Ende März gab die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) bekannt, dass die Ferkelpreisnotierung nach dem Ende der betäubungslosen Ferkelkastration ab dem 01. Januar 2021 angepasst wird. Gesetzeskonform kastrierte Ferkelpartien deutscher Herkunft im ausgeglichenen biologischen Geschlechtsverhältnis sollen dann einen Zuschlag von 2 Euro je Tier erhalten.
Nun hat Müller Fleisch nachgezogen. Der Schlachtbetrieb schickte ein Schreiben an seine Jungeberlieferanten. Darin steht, dass sich das Unternehmen aufgrund dieser geänderten Rahmenbedingungen gezwungen sieht, die Abrechnung der vertraglich gebundenen Jungeber ab dem Jahreswechsel am Schlachthof Ulm anzupassen.
Müller Fleisch begründet den Schritt damit, dass die bisherigen Kostenbelastungen und Wertminderungen wie Risikoübernahme für geruchlich belastete Schlachtkörper, Detektionsaufwand, eingeschränkte Vermarktung und schlechtere Fleischausbeute dann so nicht mehr getragen werden könnten.
Die vertraglich gebundenen Jungeber und Improvac-Eber würden ab 1. Januar 2021 über die normale Mastschweineabrechnungsmaske mit einem Abschlag von 6 Cent je kg Schlachtgewicht abgerechnet, erklärt das Unternehmen.
Weiter heißt es, dass Regional- und Haltungszuschläge in der dann vereinbarten Höhe weiterbezahlt würden und man selbstverständlich weiter zu seinen vertraglichen Abnahmeverpflichtungen stehe. Neue Jungeberverträge könnten nur nach vorheriger Abstimmung mit dem Schweineeinkauf abgeschlossen werden.
ISN: Falsches Signal zur Unzeit
Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) sieht darin ganz klar ein falsches Signal zur Unzeit. Statt alle Wege offen zu halten, werde ein weiterer Weg massiv abgestraft. Laut ISN müsse der die Kosten tragen, der kastrierte Schweine will. Doch schon mehr als sieben Monate vor dem Ende der betäubungslosen Ferkelkastration passiere das Gegenteil: Die abnehmende Hand versucht den Zuschlag für kastrierte Tiere in einen Malus für unkastrierte Ferkel zu verwandeln.
Damit sei genau das passiert, was die Interessensvertretung erwartet hat: Die Schlachtstufe macht sich einen schlanken Fuß und lässt den Sauenhalter mit der Kastration sitzen.
Auch die Höhe des jetzt angekündigten Abschlags von 6 Cent scheint der ISN überzogen. Sie sieht darin mehr ein politisches Signal an die Mäster und Ferkelerzeuger, welcher Weg genommen werden soll und welcher Weg nicht erwünscht ist. Richtig wäre gewesen, wenn sich Müller Fleisch zu den Kosten für kastrierte Tiere bekennen würde und diese dann im Marktpreis ab dem Jahr 2021 honoriert
Die ISN betont, wie wichtig es sei, die Schlachtbranche und in diesem Fall Müller Fleisch nicht aus der Verantwortung zu entlassen. Viel mehr müsse man einzufordern, dass sich die Unternehmen mit allen Verfahren intensiv beschäftigen. Scheinbar ist dazu Druck auf die nachgelagerte Schlacht- und Fleischverarbeitungsbranche nötig.
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