Das Internetportal Spiegel online hat am 18. Februar einen Artikel veröffentlicht, der mit gängigen Klischees der Landwirtschaft aufräumt, ein fachlicher, gut recherchierter Artikel über die Schweinehaltung, der Hoffnung auf mehr macht. Hoffnung auf mehr seriöse und unvoreingenommene Berichterstattung über die Landwirtschaft.
Maria Marquart und Christian Teevs haben einen konventionellen Betrieb in Schleswig-Holstein mit 4.000 Schweinen und ein Biohof in Nordrhein-Westfalen mit maximal 550 Tieren besucht und die vorherrschenden Klischees in der Bevölkerung hinterfragt.
Bioschweine leben auf der Weide
Maria Marquart und Christian Teevs machen sich bei Landwirft Raimund Bäumer ein Bild von der Schweinemast in einem Biobetrieb. Dabei erfahren die beiden, dass Bäumer seine Tiere nicht auf die Weide lässt. "Die Schweine wälzen die ganze Grasnarbe um, der Kot würde das Grundwasser verunreinigen", sagt der Landwirt. Weidehaltung funktioniere nur mit viel Fläche, denn die Tiere müssten oft umziehen, um die Böden zu schonen. Bäumers pragmatisches Fazit: "Tierhaltung ist immer ein Kompromiss zwischen dem Wohl des Tieres, den Arbeitsbedingungen des Menschen und der Umwelt."
Als konventionellen Betrieb haben sich die beiden Familie Thun in Schleswig Holstein ausgesucht. Dort leben 4.000 Schweine in einem modernen Stall mit Belüftungsanlage. "Ein optimales Klima für die Schweine, Zugluft gebe es nicht. Die Helligkeit im Stall wird von Lampen und genau vorgeschriebenen Fensterflächen bestimmt", schreiben sie weiter. Stroheinstreu sei in so einem modernen Stall nicht vorgesehen, sagt Juniorchef Nils Thun. "Solche Massen an Stroh in hygienisch einwandfreier Qualität zu erwerben, in den Stall zu schaffen und wieder über die Gülle aus dem Stall zu bekommen, ist schlichtweg unmöglich", sagt der Landwirtschaftsstudent.
Der konventionelle Mäster stopft die Schweine mit Antibiotika voll
Eine weitere in der Bevölkerung weit verbreitetete Annahme haben Marquart und Teevs hinterfragt. Sie konfrontieren Landwirt Hans-Jürgen Thun mit dem Klischee, dass Bauern ihre Tiere vorsorglich mit Antibiotika voll pumpen. "Antibiotika bekommen nur ganz wenige Tiere. Nur die, die wirklich krank sind." Schon aus Kostengründen, denn die Medikamente seien sehr teuer. Behandelte Tiere werden markiert, vor der Schlachtung müssten Wartefristen eingehalten werden. Im Stall zeigt Thun eine Liste, mit der er den Medikamenteneinsatz dokumentiert. Demnach haben seit Mitte Dezember nur fünf Schweine Antibiotika bekommen - bei insgesamt 4.000 Tieren eine sehr geringe Zahl, heißt es in dem Artikel weiter.
Ähnlich ist es beim Biolandwirt Bäumer. Auch er behandelt seine Tiere nur im Notfall mit Antibiotika. Außerdem testet er derzeit die Wirkung von homöopathischen Mitteln. Tiere, die Medikamente bekommen, werden mit blauer Farbe markiert. Bevor sie geschlachtet werden dürfen, muss Bäumer doppelt so lange Wartezeiten einhalten wie ein konventioneller Betrieb, fassen die Autoren zusammen.
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