Der Tag X ist also gekommen: Es gibt zwei Ausbrüche der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Hausschweinen in Deutschland.
Der einzige, winzige Trost ist, dass beide betroffenen Betriebe innerhalb der bisher schon bestehenden Restriktionszonen in Brandenburg liegen, und beide Betriebe bereits geräumt sind. So ruft auch die ISN dazu auf, Ruhe zu bewahren. Grund zur Panik bestehe noch nicht. Die Lage für die deutschen Schweinehalter würde sich nicht gravierend ändern.
Zum Glück! Und hoffentlich sehen das auch die Handelspartner so und nutzen die ASP-Lage nicht aus, um die derzeit herrschenden Tiefpreise noch weiter zu drücken. Das wäre eine Schande, jetzt ist Solidarität gefragt!
ASP: Biosicherheit jetzt überprüfen
Der nächste Schritt muss schnellstmögliche Aufklärung sein. Wir müssen wissen, wie das ASP-Virus in die Schweinebestände gekommen ist, um Rückschlüsse zu ziehen und Biosicherheitsmaßnahmen weiter anzupassen und gegebenenfalls zu verschärfen. Jeder Schweinehalter sollte angesichts der neuen Fälle Afrikanischer Schweinepest spätestens jetzt seine Maßnahmen noch einmal penibel überprüfen.
Anscheinend hat der betroffene Bio-Betrieb seine Tiere bereits seit September auf behördliche Anordnung hin aufgestallt. Wenn das stimmt, dann ist es jetzt besonders wichtig herauszufinden, wie es zur Infektion kam, die Biosicherheitsmaßnahmen zu überprüfen und wo nötig anzupassen. Denn nur wenn alle Betriebe - egal ob zwei Minischweine im hauseigenen Garten oder 1.000 Sauen im hochprofessionellen landwirtschaftlichen Betrieb - die notwendigen Biosicherheitsmaßnahmen einhalten, kann die Afrikanische Schweinepest in Deutschland unter Kontrolle gebracht werden.
Aufstallpflicht für Schweine ist ein Dilemma
Die Aufstallungspflicht zeigt ein wichtiges Dilemma auf: Immer mehr Tiere sollen möglichst an die frische Luft, wenn es nach den Verbrauchern und dem Handel geht – siehe das Beispiel Aldi. Doch das wird schwierig, wenn die Afrikanische Schweinepest sich in Deutschland weiter ausbreiten sollte. Empfehlungen des Bundeslandwirtschaftsministeriums an die Länder reichen nicht, es braucht aktive Koordination und, wo nötig, Unterstützung.
Eine Aufstallungspflicht ist gerade für Freilandschweinehalter ein Problem. Wo sie kommt, müssen die betroffenen Schweinehalter in den sauren Apfel beißen. Aus Solidarität zu ihren Berufskollegen. Das funktioniert aber nur, wenn sich auch die Behörden und der Bund solidarisch zeigen: Die betroffenen Landwirte müssen entschädigt werden! Und die Entschädigung muss über den reinen Schlachtpreis der Tiere hinausgehen.
ASP: Jetzt Solidarität auf allen Ebenen gefragt
Wie schon gesagt: Noch steht nicht fest, was genau passiert ist und wie der ASP-Erreger in die beiden Hausschweinebestände gekommen ist. Aber ich erwarte auch Solidarität von der Bevölkerung. Mit viel Aufwand und für viel Geld wurden Schutzzäune gegen die Afrikanische Schweinepest erstellt. Wenn ich dann mitbekomme, dass diese immer wieder sabotiert werden und Radtouristen oder Wanderer sich von den Zäunen „gestört“ fühlen, dann fehlen Aufklärung und Solidarität – und mir die Worte.
Anmerkung: Bei Veröffentlichung einer ersten Fassung des Kommentars war noch nicht bekannt, dass der betroffene Biobetrieb seine Tiere anscheinend bereits seit September aufgestallt hatte.
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