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Ferkel füttern

Intakter Ringelschwanz: Warum die Fütterung so wichtig ist.

Neben der Genetik und der Haltungsumwelt ist die Darmgesundheit ein wichtiger Faktor, um Schweine mit Langschwanz halten zu können. Der Betrieb Hohenkirch hat das erkannt und sich auf den langen Weg gemacht.

am Sonntag, 09.04.2023 - 05:00 (Jetzt kommentieren)

Der Familienbetrieb Hohenkirch aus Ostbevern hält 200 Sauen im geschlossenen System. Vater Jürgen und Sohn Marc Hohenkirch haben erkannt, wie wichtig unter anderem die Darmgesundheit für Tiere mit Ringelschwanz ist.

Auch mit der Genetik hat sich die Familie in dem Zusammenhang auseinandergesetzt. „Eines habe ich verstanden: Ob Nekrosen auftreten oder nicht, hat nichts mit der Länge des Ringelschwanzes zu tun“, sagt Marc Hohenkirch. Er will sich rantasten und kupiert die Ferkel, die bei ihm auf der Hofstelle geboren werden, nicht mehr.

Dabei beschönigt Familie Hohenkirch nichts. Sein Vater sagt: „Leider hatten wir im Dezember 2021 einen Einbruch. Viele Ferkel entwickelten im Flatdeck Schwanznekrosen. Vereinzelt trat auch Schwanzbeißen auf.“ Im Nachhinein sehen beide es als glückliche Fügung, dass genau in diese Phase ihre heutige Futtermittelexpertin und -beraterin zu ihnen auf den Hof abbog – auf der Suche nach neuen Kunden.

Schwanznekrosen beim Ferkel verhindern

Zusammen analysierten sie die Situation. Im Flatdeck, beginnend bei rund 18 kg, gab es die ersten Ferkel, die mit Schwanznekrosen unterwegs waren. Das Bild zog sich durch die ganze Mast. „Was mir sofort auffiel, war, dass die Tiere extrem unruhig und aggressiv waren“, sagt die Expertin. Damit erklärte sich auch, dass es vermehrt zum Schwanzbeißen kam.

Das Hauptthema seien aber die Nekrosen, meist an den Schwanzspitzen beginnend, aber auch an den Ohrrändern und sogar den Flanken. Für die Futtermittelexpertin sind Endotoxine, die die Darmgesundheit negativ beeinflussen, einer der Hauptauslöser „Auf Empfehlung der Expertin haben wir direkt angefangen, den Sauen Safety First, einen Endo- und Mykotoxinbinder, ins Futter zu mischen“, sagt Marc Hohenkirch.

„Das ist wichtig. Es beginnt bei den Sauen. Da ist der Start“, sagt die Beraterin. Natürlich könne man nur die Tiere behandeln, bei denen die Symptome auftreten würden, also die Ferkel und Masttiere. „Das erlebe ich häufig. Die betroffenen Schweinehalter sind relativ ratlos. Ich höre oft: Rette, was zu retten ist.“ Das könne sie natürlich auch, aber in der Phase bekämpfe man nur die Symptome mit sehr hohen Aufwand und dementsprechend hohen Kosten.

Deshalb sei es klüger, gleichzeitig vorne, also bei den Sauen, zu beginnen und so den Druck bei den nächsten Ferkeln von Geburt an zu minieren. Familie Hohenkirch setzte deshalb den Endotoxinbinder sowohl bei den Sauen als auch bei den betroffenen Tieren ein. „Zudem haben wir gute Erfahrungen damit gemacht, den Ferkeln und Mastschweinen Yucabu zu geben“, sagt Jürgen Hohenkirch. Das sei ein Seealgenmehl, das dabei unterstützt, Entzündungsprozesse zu hemmen, sodass Wunden schneller und besser abheilen.

Besserung in Sicht, Langschwanz gut möglich

Nachdem die akut betroffenen Tiere alle aus dem Stall waren, habe man bei den nächsten Gruppen direkt eine Besserung sehen können. „Es traten kaum noch Nekrosen auf und sowohl Sauen als auch Ferkel sahen insgesamt, auch vom Fell her, gesünder aus“, sagt Jürgen Hohenkirch.

Das Futter und die Gabe von Toxinbindern sei jedoch kein Allheilmittel. Auch das betont die Beraterin. Deshalb legt sie auch großen Wert auf andere Faktoren, die im Zusammenhang mit der Darmgesundheit und Nekrosen stehen, wie die Wasserversorgung. Deshalb wurden im nächsten Schritt die Wasserleitungen gründlich gesäubert und die Möglichkeit einer Wasserdesinfizierung für den Sauen- und Mastbereich geschaffen.

Ein weiteres Thema war die Klimaführung und vor allem die Temperatur im Stall. Die Futtermittelexpertin drang sehr darauf, die Temperatur insgesamt etwas runterzufahren. „Im Flatdeck hat Familie Hohenkirch sowieso die Abdeckungen in den Buchten. Deshalb habe ich zur Temperaturreduzierung auf 20 °C geraten.“

Die Zusammenarbeit läuft jetzt seit gut einem Jahr. Die ersten Ferkel, bei deren Geburt die Sauen abgesichert waren, sind geschlachtet worden. „Jetzt können wir sehen, dass der Ringelschwanz auch in diesem konventionellen Haltungssystem möglich ist“, sagt Jürgen Hohenkirch. Er denkt, dass es niemals und immer zu 100 Prozent gut geht, aber doch weitestgehend.

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