädigungen und Ankaufprogrammen wurde geredet und spekuliert. Mir ist aber kein Fall bekannt, in dem eine solche Maßnahme gegriffen hätte. In einer Telefonkonferenz mit betroffenen Landwirten aus Brandenburg und Sachsen sagten die Kollegen, dass wir es einfach aussitzen müssen. Alles andere mache keinen Sinn. Letztendlich hatten sie Recht.
Es spielt der Regierung ja gut in die Karten, dass der ASP-Fall hier war – wieder einige Schweinehalter weg. Aber man fühlt sich so hilflos, wenn man gar nichts macht beziehungsweise machen kann.
Wie hoch ist Ihr finanzieller Schaden konkret?
Das können wir noch nicht sagen. Die Unterlagen werden aktuell geprüft, Abschläge wurden schon gezahlt, das Finale muss demnächst geklärt werden.
Und wie geht es weiter?
Mit vielen, vielen Fragezeichen. Ich weiß von fünf mir bekannten Landwirten, die die Sauenhaltung beziehungsweise Schweinemast aufgeben. Jetzt fällt auch noch der Mastschweinepreis wieder. Laut Aussage des Beratungsring können selbst die besten Betriebe mit guten Leistungen ihre Mitarbeiter nicht mehr bezahlen. Irgendwann erträgt man das alles nicht mehr.
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