Es ist schon ein beeindruckendes Bild: Die um die 100 kg schweren Mastschweine liegen Seite an Seite tiefenentspannt in ihren Buchten und lassen sich auch von Fremden im Stall nicht aus der Ruhe bringen. Das Besondere hier ist, dass es sich um unkastrierte Jungeber handelt, die allerdings gegen Ebergeruch geimpft sind und damit auch nicht das für Eber in diesem Alter typische unruhige Verhalten zeigen.
Seit etwa einem Jahr wird in der Agrarprodukte Kitzen e. G. routinemäßig dieses Verfahren praktiziert und damit auf die Kastration der männlichen Ferkel verzichtet. Möglich machte dies der Umstieg in ein geschlossenes System, das der Betrieb heute mit 220 Sauen und rund 2.000 Mastplätzen betreibt.
Mit Verzicht auf die Kastration auch Ferkelverluste weiter gesenkt
Der Verzicht auf die Kastration hat sich bezahlt gemacht. So hat sich die Ferkelgesundheit in der Sauenanlage weiter verbessert. So gibt es jetzt laut der Anlagenleiterin keine narkosebedingten Probleme mehr, die früher – bei Durchführung der Kastration unter Isoflurannarkose – teilweise zum Verenden von Eberferkeln geführt hätten. Gleichzeitig wird eine Hauptinfektionspforte für Krankheitskeime wie Streptokokken vermieden und therapeutische Behandlungen und damit der Medikamenteneinsatz konnten auf ein Minimum reduziert werden.
Der Lohn sind sehr niedrige Saugferkelverluste von mittlerweile unter 6 Prozent, wobei hierfür das gesamte Management im Abferkelstall eine wichtige Rolle spielt. Dazu zählen eine intensive Geburtenkontrolle und ein ausgefeiltes Kolostrummanagement mit dem Ziel, jedes lebend geborene Ferkel auch aufzuziehen.
Mit Erfolg auf das Kupieren der Schwänze verzichtet
Neben dem Verzicht auf die Kastration der männlichen Ferkel stand auch das Thema Ringelschwanz in Kitzen auf der Agenda. Da der Bestand vom Ferkel bis zum Mastschwein einen sehr hohen Gesundheitsstatus hat und auch das Stallklima stimmt, sah man eine Chance, auch den Kupierverzicht in Angriff zu nehmen.
Den Schwerpunkt sieht der Betrieb dabei im Flatdeck. Gelingt es hier, Verhaltensstörungen wie Schwanz- und Ohrenbeißen zu verhindern, gibt es auch später in der Mast kaum Probleme. Das beginnt bereits beim stressarmen Absetzen und der Fütterung der Ferkel. Hier zieht der Betrieb alle Register. Daneben werden den Tieren, auch später in der Mast, neben strukturierten Buchten mehrere Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten angeboten.
Die Erfahrungen in Kitzen zeigen, dass es auch in konventionell wirtschaftenden Betrieben mit einem Paket von Maßnahmen möglich ist, den Schweinen ein hohes Maß an Tierwohl zu bieten – inklusive Kastrations- und Kupierverzicht.
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