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Schwein

Kurzfristige Maskenänderungen: Mangelnde Verlässlichkeit kritisiert

am Dienstag, 26.10.2010 - 14:39 (Jetzt kommentieren)

Damme - Die ISN (Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands) greift Schlachtunternehmen wegen der "Schwemme an kurzfristigen Maskenänderungen" an. In einem offenen Brief fordert sie eine "verlässliche und faire Partnerschaft" ein.

"Man hat den Eindruck 'Fleisch wegnehmen' ist nicht nur ein Diät-Trend, sondern gilt neuerdings auch bei der Abrechnung von Schlachtschweinen", kritisiert ISN-Vorstandsmitglied Philipp Schulze Esking in einem Kommentar.

Kern der Kritik an den vielen Maskenanpassungen in den vergangenen Wochen ist der mangelnde Dialog mit den Produzenten. "Die Ankündigungen kamen so kurzfristig, dass die schweinehaltenden Betriebe kaum eine Chance hatten, ihre Produktion zeitnah an die neuen Anforderungen anzupassen", heißt es in dem offenen Brief. Die Erzeuger seien im Zuge der Umstellung gezwungen, ihre Schweine schwerer abzuliefern - ohne einen Mehrerlös erzielen zu können, um die gestiegenen Futter- und Produktionskosten zu kompensieren.

Der offene Brief richtet sich an

  • B&C Tönnies Fleischwerk
  • Weidemark Fleischwaren
  • VION GmbH
  • Steinemann GmbH & Co KG
  • D&S Fleisch GmbH
  • Hoffmann und Kruse GmbH
  • Westfleisch eG

Auto-Fom ersetzt Abrechnung nach FOM

Den Anfang mit Maskenänderungen habe D&S aus Essen/Oldenburg mit der Ankündigung gemacht, die Bezahlung der Schlachtschweine nach FOM einzustellen und künftig nur noch nach Auto-Fom (entsprechend der Westfleisch-Maske) abzurechnen. Das Unternehmen Hoffmann und Kruse in Gelsenkirchen hat, so die ISN, diesbezüglich nachgezogen und rechnet die Schweine seit dem 1. Oktober nur noch nach Auto-Fom ab. Auch hier entspricht die Abrechnungsmaske jener der Westfleisch.

Die VION klassifiziert seit dem 4. Oktober in seinen Schlachthöfen in Emstek, Lingen und Zeven nur noch nach Auto-FOM. Auch diese Abrechnungsmaske orientiert sich an der Westfleisch-Maske. Am 1. Oktober hat das zur Tönnies-Gruppe gehörende Schlachtunternehmen Weidemark in Sögel, sein FOM-Abrechnungssystem umgestellt und wendet die bestehende Abrechnungsmaske nur noch für die Schlachtschweine an, die mindestens ein geschätztes "Schinken schier"- Gewicht von 18,4 Kilo nach Auto-FOM aufweisen.

Schlachtunternehmen ermöglichen keine angemessenen Umstellungszeiten

"Angesichts des derzeit großen Angebotes an Schlachtschweinen drängt sich der Verdacht auf, dass einige Schlachtunternehmen dies nutzten um mal eben schnell die Abrechnungsmasken zu ändern, ohne den Landwirten angemessene Umstellungszeiten zu ermöglichen", meint ISN-Vorstandsmitglied Philipp Schulze Esking. Im Falle von Weidemark heiße das, dass Schweine mit niedrigeren Schinkengewichten für Magerfleischanteile zwischen 56 und 57 Prozent einen Zuschlag von nur noch 0,01 Euro je Kilo Schlachtgewicht (EUR/kg SG) erhalten. Weitere Zuschläge werden nicht ausgezahlt.

ISN: Mäster zahlen die Zeche

Die Vermutung, dass die Mäster die Zeche zahlen werden, bestätigt eine Datenerhebung der ISN. Eine stichprobenhafte Überprüfung von Schlachtprotokollen durch die ISN habe ergeben, dass im Durchschnitt etwa 30 Prozent der angelieferten Tiere der neuen Regelung zum Opfer fallen und aus dem Zuschlagssystem herausfallen. Die Spanne reiche von zehn bis zu 56 Prozent der Tiere. "Es wird eine Gradwanderung, ein optimales Verhältnis von Schlachtgewicht zu Schinkengewicht, bezogen auf die Auszahlung, zu erreichen", kündigt Schulze Esking an.

In ihrem offenen Brief fordert die ISN die Schlachtunternehmen auf, sich an Schlagworte wie "verlässliche Partnerschaften", oder "Nähe zur bäuerlichen Erzeugung", die in öffentlichen Unternehmensdarstellungen häufig verwendet würden, auch zu halten. "Auch in Bezug auf die anstehenden Änderungen der Klassifizierungsformeln fordern wir Sie auf, uns frühzeitig mit einzubeziehen". (pd/ez)

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