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Forscher entdecken neues KSP-verwandtes Pestivirus

am Mittwoch, 11.03.2015 - 12:19

Wissenschaftler haben bei kleinen Wiederkäuern ein neues Virus entdeckt, dass eine enge Verwandtschaft zum Virus der Klassischen Schweinepest (KSP) aufweist. Eine mögliche Übertragung auf Schweine stellt damit ein ernstes Problem für die KSP-Bekämpfung dar.

Wissenschaftler des Instituts für Virologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) entdeckten in einem Kooperationsprojekt mit der türkischen Universität Ankara bei kleinen Wiederkäuern eine neue Pestivirusspezies, die eine erstaunlich enge Verwandtschaft zum Virus der Klassischen Schweinepest besitzt. In der aktuellen Studie konnten sie zeigen, dass eine Übertragung dieser Viren auf Schweine ernste Konsequenzen für die Überwachungs- und Bekämpfungsprogramme der Klassischen Schweinepest haben könnte.
  • ASP: Mittelfristig kein Impfstoff verfügbar...

Problem bei KSP-Bekämpfung

In Blutproben von Schaf- und Ziegenherden aus unterschiedlichen türkischen Provinzen wiesen die Forscher Antikörper nach, die in hohem Maße mit KSP-Viren reagierten. Über Verwandtschaftsanalysen fanden sie heraus, dass die Viren Vertreter einer neuen Pestivirusspezies sind.  Das erstaunliche Ergebnis: Antikörper, die nach einer Infektion mit den neu entdeckten Pestiviren entstehen, sind den KSP-Virus-spezifischen Antikörpern sehr ähnlich.
 
Damit sind die Antikörper gegen diese neu entdeckten Viren mit herkömmlichen serologischen Testmethoden nicht von solchen nach einer Infektion mit KSP zu unterscheiden. Für die KSP-Überwachungsprogramme, aber auch für die wissenschaftliche Begleitung von Impfkampagnen, die in vielen Ländern durchgeführt werden, sind aber genau solche serologischen Tests unverzichtbar. Eine Übertragung von solchen Pestiviren auf Schweine und deren Ausbreitung in Haus- und Wildschweinen wäre damit ein ernstes Problem für die etablierten KSP-Bekämpfungsstrategien.
 

Gefahr der Mutation

"Zunächst können wir jedoch Entwarnung geben, denn experimentelle Infektionen an Schweinen lieferten keine Hinweise auf eine effiziente Virusvermehrung und Ausscheidung und lösten auch keine Krankheitssymptome aus", so Professor Dr. Paul Becher von der Hochschule Hannover. Dennoch seien diese neu entdeckten Viren, da sind sich die Wissenschaftler der TiHo einig, auch wegen der hohen Mutationsrate dieser RNA-Viren mögliche Kandidaten für einen Wirtswechsel. "Sie könnten dann zu einem großen Problem werden", sagt Becher.

Bis die neue Virusspezies einen Namen hat, wird es im Übrigen noch etwas dauern: Für die offiziellen Namen bei neuen Virusspezies und damit auch für die offizielle Anerkennung ist das "International Committee on Taxonomy of Viruses" zuständig. Das Prozedere dauert meist ein bis zwei Jahre.

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