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Landvolk: 'Bauern beim Tierschutz nicht überfordern'

am Mittwoch, 14.10.2015 - 14:06 (Jetzt kommentieren)

In Norwegen hat sich Niedersachsens Agrarminister mit einer Experten-Delegation ein Bild von der dortigen Schweinehaltung gemacht. Die Erkenntnisse der Reisenden gehen allerdings auseinander.

Die Erkenntnisse über die Schweinehaltung in Norwegen sind nach Ansicht von Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer "Rückenwind für den Tierschutzplan Niedersachsen als bundesweite Road Map".  Meyers Fazit: "Die Erkenntnisse in Theorie und Praxis bestärken mich in der Überzeugung, dass unser Tierschutzplan bundesweit eine Blaupause für mehr Tierschutz und Tierwohl in den Ställen sein kann."
 
Der Minister wurde auf seiner 3-tägigen Reise in die Hauptstadt Oslo und zu Schweinehaltungsbetrieben in der Provinz Hedmark von einer 25-köpfigen Delegation begleitet. Vertreten waren Verbände wie Bioland, Neuland und die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands ebenso wie das Landvolk, der Handel, Wissenschaftler, Tierärzte und Behörden. Wie der Pressedienst vom Landvolk Niedersachsen berichtet, seien aus der praktischen Landwirtschaft nur insgesamt vier Schweinehalter Teil der Delegation gewesen. 
 

Preis in Norwegen dreimal so hoch wie in Deutschland

Tobias Göckeritz, Mitglied im Vorstand des Landvolkes Niedersachsen und selbst Sauenhalter im Landkreis Nienburg war in Norwegen dabei und warnt davor die berühmten Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Norwegens Landwirte produzieren laut Göckeritz in einem abgeschotteten Markt. Sie erhalten zudem hohe staatliche Zuwendungen für ihre Mehraufwändungen und zur Berücksichtigung hoher Tierwohlstandards.
 
Intakte Ringelschänze beim Schwein waren ebenfalls Thema: "Bei allem Respekt für das Engagement der norwegischen Landwirte sehen wir auch hier völlig verschiedene Grundvoraussetzungen", rückt Göckeritz das euphorische Zwischenfazit des Ministers zu den Erkenntnissen gerade. Norwegens Schweinehalter erhielten einen deutlichen höheren Preis, der bei Ferkeln dreimal so hoch wie in Deutschland liegt. Ihr höherer Aufwand würde zudem zusätzlich durch weitere Subventionen ausgeglichen.

Landvolk: 'Preisniveau muss Tierwohlkosten decken'

"Wenn unsere Landwirte ihre Ställe noch tiergerechter umbauen sollen, dann müssen sie dabei zuvor auf Änderungen im Baurecht- und Immissionsrecht oder dem Brandschutz vertrauen können. Hier sind Vereinfachungen gefragt", sagt Göckeritz. Zugleich appelliert er an Landwirtschaftsminister Christian Meyer, der den Niedersächsischen Tierschutzplan verantwortet, die bäuerlichen Familien wirtschaftlich nicht zu überfordern und ihnen für die ambitionierten Ziele ausreichend Zeit und lange Übergangsfristen für bestehende Gebäude einzuräumen.
 
Das Landvolk erwartet ergebnisoffene Diskussionen im Rahmen dieses Vorhabens und verlangt zwingend vor konkreten Entscheidungen eine Folgenabschätzung für die bäuerlichen Familien in Niedersachsen. "Dreh- und Angelpunkt bleibt die ökonomische und soziale Teilhabe der Bauernfamilien an der allgemeinen Wohlfahrtsentwicklung der Gesellschaft", fasst Göckeritz für das Landvolk Niedersachsen seine Eindrücke zusammen und fügt an: "Nur ein entsprechendes Preisniveau, dass die erhöhten Tierwohlkosten deckt, ebnet dem Tierschutz den Weg, das belegen hiesige Programme wie auch die Erfahrungen in Norwegen".

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