Nahezu unverhofft schlägt das Virus zu. Mit dem Fernverkehr, den Wildschweinen und Menschen verbreitet sich der Erreger rasend schnell. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis die Afrikanische Schweinepest (ASP) in Deutschland ankommt und unsere Schweine befällt. Ein Seuchenausbruch in einem Ballungszentrum der Schweinehaltung wie dem Emsland hätte verheerende Folgen. Hier stehen rund 1,8 Mio. Schweine. Täglich durchlaufen etwa 22.000 Tiere die drei ansässigen Schlachthöfe. Rückt die ASP nach Deutschland vor, sind zwei Szenarien denkbar: Zum einen können Wildschweine betroffen sein und zum anderen, noch weit gravierender, kann ASP bei Hausschweinen ausbrechen.
Im ersten Fall tritt die Seuche bei Wildschweinen auf. Landwirte in der betroffenen Region müssen sich dann auf Einschränkungen einstellen: Liegen sie im Gefährdeten Bezirk, sind etwa Schweinetransporte verboten.
Dramatischer wäre die Virusinfektion bei Hausschweinen. Unser Planspiel zeigt, wie sich ein Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in einem Hausschweinebestand auswirkt. Wir begleiten den fiktiven Landwirt Torsten Benecke dabei, wenn in seinem Stall der Ernstfall eintritt.
Stallrundgang
Torsten Benecke kontrolliert zur Fütterungszeit seine Mastschweine. Vor einigen Jahren hat er den Stall neu gebaut und wirtschaftet seitdem im geschlossenen System. Im alten Maststall waren seine Tiere nicht so vital. Dank der modernen Haltungsbedingungen freut sich Torsten Benecke nun täglich über den guten Zustand seiner Mastschweine.
Auch heute scheint alles normal zu sein. Zunächst. Die jüngeren Tiere sind fit und fressen. Im nächsten Abteil allerdings sitzen in zwei Buchten einige Tiere im Hundesitz und wirken abgeschlagen. Torsten Benecke misst ihre Temperatur: 40 °C Fieber. Er geht weiter und findet weitere apathische Tiere – zum Teil mit Fieber – vor. In einem Abteil sind zwei Tiere verendet.

Alamiert ruft Torsten Benecke seine Bestandstierärztin, Dr. Karin Loose, an. Sie beruhigt ihn zunächst. „Das können viele Krankheiten sein."
Ein schlimmer Verdacht
Eine halbe Stunde später trifft Karin Loose auf dem Hof ein. Sie untersucht die betroffenen Tiere. Bei einem erkrankten Schwein hat sich die Haut an den Ohren rötlich verfärbt. „Die Symptome sind nicht zu 100 Prozent eindeutig“, sagt die Tierärztin. „Es könnten allerdings Anzeichen für die Afrikanische Schweinepest sein. Ich muss es dem Veterinäramt melden, da diese Seuche anzeigepflichtig ist.“
Einige Zeit später treffen die Amtsveterinäre des Landkreises Emsland ein. Sie teilen die Meinung der Tierärztin und entnehmen den Schweinen Blutproben. Diese werden per Kurier sofort in ein staatliches Labor in Oldenburg gebracht. Da es sich um einen begründeten Verdacht eines Seuchenausbruchs handelt, verhängen die Amtstierärzte eine Sperrverfügung für den Betrieb. Für Torsten Benecke bedeutet das, dass er keine Schweine mehr transportieren darf.
Die Diagnose
Am nächsten Morgen erhält der Schweinehalter einen Anruf vom Veterinäramt. Der schlimme Verdacht bestätigt sich: In seinem Stall ist die ASP ausgebrochen. Der leitende Veterinärmediziner erklärt Torsten Benecke, dass das positive Ergebnis vom Labor in Oldenburg und vom Referenzlabor des Friedrich-Loeffler-Instituts auf der Insel Riems bestätigt wurde.
Das Veterinäramt erhält die Sperrverfügung für den Betrieb aufrecht. Zudem richten Amtsveterinäre einen Sperrbezirk mit einem Radius von 3 km und ein Beobachtungsgebiet von weiteren 7 km um den Sperrbezirk ein. Um alles Weitere muss sich Torsten Benecke kümmern. Er ist als Tierhalter dazu verpflichtet, dass seine Schweine tierschutzgerecht gekeult werden.
Die Keulung
Aus dem Verdacht ist für Torsten Benecke ein Alptraum geworden: Seine 200 Sauen und rund 2.000 Mastschweine müssen getötet und entsorgt werden. Da er diesen Aufwand nicht bewältigen kann, beauftragt er eine Fachfirma, die die Keulung für ihn übernimmt.
Schon bald rückt das Unternehmen mit geeigneten Maschinen und Personal an, um die Tiere zu keulen. Das Geschehen wird von Amtsveterinären überwacht, die jedes einzelne Tier anhand der Ohrmarke protokollieren und wiegen. Mit diesen Angaben errechnet das Veterinäramt den gemeinen Wert jedes Tiers, der dem Tierhalter anschließend von der Tierseuchenkasse erstattet wird.
Der leere Stall
Nach der Keulung muss sich Torsten Benecke um die fachgerechte Reinigung und Desinfektion des Stalls kümmern. Auch das übernehmen Spezialisten. Nur wenn anschließend Proben des Veterinäramts ohne Befund sind, kann der Stall wieder freigegeben werden. Der Gülle wird ein chemisches Desinfektionsmittel zugesetzt, das auch hier die Erreger abtötet. Erst nach einer Lagerzeit von 60 Tagen darf Torsten Benecke die Gülle wieder ausbringen.

Nach der Kontrolle der Reinigung und Desinfektion durch den Amtstierarzt kehrt auf dem Hof Ruhe ein. Torsten Benecke kann erst jetzt richtig fassen, was in den letzten Tagen geschehen ist. Sein Stall ist leer. Er muss seinen Bestand komplett neu aufbauen. Und selbst dann: Ein Restrisiko bleibt, denn bisher ist nicht geklärt, wie sich seine Tiere mit der ASP infizieren konnten.
Auch wenn unser Planspiel fiktiv ist und das Virus in Osteuropa grassiert, steigt mit jedem betroffenen Tier das Risiko für deutsche Schweinehalter. Kommt es wirklich zum Ernstfall, wird der Erreger unsere Schweinehaltung ernsthaft bedrohen.
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