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Experten testen Offenfrontställe

am Freitag, 23.11.2012 - 12:28 (Jetzt kommentieren)

Frei belüftete Offenfrontställe finden vermehrt Einzug in die Schweinehaltung. Im Hinblick auf Labelprogramme für eine tiergerechte Haltung stellen solche Stallungen eine Alternative dar.

Laut Landesanstalt für Schweinezucht (LSZ) sind frei belüftete Offenfrontställe zukunftsweisend - auch hinsichtlich einer adäquaten Anpassung an den Klimawandel. Stallsysteme mit freier Lüftung zeichneten sich durch Energiesparsamkeit, geringe Emissionen und eine hohe Tiergerechtheit, insbesondere an heißen Tagen im Sommer, aus. Dieses relativ neue Stallsystem bedarf jedoch noch weiterer Erforschung. Die LSZ Boxberg hat dazu ein Projekt durchgeführt, in welchem Optimierungen für Offenfrontställe entwickelt und getestet wurden. Die untersuchten Entwicklungen ermöglichen eine adäquate Anpassung der Stallklimaführung für Schweine bei zunehmend heißen Sommern sowie kalten Wintern, so das Fazit der LSZ.

Zahnstangenantrieb gut bewertet

Untersucht wurde wie die Frontöffnungen an der hohen Seite der Pultdachgebäude mit hoher Funktionssicherheit und geringem Verschleiß geöffnet und geschlossen werden können. Im zweiten Schritt wurde eine automatisierte sensorbasierte Steuerungstechnik entwickelt, welche auf Basis von Soll-Ist Wertabgleichen das Öffnen bzw. Schließen der Front- und Rückseite des Gebäudes sowie des Kistendeckels regelt und im Ruhebereich der Tiere die integrierte Bodenheizung initialisiert. Im Vergleich der vier verschiedenen Öffnungstechniken zeigten die Wendeklappe mit Zahnstangenantrieb sowie das vertikale Schiebfenster mit Kettenantrieb aufgrund hoher Funktionssicherheit sowie schneller Lüftungswirkung die beste Eignung, grundsätzlich waren aber alle Techniken als zufriedenstellend in ihrer Funktion einzuordnen

Winterfest im Wintertest?

Bei der untersuchten Wintersituation (Dezember 2011 bis Februar 2012) habe sich gezeigt, dass bei sehr lang andauernden kalten Außentemperaturen die Wärmepufferkapazität des untersuchten Stalls an Grenzen kam. Vor allem die Tränkewasserversorgung ist dann vor Frost zu schützen. Das Tierwohl ist jedoch nicht beeinträchtigt, da die Tiere in ihrem Ruhebereich (wärmegedämmte Kisten) jederzeit adäquate Temperaturen von im Mittel etwa 20 Grad Celsius (°C) vorfinden. Die Extremwerte bei sehr kalten Temperaturen von bis zu 0,6° C im Tierbereich (Ruhekisten) bedingen sich durch das kurzzeitige Öffnen der Ruhekisten für Tierkontrollzwecke sowie der Frontseiten zum Luftaustausch. Da eine relativ schnelle Wiedererwärmung feststellbar war, sei dies von untergeordneter Bedeutung.
 
Die Temperatur im Aktivitätsbereich sollte nach dem definierten Regelmechanismus nie unter 15°C sinken. Bei sehr kalten, lang anhaltenden Frostperioden konnte dieser Zielwert, trotz Bodenheizung in den Ruhekisten, im Gebäude selber nicht gehalten werden. Somit waren Temperaturen von bis zu -15°C im Extremfall kurzzeitig in einzelnen Aktivitätsbereichen zu messen. Im Durchschnitt aller Abteile lagen die Temperaturen nachts zwischen 7,77°C und 9,73°C sowie tagsüber zwischen 9,84°C und 12,17°C auf einem noch akzeptablen Niveau.

LSZ entwickelt neue Öffnungstechniken

Die LSZ definierte vier verschiedene Antriebs- und Öffnungssysteme, welche im Rahmen der Untersuchung in Kombination mit dem automatisierten Regelsystem geprüft wurden. Bisher wurde nur das System der Wickeljalousie als marktgängiges Produkt im Handel geführt. Mit den Systemen Aufstellfenster, Schiebefenster sowie Wendeklappe (modifiziert nach Brandmaier-Steeger) wurden neue Ideen entwickelt und teilweise auch aus der landwirtschaftlichen Praxis aufgegriffen und als standardisierte reproduzierbare Verfahrenstechnik umgesetzt.
 
Eine Besonderheit sei, dass die Öffnungstechniken sowohl im automatischen Lüftungsbetrieb (oben öffnend) wie auch Besucherbetrieb (unten öffnend) betrieben werden können. Zweit genannte Funktion ermöglicht es Besuchern, den Tierbereich von außen einzusehen und eignet sich somit gut für die gläserne Produktion und Öffentlichkeitsarbeit ohne dass die Stallungen betreten werden müssen.
 

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