23. Juli 2021: Besser Kontrolle der Biosicherheit in Kleinstbetrieben zwingend erforderlich
Der Zentrale Krisenstab Tierseuchen tagte erneut. Anlass sind die Fälle der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in drei Hausschweinbeständen in Brandenburg. Derzeit würde weiter nach der Ursache des Eintrags gesucht. Die Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Beate Kasch, leitet den Krisenstab. Sie betonte, dass die Biosicherheit von Schweinebetrieben entscheidend dafür sei, dass der ASP-Erreger nicht direkt oder indirekt in Schweinebestände gelange.
Brandenburg berichtete, dass gerade bei Kleinstbetrieben diese Maßnahmen nur mangelhaft eingehalten würden. Staatssekretärin Kasch forderte die Länder daher erneut auf, das verstärkt zu kontrollieren und Abhilfe zu schaffen. Eine bessere Kontrolle der Biosicherheitsmaßnahmen sei zwingend erforderlich - auch in den Kleinstbetrieben.
Laut Kasch seien die Länder zuständig und würden in der Pflicht. Sie habe die klare Erwartung, dass die Länder dieser Aufgabe auch nachkommen. Dass die ASP in Brandenburg nun in zwei solcher Kleinsthaltungen nachgewiesen wurde, verdeutliche die Dringlichkeit.
Update 18. Juli 2021: Dritter ASP-Verdachtsfall offiziell bestätigt
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) informiert, dass die Afrikanische Schweinepest (ASP) bei Hausschweinen in einem weiteren Kleinstbetrieb im Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg bestätigt ist.
Das Nationale Referenzlabor – das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) – hat die Tierseuche in entsprechenden Proben nachgewiesen.
Der Betrieb befindet sich in der bisherigen Sperrzone, die aufgrund der Ausbrüche der ASP bei Wildschweinen eingerichtet war.
Derzeit laufen die epidemiologischen Untersuchungen nach der Eintragsursache. Dabei werden die örtlichen Behörden vom bundeseigenen FLI unterstützt.
16. Juli 2021: ASP erstmals bei Hausschweinen in Deutschland nachgewiesen
Erstmals wurde bundesweit die Afrikanische Schweinepest (ASP) in Hausschweinbeständen festgestellt. Es handelt sich jeweils um Bestände in den brandenburgischen Landkreisen Spree-Neiße und Märkisch Oderland. Das gab das Land Brandenburg am späten Donnerstagabend (15.07.2021) in einer Pressemitteilung bekannt.
Die beiden betroffenen Tierhaltungen wurden durch die zuständigen Veterinärämter gesperrt und die notwendigen Maßnahmen eingeleitet. Das Virus wurde zunächst vom Landeslabor Berlin-Brandenburg nachgewiesen. Am Donnerstagabend (15.07.2021) hat das nationale Referenzlabor, das Friedrich-Löffler-Institut (FLI), den Verdacht auf ASP bestätigt.
Das Bundeslandwirtschaftsministerium wies darauf hin, dass wegen des Regionalisierungsprinzips innerhalb der EU weiterhin die Möglichkeit des innergemeinschaftlichen Handels mit Schweinen und Schweinefleisch bestehe, da die betroffenen Hausschweinbestände in denselben Regionen liegen wie die bisherigen ASP-Fällen bei Wildschweinen.
Nonnemacher: "Tierseuchenmonitoring in Brandenburg funktioniert"
„Ich danke den Behörden vor Ort für das schnelle und konsequente Handeln. Wichtig ist nun, dass wir zügig die Ursache für den Eintrag in die Schweinebestände finden, damit wir wissen, welchen Weg das Virus genommen hat. Die dafür notwendigen Ermittlungen sind eingeleitet und werden durch die Task Force des Landes Brandenburg und Spezialisten des FLI unterstützt, die wir umgehend um Hilfe gebeten haben. Dass die Fälle offenbar schnell gefunden wurden zeigt, dass das Tierseuchenmonitoring funktioniert", erklärt die brandenburgische Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher.
In dem Bio-Betrieb im Landkreis Spree-Neiße wurde das Virus bei einem verendeten Tier im Rahmen des ASP-Monitorings nachgewiesen. Auf Anordnung des zuständigen Veterinäramts werden 200 Tiere des Bestands voraussichtlich am Wochenende getötet und unschädlich beseitigt.
Bei dem Fall im Landkreis Märkisch Oderland handelt es sich um eine Kleinhaltung mit zwei Tieren. Die beiden Tiere bei dem Privathalter wurden getötet und entsorgt. Für vier Hausschweine nahe der Kleinsthaltung in Letschin gibt es am Freitagnachmittag einen weiteren Verdachtsfall.
Die Schweinehalter können durch die Tierseuchenkasse entschädigt werden.
Kampf gegen Seuchendruck an deutsch-polnischer Grenze
Seit einem knappen Jahr kämpft das Land Brandenburg gegen den Seuchendruck aus Polen. „Der feste Zaun entlang Oder und Neiße ist geschlossen, wir haben inzwischen sechs Kerngebiete in Brandenburg, in denen wir durch systematische Fallwildsuche und Entnahme die ASP eindämmen", erklärt Nonnenmacher. Leider sei trotzdem ein Ausbruch in Hausschweinebeständen nicht ganz auszuschließen gewesen.
Die brandenburgische Verbraucherschutzministerin appelliert an alle schweinehaltenden Bestände, die strengen Biosicherheitsmaßnahmen strikt weiter einzuhalten, gerade auch in Kleinstbetrieben, um weitere Ausbrüche bei Hausschweinehaltungen zu vermeiden.
Bisher wurden die Afrikanische Schweinepest in Deutschland bei insgesamt 1.501 Wildschweinen festgestellt. Bislang waren Hausschweine in Deutschland nicht betroffen.
ISN pocht auf stabiles Preisniveau
Brandenburg befürchtet drastische Nachteile für Schweinebauern. "Es ist zu erwarten, dass nicht nur die Exportchancen der Schweinehaltung an sich in Deutschland wieder eingeschränkt werden", sagte Agrarstaatssekretärin Silvia Bender. Die europäischen Nachbarn könnten nervös reagieren. "Wir gehen davon aus, dass der Preis für Schweinefleisch wieder sinken wird", sagte Bender.
Die ISN-Schweinebörse legte heute allerdings um 2 Cent zu auf 1,47 Euro/kg. Alle angebotenen Schweine in vier Partien wurden verkauft.
Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) verlangte von den Abnehmern im Inland ein klares Signal. "Ein mindestens stabiles Preisniveau ist jetzt das zwingende und richtige Signal an die deutschen Schweinehalter", hieß es in einer Mitteilung. ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack betonte, es bestehe kein Grund zur Panik. Da die betroffenen Betriebe in den bestehenden Restriktionszonen liegen, ändere sich die Lage für die deuschen Schweinehalter nicht gravierend.
Bauernverband für Herauskauf von Kleinhaltungen
Der Deutsche Bauernverband (DBV) forderte eine bessere ASP-Bekämpfung an der polnischen Grenze und neue Vorbeugemaßnahmen. „Wir müssen feststellen, dass die ergriffenen Maßnahmen ebenso wie deren Koordinierung nicht ausreichen“, erklärte DBV-Veredlungspräsident Hubertus Beringmeier. Die Einhaltung der vorgeschriebenen Biosicherheitsmaßnahmen einschließlich der Aufstallungsgebote müssten ständig überprüft werden. Ferner sollten nach Ansicht von Beringmeier private Kleinsthaltungen in den betroffenen Regionen nach Möglichkeit herausgekauft werden, um das Gesamtrisiko weiter zu reduzieren.
Der Präsident des Landesbauernverbandes (LBV) Brandenburg, Henrik Wendorff, kritisierte das Seuchenmanagement durch die Potsdamer Landesregierung. „Als hochproblematisch empfinden wir die unzureichende Informationspolitik der zuständigen Verbraucherschutzministerin. Es ist höchst befremdlich, wenn in einer solchen Krisenlage mit der Presse, nicht aber mit den Betroffenen gesprochen wird“, so Wendorff. Er bekräftigte die Forderung nach einem Strategiewechsel in der Seuchenbekämpfung. Bislang seien die Maßnahmen, die als zielführend erkannt worden seien, nicht schnell, konsequent und koordiniert genug umgesetzt worden.
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