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Schweinestau

Kaum Schlachtungen: Schweinehalter in ASP-Sperrzone verzweifelt

Schwein-Tiertransport
am Dienstag, 02.08.2022 - 14:06 (Jetzt kommentieren)

Die Lage im südlichen Emsland ist schlimm. Erst 1.800 Schweine wurden geschlachtet, der Druck wächst immer weiter.

Die Meldung des Landwirtschaftsministeriums, dass ein Schlachthof für die Schweine aus der Sperrzone gefunden sei, stimmte zunächst positiv. Doch leider hat sich die Situation nicht entwickelt wie erhofft. Die LAND & FORST sprach mit Lambert Hurink vom Landvolk Emsland und Dr. Albert Hortmann-Schorten von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK).

Von den 2.500 Schweinen, die laut der Pressemitteilung des ML geschlachtet werden konnten, sind erst 1.800 geschlachtet worden, gab Hortmann-Scholten an. Der Handlungsdruck steige, in der Region baue sich ein massiver Vermarktungsdruck auf.

Die Schweinehalter sind am Anschlag

Die Landwirtinnen und Landwirte im Emsland fürchten um ihre Existenz, für die 250 betroffenen Schweinehalter droht Stillstand. Im Sperrbezirk sind jede Woche rund 7.000 Schweine schlachtreif. Noch gibt es keine weiteren Schlachttermine. Ein Schweinestau droht.

Lambert Hurink vom Landvolk Emsland macht eindringlich auf die untragbare Situation für die Betriebe aufmerksam. „Die Halter sind schon jetzt am absoluten Anschlag“, warnt Hurink. „Wenn nicht bald Lösungen gefunden werden, dann wissen wir nicht mehr weiter.“ Man brauche händeringend Schlachtzahlen von 6.000 bis 7.000 Tieren pro Woche, um Betriebe nicht in einen Bereich zu bringen, in dem der Tierschutz nicht mehr gegeben ist.

Auch wenn es für die Schlachthöfe Hürden bei der Schlachtung und Verarbeitung der Tiere gibt, hat Hurink kein Verständnis dafür, dass es fast vier Wochen gebraucht hat, bis ein Unternehmen eine Zusage machen wollte. Dazu noch in Nordrhein-Westfalen und nicht in der Region. Das sei in Gesprächen seitens der Schlachtunternehmen anders angedeutet worden, das Landvolk ist nun enttäuscht, dass die diskutierten Lösungswege nicht umgesetzt wurden.

ASP im Emsland: Politik und Schlachtbranche sind nun am Zug

Die Erwartungshaltung des Landvolks und auch der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) ist nun, dass die Politik auf Landesebene schnellstmöglich an Lösungen mitarbeitet. Es müssten sehr kurzfristig und mit Druck Lösungswege entstehen. Die Vorarbeiten seien getan, jetzt seien Politik und Schlachtstätten am Zug, forderte Hurink.

Ausbruch ist wirtschaftlich katastrophal

Der Wert für die bisher abgelieferten Schweine gehe gegen Null, sagte Hurink auf unsere Nachfrage. Eine wirtschaftliche Zahlung gebe es nicht. Für die noch abzugebenden Schweine, wenn denn Schlachthöfe gefunden werden, könne man noch gar keine Aussage treffen.

Eine ökonomisch sinnvolle Verwertung der Tiere nach der Schlachtung ist das maßgebliche Problem, da Fleisch von Schweinen aus der Restriktionszone thermobehandelt werden müsse. Der Markt für diese Produkte sei begrenzt und die Vermarktung damit sehr schwierig, so Hortmann-Scholten.

Hurink bringt die Situation für die Halter so auf den Punkt: „Der physische und psychische Druck ist kaum noch aushaltbar“. Auch Tränen flossen bereits in Telefonaten.

Krisenhotline und Telefonseelsorge

Sie haben Stress auf Ihrem Betrieb oder Ärger mit der Familie? Sie plagen Zukunftssorgen oder Sie wissen aus anderen Gründen nicht mehr weiter? Kontaktieren Sie bitte die Krisenhotline der SVLFG. Ein Team aus Psychologen und psychiatrischen Fachpflegekräften steht Ihnen rund um die Uhr an 7 Tagen die Woche telefonisch beratend und anonym zur Seite. Sie erreichen die SVLFG Krisenhotline unter 0561 785 – 10101.
Weitere Informationen zu Hilfsangeboten finden Landwirte unter https://www.svlfg.de/krisenhotline.

Wenn Sie oder Menschen, die Sie kennen Hilfe brauchen und/oder von Suizidgedanken betroffen sind, kontaktieren Sie die Telefonseelsorge (telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

Hilfsangebote gibt es auch für Landwirte in Österreich und der Schweiz. Das österreichische bäuerliche Sorgentelefon ist von Montag bis Freitag von 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr unter 0810-67 68 10 zu erreichen. In der Schweiz hilft das bäuerliche Sorgentelefon montags von 8.15 bis 12 Uhr, dienstags von 13 bis 17 Uhr und donnerstags von 18 bis 22 Uhr unter 041 820 02 15.

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