Die Afrikanische Schweinepest (ASP) hat Deutschland erreicht. Die sich daraus ergebenden Maßnahmen, wie das Verbringungsverbot von Tieren – oder im schlimmsten Fall sogar die Notwendigkeit der Keulung der Bestände ganzer Betriebe – stellen auch für die bedrohten einheimischen Schweinerassen eine Gefahr dar. Rassen wie das Deutsche Sattelschwein oder das Leicoma, deren Zuchttierbestände gering sind, benötigen zeitnah besondere Vorkehrungsmaßnahmen, da die ASP weiter in ihr Hauptverbreitungsgebiet vordringt.
Gefährdete Nutztierrasse: das Leicoma Schwein
Seine hohe Fleischqualität, die ideal für die Erzeugung von Qualitätsschweinefleisch im Hochpreissegment ist. Diese günstige Eigenschaft hat das Leicoma Schwein vom Duroc Schwein geerbt, das maßgeblich an der Entstehung des Leicomas beteiligt war. Ein weiterer Vorzug ist seine Robustheit. Trotzdem ist das Leicoma Schwein heute vom Aussterben bedroht. Die Schweinerasse wurde vor allem in Mitteldeutschland gezüchtet. In den 1990er Jahren gaben dort viele Betriebe die Schweinezucht aufgrund der geänderten ökonomischen Rahmenbedingungen auf. Damit minimierte sich der Bestand des Leicoma Schweins in kürzester Zeit auf wenige Zuchttiere auf nur einem Betrieb. Der Fachbeirat Tiergenetische Ressourcen stufte das Leicoma Schwein in die Gefährdungskategorie „Erhaltungspopulation“ ein. Zwischenzeitlich wurden Sauen mit noch vorhandenen Kryoreserven von mehreren unverwandten Ebern erfolgreich besamt und auch schon Tiere an andere interessierte Betriebe abgegeben.
Das Deutsche Sattelschwein ist stark von ASP bedroht
Das Deutsche Sattelschwein entstand in der Nachkriegszeit in der DDR aus der Verpaarung von Angler Sattelschweinen und dem Schwäbisch Hällischen Landschwein. Daraus wurde durch Konsolidierungszucht das Deutsche Sattelschwein entwickelt und als Lebendgenreserve erhalten. Nach der deutschen Wiedervereinigung halfen diese Bestände bei der Stabilisierung der anderen einheimischen Sattelschweinpopulationen. Aber auch in der jüngeren Vergangenheit war der Bestandsanstieg des Deutschen Sattelschweines maßgeblich für die positive Entwicklung der Rassegruppe Sattelschweine verantwortlich. Alle Züchterinnen und Züchter des Deutschen Sattelschweins sind Mitglieder im Hybridschweinezuchtverband Nord/Ost e.V. und werden dort züchterisch betreut. Ein Schwerpunkt wird auf die Erhaltung der genetischen Breite zur Inzuchtvermeidung gelegt. Die Haltung erfolgt überwiegend in Kleinsthaltungen und in ökologisch produzierenden Betrieben. Die Erzeugnisse werden überwiegend regional mit Schwerpunkt in den östlichen Bundesländern vermarktet. Der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Ostdeutschland stellt momentan eine große Gefahr für die Zuchttierbestände dieser Rasse dar.
Positive Entwicklungen bei einheimischen Geflügelrassen
Sieben Hühnerrassen sowie die Rouenenten und die Bayerischen Landgänse wurden hinsichtlich ihrer Gefährdung in der Roten Liste einheimischer Nutztierrassen um eine Kategorie verbessert. Insgesamt sind 33 Hühner-, sieben Gänse-, neun Enten-, drei Puten- und drei Taubenrassen als einheimisch in der Liste für Geflügel geführt.
Auch die einheimischen Kaninchenrassen werden in Gefährdungskategorien eingestuft: Von den insgesamt 30 einheimischen Kaninchenrassen können 22 als nicht gefährdet angesehen werden. Als extrem vom Aussterben bedroht gelten hingegen die Fuchs- und Marderkaninchen.
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