Der Stallbauer verkauft nach eigenen Angaben seit vielen Jahren auch in die Region Südostasien und China. agrarheute hat nachgefragt und von Herrn Franz-Bernd Kempkes, Leitung Verkauf, einen exklusiven Einblick erhalten.
Chinas Schweineställe: wirtschaftlich und effektiv
Herr Kempkes, an wie vielen Projekten war Tewe beteiligt?
Wir war in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren an einer Vielzahl von Projekten in China beteiligt. Schwer zu sagen, wie viele Sauen-, Ferkelaufzucht- und Mastplätze es gewesen sind. Insgesamt kommen wir aber wohl auf eine niedrige achtstellige Zahl.
Bei uns werden die sogenannten Schweinehochhäuser ja eher kritisch betrachtet. Wie sind sie aufgebaut?
Die Ställe werden in China wirtschaftlich und effektiv geplant. Dabei werden Hygiene, Tiergesundheit und Tierwohl vermehrt berücksichtigt. Aus europäischer Sicht mag die Schweinehaltung in mehrstöckiger Form merkwürdig anmuten, sachlich betrachtet gibt es in Südostasien und China viele Gründe, die für diese Stallbauform sprechen. Aufbau und Haltungsform innerhalb der mehrstöckigen Gebäude sind genauso variantenreich wie in klassischen einstöckigen Ställen, wie wir sie gewohnt sind.
Wie ist die technische Ausstattung der Ställe in China?
Viele Projekte, die wir dort realisiert hat, mussten Anforderungen erfüllen, die dem deutschen Standard entsprechen. Zum Teil gehen die Anforderungen sogar deutlich darüber hinaus, um Hygiene und Tiergesundheit auf der einen Seite und Kosten auf der anderen Seite zu optimieren. Bei der Fütterungstechnik wird überwiegend auf Trockenfütterung gesetzt.
Allerdings gibt es in einem so großen Land wie China - ähnlich wie in Deutschland - durchaus aber auch regionale Unterschiede.
Können Sie etwas dazu sagen, wie die Rationen für die Schweine zusammengesetzt sind und wo das Futter herkommt?
Auf Wunsch der Auftragsgeber begleiten wir die Schweineproduktion in neuen Ställen häufig in den ersten Monaten nach Fertigstellung. Dabei haben wir festgestellt, dass die Ration überwiegend aus Getreidemischungen mit Sojaschrot und Mineralstoffen bestehen.
Das Futter wird meistens in Mahl- und Mischanlagen beziehungsweise bei großen Schweinestallanlagen im dazugehörigen Kraftfutterwerk selbst hergestellt. Dabei legen die Chinesen großen Wert auf die räumliche Trennung von Stall und Futterherstellung. Die Übergabe in den Stall findet meist mechanisch-automatisiert statt.
Je nach Region handelt es sich um Zukaufprodukte. In den seltensten Fällen baut der Betreiber der Ställe das Getreide selbst an. Häufig gibt es Kooperationen oder Unternehmensbeteiligungen zwischen Stallbetreibern und Futterrohstoffherstellung.
Gutes Klima, gesunde Schweine - das gilt auch in China
Welche Klimatechnik und Lüftungssysteme sind verbaut?
In allen Haltungsformen wird auf das klimatische Wohl der Tiere besonderen Wert gelegt. Die Betreiber der Ställe wissen, dass auch das optimale Klima zum wirtschaftlichen Erfolg beiträgt. Je nach Produktionsrichtung werden einfache Unterdrucklüftung bis hin zur Überdrucklüftung mit Filtration der Frischluft eingesetzt. Eberstationen werden wie in Westeuropa auf einem HighSecure Level gefahren. Kühlanlagen für die Stallbereiche sind in den Neuanlagen allgemeiner Standard.
Wie muss ich mir das Güllemanagement in einem mehrstöckigen Gebäude vorstellen? Gibt es in jeder Etage Güllekeller?
Wir bei Tewe empfehlen in mehrstöckigen Ställen flache Güllekanäle, die im Wechselstauverfahren oder im Stöpselverfahren regelmäßig abgelassen werden. Der Ablauf erfolgt dann über Fallrohre.
Welche Rolle spielen Tiergesundheit und Tierwohl in den großen Anlagen?
Im Fokus steht eindeutig die Proteinproduktion. Dieses Ziel optimiert zu erreichen geht maßgeblich über Maßnahmen zur Tiergesundheit und Tierwohl im weiteren Sinne hinaus. Die Anforderungen in Neuanlagen sind hier oftmals deutlich höher als die in Europa. Gleiches gilt für die Biosicherheitsmaßnahmen.
Hinterhofhaltung stirbt in China nicht aus
Stirbt dadurch und auch durch die ASP die traditionelle Hinterhofhaltung aus?
Aufgrund der gesellschaftlichen und kulturellen Gepflogenheiten wird die Hinterhofhaltung in Südostasien und China nie ganz aussterben – es sei denn, ein gesetzliches Verbot greift durch.
Unser Eindruck ist, dass China ASP durch eine flächendeckende Impfung in den Griff bekommen will.
Wie werden die großen Schweinehaltungsanlagen in der Bevölkerung wahrgenommen?
In den aufstrebenden Gesellschaften sind andere Werte als in Europa wichtig. Die Bevölkerung bewertet grundsätzlich die konventionelle Schweinehaltung, auch in mehrstöckigen Anlagen, eher unkritisch. Im Fokus stehen die Nahrungsmittelversorgung und die Qualität des Nahrungsmittels.
Also keine Diskussionen um Tierwohl, Tiergesundheit, Antibiotikagebrauch und Emissionen?
Auch wenn unsere europäischen Ziele zum Beispiel zu Tierwohl und Gesundheit richtig sind und in der Praxis verstärkt umgesetzt werden müssen, so müssen wir aber auch erkennen und feststellen, dass es sich hier um europäische Themen handelt.
Für die meisten Länder – und wir sprechen hier nicht nur von Südostasien oder China – steht die Nahrungsmittelversorgung und die Qualität des Fleisches im Vordergrund. Jedoch beginnt sich hier der Kreis zu schließen. Denn hierfür ist Tiergesundheit, Hygiene und eine zuverlässige Automatisierung Voraussetzung. Und die Nachfrage nach Technologie und Know-how aus Deutschland führt zur Erfüllung der EU-Standards.
XXL-Schweinehaltungen sind wie Ölplattformen
Können Sie die Berichte, die man hier liest, bestätigen? Zum Beispiel, dass Mitarbeiter auf dem Gelände wohnen und dies mehrere Wochen oder sogar Monate nicht verlassen?
Ja, man kann es zum Beispiel mit der Arbeit auf einer Ölplattform vergleichen. Aus Gründen der Hygiene, Tiergesundheit und professioneller Betriebsabläufe leben die Mitarbeiter/innen auf dem Gelände. Es stehen Schlafunterkünfte, Kantine, Sporteinrichtungen, Kino und ähnliches zur Verfügung.
Wie ist der Ausbildungstand der chinesischen Mitarbeiter? Werden höhere Posten auch von einheimischen Menschen besetzt?
Der Ausbildungsstand der Arbeiter ist breit gefächert und variiert auch in den einzelnen Regionen. Sehr große Stallanlagen werden manchmal von Experten aus dem Ausland betreut.
Welchen Gesamteindruck haben Sie?
In den vielen ein- oder mehrstöckiger Anlagen, die unser Unternehmen realisiert hat, wird von der Planung über die Ausführung, Logistik, Futtermanagement und Betriebsabläufe sehr deutlich, dass hoch professionell gearbeitet wird.
Unsere Kunden erreichen das Leistungsniveau europäischer Betriebe. Aufgrund der eingebrochenen Schweinepreise war die Investitionsbereitschaft etwas abgeflacht, jedoch werden in China und in ganz Südostasien insgesamt aber viele Projekt geplant.
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