Sauenhalter stecken in einer Zwickmühle: Das Fixieren der Sau im Ferkelschutzkorb wird zunehmend kritisch gesehen. Auf der anderen Seite sollen möglichst wenig Ferkel erdrückt werden.
Wie die Lösung aussehen könnte, wurde im Verbundprojekt InnoPig über drei Jahre untersucht. Es ging um freies Abferkeln, Gruppensäugen und Bewegungsbuchten. In den Lehr- und Versuchsanstalten Futterkamp (Schleswig-Holstein) und Wehnen (Niedersachsen) prüften Wissenschaftler verschiedene Abferkelsysteme auf Wirtschaftlichkeit, Tiergesundheit, Tierverhalten und biologische Leistung.
Mehr tote Ferkel
Jetzt wurden die Ergebnisse an der Universität Kiel und im Lehr- und Versuchsanstalt Futterkamp, Blekendorf, präsentiert. So waren die Saugferkelverluste in Systemen mit freier Abferkelung deutlich höher als in Systemen, in denen die Sauen rund um die Geburt fixiert waren. Laut Dr. Charlotte Grimberg-Henrici, Universität Kiel, wurden zudem die Nester in den größeren Bewegungsbuchten schlechter von den Ferkeln angenommen und teilweise nicht gefunden. Hier gäbe es noch Optimierungspotenzial.
Eindeutig war, dass die meisten Erdrückungsverluste mit dem Abliegeverfahren der Sauen einhergingen. So konnte die Wissenschaftlerin bei den Sauen mit hohen Erdrückungsverlusten folgende Beobachtungen machen:
- Sie legten sich nicht häufiger ab, erdrückten jedoch mehr Ferkel während des Abliegens.
- Sie führten mehr Rollbewegungen durch, bei denen häufiger Ferkel erdrückt wurden.
- Sie hatten inaktivere Ferkel beim Abliegen und beim Rollvorgang.
Hier könnte die weitere Zucht auf Muttereigenschaften möglicherweise helfen.
Ferkel müssen Nester akzeptieren
Folgende Empfehlungen sprach Charlotte Grimberg-Henrici aus:
- Buchtengröße von 6 bis 6,5 m²,
- rechteckige oder trapezförmige Buchtengestaltung,
- Blick der Sau zum Trog beziehungsweise Gang,
- Gesäuge in Richtung Ferkelnest zur Erhöhung der Nestakzeptanz,
- bevorzugtes Abliegen der Sauen an schrägen Wänden,
- Möglichkeit zum Ausleben des Nestbautriebs bieten,
- auf Mütterlichkeit, große Würfe versus optimale Wurfgröße, Geburtsgewicht der Ferkel (Thermoregulation) selektieren.
Hautverletzungen versus Schulterläsionen
Hinsichtlich der Tiergesundheit stellte Prof. Dr. Michael Wendt, TiHo Hannover, fest, dass man in Gruppenverhaltung aufgrund der höheren sozialen Interaktionen mehr Hautverletzungen sah. In der Einzelhaltung fand er häufiger Sauen mit Schulterläsionen.
Bei den Ferkeln spricht auch er sich für eine zeitliche Fixation der Sauen von bis zu vier Tagen nach der Geburt aus, um deutlich erhöhte Ferkelverluste zu vermeiden.
Bewegungsbuchten kosten Geld
Bei der Betrachtung der Wirtschaftlichkeit ist wenig verwunderlich, dass sowohl die Bewegungsbuchten als auch die Gruppenabferkelbuchten in der Anschaffung deutlich teurer sind. Die Wirtschaftlichkeit ist kaum darstellbar.
Deshalb ist eine Kompensation der Mehrkosten, beispielsweise durch staatliche Zuschüsse oder Labelansätze, Voraussetzung für die Einbau solcher Systeme. Nicht außer Acht lassen darf man zudem die Arbeitssicherheit in den Systemen, in denen die Sauen nicht fixiert sind.
Fazit: Sauen kurz fixieren und Ferkelnest attraktiv gestalten
Alle beteiligten Wissenschaftler waren sich einig: Die Kurzzeitfixierung je nach Mütterlichkeit und Kondition der Sauen ist von Vorteil. Hier traten keine wesentlich höheren Ferkelverluste auf, da die sehr kritische Phase der Ferkel nach der Geburt aufgefangen wird.
Sehr große Sorgfalt sollte man zudem beim Ferkelnest walten lassen. Es muss attraktiv und gut erreichbar für die Ferkel sein. Dazu scheint die Größe der Abferkelbucht eine Rolle zu spielen. Ist sie zu groß, finden Ferkel schlecht zum Nest.