Die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat sich mit Vertretern des Deutschen Raiffeisenverbandes und des Verbandes der Fleischwirtschaft getroffen. Im Anschluss gab sie bekannt: "Ich bin mir mit der Fleischwirtschaft zum Tierwohlkennzeichen einig."
Demnach hätten sie eine weitere Etappe auf dem Weg zu einer erfolgreichen gemeinsamen Kennzeichnung beim Tierwohl genommen. Sie seien sich darüber einig, dass die Freiwilligkeit des Kennzeichens der richtige Weg für die Akzeptanz bei den Landwirten und bei den Verbrauchern ist. Damit würden sie für die Landwirte Perspektiven schaffen.
Ziel Tierwohlkennzeichnung: Hohe Marktdurchdringung
Ziel sei auch eine hohe Marktdurchdringung. Gleichzeitig lasse man aber den Verbrauchern die Wahl, sich an der Ladentheke für Fleisch zu entscheiden, das in Sachen Tierwohl nach höheren als den gesetzlichen Standards erzeugt wurde.
Die Eingangsstufe des staatlichen, freiwilligen Tierwohlkennzeichens werde mit höheren als den gesetzlich vorgesehenen Standards versehen und das Ziel sei, dass ab Frühjahr 2020 erste Produkte in den Märkten verfügbar sind.
ISN fehlt Diskussion mit deutschen Landwirten zur Tierwohlkennzeichnung
Für die ISN (Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschland e.V.) ist dies nur eine "bizarre Wasserstandsmeldung aus dem BMEL". Julia Klöckner lasse die Frage offen, wann sie endlich elementare Fragen und Eckdaten mit den zentralen Betroffenen - nämlich der deutschen Landwirtschaft - ausdiskutiert.
Es würde zwar heißen, dass man mit einem freiwilligen Tierwohllabel Perspektiven für Landwirte schafft. Offen bleibe aber, welche Perspektiven angesichts der bekannten ungelösten K-Fragen (Kastration, Kupieren der Schwänze, Kastenstand) damit real geschaffen werden und für welche Landwirte sie gelten könnten.
Perspektive für deutsche Sauenhalter gefordert
Um Perspektiven zu schaffen, bräuchte es laut ISN endlich eine umfassende und mit Betroffenen entwickelte Nutztierstrategie, die für hiesige Tierhalter leistbare und genehmigungsrechtlich umsetzbare Kriterien definiert. Dazu gehöre zwangsläufig die verpflichtende Haltungs- und Herkunftskennzeichnung für alle Schweinefleischprodukte.
Der Ministerin scheine das aber egal zu sein. Sie wolle eine hohe Marktdurchdringung für das Label erreichen. Ob das gelabelte Schweinefleisch von Tieren aus deutscher Herkunft stammt, scheine bei dieser Zielvorgabe nicht so wichtig. Sie sorge nur dafür, dass auf Seiten der Fleischnachfrage der Preis für Schweinefleisch - egal aus welcher Herkunft - garantiert niedrig bleibt. Die ISN sagt dazu: "Das ist ein echt bitterer und schlechter Marketing-Gag!"
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