Würden Sie gegen Geld die Tierhaltung aufgeben? Eine Studie untersuchte, wie groß die Bereitschaft deutscher Schweinehalter wäre, eine Ausstiegsprämie anzunehmen. Das Ergebnis der Umfrage der Universität Kiel: 60 Prozent der 445 befragten Landwirte könnten sich vorstellen, ihre Schweinehaltung im Gegenzug für eine Prämie aufzugeben.
Das ist eine hohe Zahl, die aber kaum verwundert. Sobald gesellschaftlich über Tier- und Umweltschutz diskutiert wird, stehen Ferkelerzeuger und Mäster im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Immer strenger werdende rechtliche Rahmenbedingungen machen der Schweinehaltung zunehmend zu schaffen. Dazu kamen im Laufe des letzten Jahres der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP), der durch die Corona-Pandemie bedingte Schweinestau und zuletzt die immer weiter fallenden Schweinepreise. Die deutsche Schweinehaltung steckt in einer schweren Krise. Vielen Schweinehaltern könnte eine Prämie also helfen, den geordneten Rückzug aus der Tierhaltung anzutreten.
Branchentreffen Fleisch: Ausstiegsprämie für Schweinehalter ist nicht gewollt
Politisch ist eine Ausstiegsprämie jedoch nicht gewollt. Das ist das Ergebnis des digitalen Branchentreffens Fleisch, zu dem Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in der vergangenen Woche eingeladen hatte. An dem Krisengipfel nahmen Vertreter des Einzelhandels, der Fleischwirtschaft, der Tierhaltung sowie die Landwirtschaftsministerinnen aus Niedersachsen, Barbara Otte-Kinast (CDU), und Nordrhein-Westfalen, Ursula Heinen-Esser (CDU), teil.
Die Beteiligten kamen zu der einhelligen Meinung, dass eine Ausstiegsprämie für Schweinehalter nicht gewollt ist. Julia Klöckner versicherte, dass der Krisengipfel vielmehr eine langfristige Perspektive für Schweinehalter zum Ziel hatte. Wenn diese zukunftsfähige Perspektive allerdings nicht bald kommt, werden einige schweinehaltenden Betriebe die aktuelle Tiefstpreis-Krise nicht überstehen. Sie werden die Tierhaltung aufgeben müssen und auch das kostet Geld.
Prämie für das Reduzieren der Tierbestände kann Anreiz sein
Klar ist, das Aufgeben des eigenen Betriebs oder auch des Betriebszweigs Tierhaltung ist ein schwerer Schritt - auch, wenn dafür eine Prämie gezahlt würde. Aber die Studie der Universität Kiel fragte auch ab, ob das geförderte Reduzieren des Tierbestands ein mögliche Alternative für Landwirte sein könnte – ein Weg, den sich ein Drittel der Schweinehalter vorstellen konnte.
Einerseits kann eine Ausstiegsprämie den Landwirten, die den Weg aus der Tierhaltung gehen müssen, helfen, nicht in ein finanzielles Loch zu fallen. Andererseits kann die Förderung also auch eine Anreiz sein, Ställe zugunsten des Tierwohls umzubauen und dabei die Tierzahlen zu senken. Beide Wege verursachen Kosten. Eine Prämie würde den Mehrwert, den Landwirte mit ihrem Schritt für das Tierwohl oder den Umweltschutz leisten, wertschätzen.
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