Die Privatisierung ist offenbar von langer Hand vorbereitet, meldet die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN). Bereits am 16. Mai 2009 sei im Amtsblatt der Europäischen Union eine Ausschreibung über "den Erwerb einer Minderheitsbeteiligung an der Bayreuther Schlachthof-GmbH" erschienen. Seinerzeit wurden "bis zu 49,9 Prozent" der Anteile zum Kauf angeboten. Am 30. Mai des Jahres folgte dann noch eine sachliche Ergänzung: "Die Stadt Bayreuth sucht einen privaten Investor, der sich als Minderheitsgesellschafter (mit bis zu 49,9 Prozent) zur Kapitalaufbringung für notwendige Investitionsmaßnahmen in den Schlachthof über eine Kapitalerhöhung an der Bayreuther Schlachthof-GmbH beteiligt."
Aus der Minderheitsbeteiligung wurde eine Mehrheitsbeteiligung
Am 2. Oktober war der Schlachthof abermals Thema im Amtsblatt der EU. Nun freilich wurde nicht mehr eine Minderheitsbeteiligung ausgeschrieben, sondern eine "Mehrheitsbeteiligung, gegebenenfalls auch von 100 Prozent". Der entsprechende Erläuterungstext liest sich so: "Die Stadt Bayreuth ist Alleingesellschafterin der Bayreuther Schlachthof-GmbH, die im Fleischzentrum den Schlachthof betreibt. Die Stadt Bayreuth sucht einen privaten Investor, der sich als Mehrheitsgesellschafter an der Bayreuther Schlachthof-GmbH beteiligt. Ebenso ist die Übernahme von 100 Prozent der Gesellschaftsanteile zu einem späteren Zeitpunkt möglich."
Die Stadt bekundete zudem ein "großes Interesse" an einer nachhaltigen Betriebsfortführung des Schlachthofs. Weshalb auch ein Unternehmen des fleischverarbeitenden Gewerbes gesucht wurde, das sich "mit der Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung verpflichtet, entstehende Verluste der Bayreuther Schlachthof-GmbH (anteilig) auszugleichen." Mit dieser Ausschreibung wurde der zuvor ausgeschriebene Erwerb einer Minderheitsbeteiligung "obsolet".
Investor gefunden
Die Bemühungen, einen Käufer für den Verlustbringer Schlachthof zu finden, waren offenbar erfolgreich. Heute nämlich soll im nichtöffentlichen Teil der Stadtratssitzung der schrittweise Verkauf des Schlachthofs unter Dach und Fach gebracht werden. Nach KURIER-Informationen steht ein verlässlicher Kaufinteressent aus der Fleischbranche Gewehr bei Fuß, der den Schlachthof nicht nur binnen zwei Jahren komplett übernehmen und dafür gutes Geld bezahlen will, sondern auch bereit ist, für die Zeit bis zur endgültigen Übernahme wie in der Ausschreibung formuliert einen Verlustausgleich an die Stadt zu überweisen.
KURIER-Informationen zufolge handelt es sich bei dem potenziellen Investor um die Firma Müller Fleisch-GmbH aus Birkenfeld (Jahresumsatz laut Homepage: rund 395 Millionen Euro). Die Müller-Gruppe zählt zu den größten mittelständischen Unternehmen der süddeutschen Fleischwirtschaft und ist einer der zehn größten Rinderschlachtbetriebe in Deutschland. Die Müller-Gruppe und die Franken Fleisch-GmbH sind seit Juni 2006 Gesellschafter der Bayreuth Fleisch-GmbH in Bayreuth. (isn)
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