Die deutsche Schweinshaxe soll von Bremen über Tianjin in die chinesische Stadt Dezhou geliefert worden sein. Beim Zwischenstopp am 19. Oktober in Tianjin im Kühlhaus soll sich der Arbeiter über die Verpackung der Haxe mit dem Coronavirus angesteckt haben.
Lieferung trotz Importstopp
Im Anschluss seien acht Menschen identifiziert worden, die engeren Kontakt mit der Person hatten. Diese befänden sich nach Angaben der staatlichen Zeitung „Global Times“ mittlerweile in Quarantäne.
In der Stadt Tianjin herrsche jetzt der „Kriegsmodus“ – es werden dort also strenge Kontrollen durchgeführt. Obwohl weite Teile Chinas mittlerweile „coronafrei“ sind, kommt es lokal immer wieder zu kleineren Ausbrüchen. In den betreffenden Gebieten kommt das öffentliche Leben dann zum Erliegen und Massentests werden durchgeführt.
Seit dem 12. September 2020 darf Schweinefleisch aus Deutschland nicht mehr nach China exportiert werden. Der Importstopp wurde nach dem Fund des ersten Wildschweinkadavers, an dem die Afrikanische Schweinepest nachgewiesen wurde, verhängt. Auf dem Seeweg benötigen Waren von Deutschland nach China etwa vier bis sechs Wochen.
Unklar sei, von welchem Schlachthof die Schweinshaxe stammte. Ein Sprecher des Bremer Gesundheitsressorts erläuterte: „In Bremen gibt es keinen Schweineschlachthof und auch keinen Zerlegungsbetrieb“. Es könne ausgeschlossen werden, dass die Lieferung mit der Haxe aus Bremen stammt.
Nach BMEL-Studien ist Vorgang unwahrscheinlich
Die Empfänglichkeit von Tieren gegenüber dem Coronavirus untersuchte das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bereits im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Als Ergebnis brachte die Studien hervor, dass sich landwirtschaftliche Nutztiere nicht mit dem Virus infizieren können. Menschen könnten sich daher nicht bei Nutztieren anstecken. Auch eine Übertragung von Hunden oder Katzen auf den Menschen sei nicht möglich.
Im Rahmen der Studien sei eine minimale Virusvermehrung bei Rindern beobachtet worden. Die Rinder hätten das Virus jedoch nicht an andere Tiere weitergeben. Bei Schweinen und Geflügel seien Infektionen gänzlich ausgeschlossen. Es bestehe also für den Menschen keine Gefahr.
Untersuchungen des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) hätten ergeben, dass der Verzehr von Fleischwaren oder der Kontakt mit kontaminierten Fleischprodukten oder Oberflächen bisher noch keine Corona-Infektion ausgelöst haben, teilte ein BMEL-Sprecher mit.
Allerdings könne das Virus unter Gefrierbedingungen und in der Dunkelheit für einige Wochen infektiös bleiben, so das BfR. Sprecher Jürgen Thier-Kundke sagte, dass der Fall aus China nur schwer beurteilt werden könne. Der Übertragungsweg sei zwar unwahrscheinlich, aber auch nicht ganz auszuschließen. Beispielsweise könnten unhygienische Bedingungen während der Lieferkette die Wahrscheinlichkeit einer Infektion über Verpackungen beeinflussen.
Das BMEL teilt in einer Pressemitteilung mit, dass Coronaviren einen lebenden tierischen oder menschlichen Wirt benötigen, um sich vermehren zu können. Trotzdem könnten Infizierte Wurst- oder Fleischprodukte kontaminieren. Daher sollten beim Umgang mit diesen Produkten die Hygieneregeln eingehalten werden - auch wenn Schmierinfektionen wegen der geringen Stabilität der Viren nur in einem kurzen Zeitraum nach der Kontamination auftreten könnten. Zudem solle Fleisch vor dem Verzehr ausreichend erhitzt werden.
Infektionen von Haustieren müssen nachverfolgt werden
Für eine Coronavirus-Übertragung von Hunden oder Katzen auf den Menschen gebe es bislang keine Hinweise.
Nach der im Juni vom BMEL eingeführten Meldepflicht für Corona-Infektionen bei Haustieren sollen diese Fälle jedoch angezeigt werden, damit diese nachverfolgt und weiter untersucht werden können.
Das FLI untersuche Corona-Infektionen bei Tieren fortlaufend und führe dazu wissenschaftliche Studien durch, teilt das BMEL in einer Pressemitteilung mit.
Hinsichtlich der festgestellten Variationen des Coronavirus bei Nerzen sowie auf mögliche Corona-Übertragungen vom Nerz auf den Menschen weist das BMEL darauf hin, dass es in Deutschland keine kommerziellen Nerzhaltungen mehr gebe. Auch hier sei das FLI für die Beobachtung der weiteren Entwicklung zuständig.
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