Ab 1. Juni und bis 30. Juni 2022 können bayerische Ferkelerzeuger und Sauenhalter die Teilnahme am Förderprogramm BayProTier (Bayerisches Programm Tierwohl 2022) beantragen. Insgesamt stehen dafür über ein Jahr rund 6 Mio. € bereit. Details stellte die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber gegenüber Medienvertretern am 17. Mai vor. Die CSU-Politikerin verwirklicht damit ein Versprechen ihrer Regierungserklärung vom Mai 2021, bei der es auch um den Ausstieg aus der Anbindehaltung von Milchkühen ging. Kaniber kritisierte die Bundesregierung, die beim Umbau der Tierhaltung bislang nicht über den "Ankündigungsmodus" herausgekommen sei. Sie sagte: „Nichts wird so intensiv diskutiert wie das Thema Tierwohl. Wenn dieses in den Ställen passt, ist die Akzeptanz der Nutztierhaltung in den Ställen gegeben.“
Was ist das Ziel von BayProTier?
Laut dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten soll BayProTier die Kosten für tierwohlfördernde Maßnahmen ausgleichen. Das Programm enthält eine Komfortstufe und eine Premiumstufe, die jeweils modular aufgebaut sind. Die Module betreffen den Deckstall, den Wartestell, den Abferkelstall und die Ferkelaufzucht. Zu den Kriterien gehören unter anderem mehr Platz für die Tiere, mit Stroh eingestreute Liegeflächen und der Zugang zu Außenklimabereichen. Der modulartige Aufbau des Programms ermöglicht es, Verbesserungen auch in einzelnen Haltungsbereichen zu honorieren. Damit können Landwirte zunächst nur Teile ihres Betriebes umstellen. Je nach erfüllten Kriterien reicht die Förderung von 15 € pro Zuchtsau und Jahr bzw. 1,50 € pro Ferkel bis zu 150 € pro Zuchtsau und Jahr bzw. 5,50 € pro Ferkel. Ökologisch und konventionell wirtschaftende Betriebe können gleichermaßen an BayProTier teilnehmen.
Was fördert BayProTier?
Komfortstufe mehr Platz und Einstreu / Komfortliegefläche | Premiumstufe mehr Platz, Einstreu und Außenklimareiz |
Kriterien im Modul Deckstall | |
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Fördersatz: 50 €/Zuchtsau und Jahr | Fördersatz: 90 €/Zuchtsau und Jahr |
Kriterien im Modul Wartestall | |
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Fördersatz: 15 €/Zuchtsau und Jahr | Fördersatz: 30 €/Zuchtsau und Jahr |
Kriterien im Modul Abferkelstall | |
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Fördersatz: 60 €/Zuchtsau und Jahr | Fördersatz: 110 €/Zuchtsau und Jahr |
Kriterien im Modul Ferkelaufzucht | |
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Fördersatz: 1,50 €/verkauftem bzw. in die Mast umgestalltem Absatzferkel | Fördersatz: 5,50 €/verkauftem bzw. in die Mast umgestalltem Absatzferkel |
(1): Spätestens ab 2029 sind die Anforderungen des § 30 Absatz 2a der Tierschutznutztierhaltungs-Verordnung zu erfüllen.
(2): Spätestens ab 2036 sind die Anforderungen des § 24 Absatz 4 der Tierschutznutztierhaltungs-Verordnung zu erfüllen.
*: Wenn Komfortliegeflächen installiert sind, müssen zwei verschiedene organische, faserreiche Beschäftigungsmaterialien angeboten werden, eines davon muss fressbar sein.
Gibt es Besonderheiten bei BayProTier?
Einige Besonderheiten von BayProTier erklärte Ministerialrat Peter Rabauer vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium. Der in der Premiumstufe vorgeschriebene Außenklimareiz müsse nicht zwangsläufig durch einen Auslauf erreicht werden, auch ein Offenfrontstall sei möglich. Die Komfortliegefläche im Wartestall der Komfortstufe könne auch eine Matte sein. Nur Beschäftigungsmaterial reiche in diesem Fall jedoch nicht aus (siehe oben). Hauptziel von BayProTier sei es, mithilfe gestufter Prämien die höheren laufenden Kosten und die Mehrarbeit für mehr Tierwohl auszugleichen. Im ersten Jahr rechnet Rabauer damit, dass sich rund 200 bayerische Betriebe auf das Programm bewerben werden. Das Programm müsse zwar von der EU noch genehmigt werden, man sei aber sehr zuversichtlich, dass diese Genehmigung bald erfolgen werden.
Wieviel Förderung bekommt ein bayerischer Betrieb durch BayProTier?
Ein durchschnittlicher bayerischer Zuchtsauenhalter bzw. Ferkelerzeuger hält 120 Zuchtsauen und zieht rund 3000 Ferkel pro Jahr auf. In der Komfortstufe kann so ein Betrieb durch BayProTier rund 19.500 € pro Jahr erhalten, in der Premiumstufe wären es 34.500 €.
Komfortstufe mehr Platz und Einstreu / Komfortliegefläche | Premiumstufe mehr Platz, Einstreu und Außenklimareiz |
Modul: Deckstall | |
6.000 € | 10.800 € |
120 Zuchtsauen * 50 €/Zuchtsau | 120 Zuchtsauen * 90 €/Zuchtsau |
Modul: Wartestall | |
1.800 € | 3.600 € |
120 Zuchtsauen * 15 €/Zuchtsau | 120 Zuchtsauen * 30 €/Zuchtsau |
Modul: Abferkelstall | |
7.200 € | 13.200 € |
120 Zuchtsauen * 60 €/Zuchtsau | 120 Zuchtsauen * 110 €/Zuchtsau |
Modul: Ferkelaufzucht | |
4.500 € | 16.500 € |
3.000 Ferkel * 1,50 €/Ferkel | 3.000 Ferkel * 5,50 €/Ferkel |
Summe | |
19.500 € | 34.500 € |
120 Zuchtsauen * 150 €/Zuchtsau + 3.000 Ferkel * 5,50 € |
Gibt es Grenzen für die Förderung durch BayProTier?
Die Förderung durch BayProTier ist auf 500 € pro Großvieheinheit (GV), auf maximal 300 Zuchtsauen und 7500 Absatzferkel begrenzt. Für die Berechnung werden für Zuchtsauen 0,3 GV und für Absatzferkel 0,02 GV angenommen. Die Bagatellgrenze liegt bei 250 €, darunter wird keine Förderung ausbezahlt. Die Förderung je Zuchtsau darf aufgrund europarechtlicher Vorgaben 150 € pro Tier nicht überschreiten. In der Premiumstufe von BayProTier ist die maximale Förderhöhe damit effektiv beschränkt.
Gibt es weitere Voraussetzungen für die Teilnahme an BayProTier?
Konventionelle Betriebe müssen am Qualitätssicherungssystem „QS-Prüfsystem“ für Lebensmittelsicherheit teilnehmen, biologisch wirtschaftende Betriebe im Besitz des bayerischen Bio-Siegels sein. Betriebe, die die entsprechende Zertifizierung noch nicht vorweisen können, sollten sich umgehend darum bemühen, so das bayerische Landwirtschaftsministerium. Zum Start des Förderzeitraums am 1. Juli 2022 sei eine Anmeldung zum jeweiligen Programm ausreichend.
Wohin soll sich BayProTier entwickeln?
Laut Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber soll für BayProTier kein zusätzliches Logo im Handel eingeführt werden. Der Mehrwert für die Verbraucher solle über die bestehenden Siegel GQ Bayern bzw. das Bayerische Bio-Siegel abgebildet werden. Auch wenn BayProTier in seiner aktuellen Form nur für Zuchtsauenhalter und Ferkelerzeuger ausgestaltet sei, sollten in den kommenden Jahren auch andere Nutztierhalter die Gelegenheit bekommen, Förderung zu beantragen. Insgesamt stünden dafür bis zu 50 Millionen € bereit. Längerfristig solle der Mehrpreis für zusätzliches Tierwohl hingegen vom Verbraucher bezahlt werden, so Kaniber.
Was meint agrarheute zu BayProTier?
BayProTier ist ein Programm, das bayerischen Sauenhaltern und Ferkelerzeugern mit attraktiver Förderung helfen kann, ihre aktuell äußerst schwierige wirtschaftliche Lage abzufedern. Das Programm macht aber auch deutlich, wo Baustellen bei einem Umbau der Nutztierhaltung liegen, die ein Bundesland alleine nicht lösen kann: Der Neubau eines Stalles mit deutlich höherem Tierwohl ist aufgrund baurechtlicher Vorgaben in Deutschland kaum noch möglich. Selbst wo es attraktive Förderung für mehr Tierwohl gibt und ein Stallbau möglich ist, muss die Förderung über 15-20 Jahre gesichert sein, damit sich Landwirte auf das Risiko einer so großen Investition einlassen. Schließlich sind sogar moderate Verbesserungen des Tierwohls wie die feste Installation von Komfortmatten in der Regel nicht durch den Landwirt selbst möglich, sondern erfordern Fachfirmen. In der Vergangenheit war es aber häufig so, dass Fördermittel in den Preis von Umbaumaßnahmen eingepreist wurde, die effektive Förderung für die Landwirtin oder den Landwirt also deutlich geringer ausfiel, als es auf den ersten Blick schien. Das scheint auch bei BayProTier wahrscheinlich zu sein.
Wo kann man Förderung durch BayProTier beantragen?
Die Unterlagen zur Bewerbung auf eine Teilnahme an BayProTier können bayerische Landwirtinnen und Landwirte über den Förderwegweiser des Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten abrufen.
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