In unserem aktuellen Praxisfall geht es um einen Ferkelerzeugerbetrieb mit 500 Sauen dänischer Genetik, der über viele Jahre konstante Fruchtbarkeitsleistungen von über 30 abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr erzielte. Die Jungsauen werden zugekauft und nach guter fachlicher Quarantäne und Eingliederung in die Herde integriert. Nach der Besamung kommen die tragenden Sauen in Gruppenhaltung mit Tiefstreu, wo sie bis etwa eine Woche vor dem erwarteten Geburtstermin verbleiben.
Der Fall: Plötzliche Aborte bei den Sauen und mumifizierte Früchte
Im Sauenbestand wurden dann verstärkt erhebliche Fruchtbarkeitsprobleme beobachtet. Hauptsymptome waren plötzlich auftretende Aborte und eine erhöhte Anzahl an mumifizierten Früchten. Die bestandsbetreuende Tierärztin sandte daraufhin in Absprache mit dem Betrieb geeignetes Probenmaterial (Aborte und Blutproben) an ein spezialisiertes Labor zur Diagnostik.
Die Diagnose: Leptospiren waren die Übeltäter
Im Ergebnis dieser Untersuchungen auf infektiöse Fruchtbarkeitsursachen konnten Parvovirus, PRRS, Circovirus und Chlamydien als mögliche Erreger ausgeschlossen werden. Nachgewiesen wurden jedoch Leptospiren. Das sind weltweit verbreitete Bakterien, die in erster Linie zu Fruchtbarkeitsstörungen führen. Sie halten sich besonders gut in feuchter Umgebung und bleiben dort lange infektiös.
Da zu diesem Zeitpunkt noch kein zugelassener Impftstoff gegen Leptospiren auf dem deutschen Markt verfügbar war, wurden die Sauen umgehend mit einem gegen Leptospiren wirksamen Antibiotikum behandelt. In der Folge sank die Anzahl der Aborte zunächst deutlich ab. Allerdings war die Situation nicht stabil und die Verferkelungen stiegen wieder an. Zusätzlich wurden begleitende hygienische Maßnahmen wie die Desinfektion der Einstreu und eine konsequente Schadnagerbekämpfung durchgeführt. Der durchschlagende Erfolg blieb aber aus.
Die Lösung: Neuer Kombinationsimpfstoff statt Antibiotika
Hoffnung machte dann ein zwischenzeitlich auf den Markt gekommener Kombinationsimpfstoff für Sauen gegen Rotlauf, Parvovirus und Leptospiren. Die Hoftierärztin ergriff umgehend diese Chance und impfte den Sauenbestand komplett zweimal als Grundimmunisierung durch. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Direkt nach dem Start der Impfung sanken die Aborte deutlich ab und verblieben dauerhaft auf niedrigem Niveau. Die Fruchtbarkeitsergebnisse der Sauen verbesserten sich wieder und sind seitdem stabil.
Mehr über diesen Praxisfall, unter anderem welche Risikofaktoren Leptospiren begünstigen und welche wirtschaftlichen Einbußen mit der Erkrankung einhergehen, lesen Sie in der Märzausgabe 2020 von agrarheute Schwein, ab Seite 38.
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