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Lagerhaltung: Landvolk gegen 'Rezepte aus der EU-Marktordnungsmottenkiste'

am Freitag, 04.02.2011 - 10:52 (Jetzt kommentieren)

"Aufgeschoben ist nicht Aufgehoben!" mit diesem alten Spruch kommentiert Tobias Göckeritz, Vorsitzender des Kreislandvolkverbandes Mittelweser, die private Lagerhaltung.

Die Fleischwirtschaft kann bereits im Laufe dieser Woche EU-Beihilfen zur privaten Lagerhaltung von Schweinefleisch in Anspruch nehmen. Diese Regelung hat im zuständigen EU-Verwaltungsausschuss die Zustimmung der Mitgliedstaaten bekommen.
Die Höhe der Beihilfe schwankt je nach Lagerdauer und Teilstück von 343 bis 499 Euro/t. Die Unternehmen können zwischen Lagerperioden von drei bis fünf Monaten wählen. Danach soll das Fleisch zurück auf den EU-Markt gelangen.

Befürchtung: Fleisch kommt zur Grillsaison wieder auf den Markt

"Immer wieder tauchen die alten Reflexe und Rezepte aus der EU-Marktordnungsmottenkiste auf, die sicher Manchem nutzen, aber bestimmt nicht den Bauern", sagt Göckeritz. Es sei schlimm genug, dass der Schweinepreis durch kriminelle Machenschaften von Heiligabend bis Mitte Januar um 36 Cent je Kilo Schlachtgewicht eingebrochen ist und jetzt nur schrittweise wieder ansteige. Göckeritz befürchtet, dass zur Grillsaison im Frühsommer Tiefgefrierware aus den privaten Lagerhäusern auf den Markt kommt und die Schweinepreise erneut unter Druck setzt.
"Die Schlachtunternehmen kaufen in diesen Tagen bestes Fleisch zu Preisen ein, die weit unter den Produktionskosten liegen", stellt er fest. Sie lagern, wie jedes Jahr, ohnehin jetzt Fleisch ein, um es zur Grillsaison teuer zu verkaufen. Wenn die private Lagerhaltung (PLH) jetzt auch noch staatlich gefördert werde, dann verdienten die Schlachtunternehmen zweimal und beide Male auf Kosten der Bauern, befürchtet das Landvolk. Denn die Landwirte verkaufen, wenn die Schweine schlachtreif sind. Sind sie zu lange im Stall, drohen empfindliche Abzüge.
"Ich habe nichts davon gehört, dass die Schlachthöfe die Abzüge für schwere Schweine ausgesetzt haben für die 4.000 Betriebe, die vorsorglich, aber unverschuldet gesperrt waren", sagt er.

Widerspruch ohne Erfolg

Der Vorstand des Landvolks Niedersachen hat sich in eindeutig gegen die private Lagerhaltung ausgesprochen und Präsident Werner Hilse hat dies noch während der Sitzung nach Berlin weitergegeben - ohne Erfolg. Die Europäische Kommission behält sich vor, die Lagerperiode noch zu verlängern, falls die Markterholung nicht eintritt. Vorerst gibt es keine Begrenzung der Mittel oder der förderfähigen Mengen, die Kommission orientiert sich jedoch rückblickend an den Jahren 2007/08 als rund 100.000 Tonnen Fleisch beziehungsweise 37 Millionen Euro für die private Lagerhaltung ausreichten. Auch die Landvolk-Forderungen nach offener Deklaration der Futtermittel, Verwendung einer Positivliste und eines ausreichend dimensonierten Haftungsfonds für geschädigte Bauern stoßen in Brüssel und Berlin derzeit nicht auf offene Ohren. (LPD)

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