Die betäubungslose Ferkelkastration ist in Deutschland endgültig verboten. Eberferkel können entweder weiterhin mittels Injektions- oder Inhalationsnarkose kastriert oder als intakte Jungeber gemästet werden.
Da Eber nach dem Eintritt in die Geschlechtsreife einen unangenehmen Ebergeruch entwickeln können und neben einem erhöhten Aggressions- und Sexualverhalten auch eine geminderte Fettqualität für die Weiterverarbeitung aufweisen, eignet sich dieses Verfahren für eine breite Marktakzeptanz nur bedingt.
Alternative Immunkastration
Mit der Immunkastration steht der Branche eine weitere Alternative zur Verfügung. Aus wissenschaftlicher Sicht vereint sie Aspekte des Tier- Umwelt- und Verbraucherschutzes am besten. Obwohl die Vorteile der Immunkastration bekannt sind, lehnen einigen Marktteilnehmern dieses Verfahren nach wie vor ab. Die Hintergründe hierfür sind vielfältig und liegen insbesondere in den heterogenen Marktstrukturen des deutschen und europäischen Schweinefleischmarktes.
Um Vorbehalten gegenüber den Schlachtkörpereigenschaften von Immunkastraten entgegenzuwirken, wurden Schlachtkörpermerkmale und Teilstückgewichte von Immunkastraten auf Basis von AutoFOM-III-Schlachtdaten analysiert und mit denen von weiblichen Mastschweinen, Jungebern und Börge verglichen.
Praxisversuch mit weiblichen Mastschweinen, Börge, Jungeber und Immunkastrate
Die Mastschweine wurde im Rahmen des regionalen Fleischprogramms „Gutfleisch“ der EDEKA Südwest Fleisch GmbH gemästet und am Schlachthof der Vion Crailsheim GmbH geschlachtet. Alle Mastschweine wurde auf Basis von AutoFOM-III klassifiziert und deren Teilstückgewichte geschätzt.
Der Genotyp der Mastschweine variiert, da je nach Betrieb unterschiedliche Mutterrassen verwendet werden. Der Piétrain (German Piétrain Inodorus 2.0) als Vater ist jedoch obligatorisch, um bei den Betrieben die Jungeber mästen, das Risiko geruchsauffälliger Schlachtkörper zu minimieren.
Insgesamt wurden Schlachtdaten von 36.940 Mastschweinen ausgewertet, die detaillierten Ergebnisse finden Sie in der PDF "Immunkastrate gleichwertig".
Die wichtigsten Ergebnisse: Immunkastrate gleichwertig
- Die Schlachtkörperqualität von Immunkastraten liegt zwischen der von Börgen und weiblichen Mastschweinen.
- Die Schlachtkörperqualität bei Immunkastraten ist homogener als bei Börgen und ein höherer Anteil an Tiere wird mit „S“ klassifiziert.
- Sowohl die Indexpunktzahl nach den AutoFOM-III-Preismasken als auch die Auszahlung nach VEZG-Referenzmaske (Magerfleischanteil) ist bei Immunkastraten höher als bei Jungebern und Börgen.
Den vollständigen Artikel lesen Sie in agrarheute Schwein Januar 2021 ab Seite 30.
Ergebnisse Praxisversuch: Immunkastrate gleichwertig
EIP-AGRI-Projekt zu Immunkastraten
Diese Studie ist Teil des EIP-AGRI-Projekts ‚Einstellungen zu Schweinefleisch von Immunkastraten und Wahrnehmung durch den Verbraucher‘ und wird aus Mitteln der Europäischen Union (Horizon 2020) und des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg finanziert (172015).
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