"Es war ein sehr konstruktives Gespräch und in vielen Bereichen gibt es positive Fortschritte ", so Berlakovich. Eine Einigung könnte nächste Woche erzielt werden. Damit hätte die bereits über Monate anhaltende Verunsicherung der heimischen Schweinehalter ein Ende. "Die Landwirte sind bereit, eine vernünftige Weiterentwicklung des Tierschutzes mitzutragen. Allerdings dürfe dabei die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe gegenüber anderen Ländern nicht untergraben werden ", betont der Minister. Detaillierte Verhandlungsergebnisse wurden nicht bekannt gegeben.
"Es ist von dringlicher Notwendigkeit, noch in diesem Jahr Rechtssicherheit für unsere Bauern zu schaffen, so Gerhard Wlodkowski, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich. Nur so könnte die österreichische Schweineerzeugung aufrechterhalten und die Jugend dazu bewegt werden, in der Landwirtschaft tätig zu werden. Durch ein Verbot des Ferkelschutzkorbes würde Tierleid importiert und Arbeitsplätze exportiert, so Wlodkowski. "Eine Einigung könnte den derzeitigen Stillstand in der Branche lösen. "
Landwirte trauen sich nicht zu investieren
"Welcher Landwirt tätigt bei einer solch verfahrenen Verhandlungs-Situation guten Gewissens Investitionen? ", macht
Jakob Auer, designierter Präsident des Österreichischen Bauernbundes, auf die prekäre wirtschaftliche Situation aufmerksam. "Trotz Zahlungserleichterungen von Stallbaufirmen bleiben deren Auftragsbücher leer, die bereits einen Stellenabbau in Erwägung ziehen. Zudem geht es bei der Ferkelschutzkorb-Diskussion nicht nur um Tierschutz, sondern auch um Betreuungsschutz. Aufgrund der aggressiven Verteidigung ihrer
Ferkel ist kein Tierarzt bereit, eine nicht fixierte Muttersau zu betreuen ", so Auer, der als Schweinemäster auch in Zukunft Ferkel aus österreichischen Zuchtbetrieben zukaufen möchte. Dies könnte bei einem Verbot der Ferkelschutzkörbe nicht mehr garantiert werden, da rund 40% der heimischen Schweinehalter die Produktion aufgeben würden.
Nur in Schweden strengere Bestimmungen
Gleichzeitig gefährde das Verbot einen vitalen ländlichen Raum und die Konsumenten müssten zusehends auf leistbare, heimische Qualitätsprodukte verzichten. Dabei ist es 90% der Menschen ein großes Anliegen, zu wissen, woher die Lebensmittel kommen und auf welche Weise sie produziert wurden, wie eine aktuelle Ökonsult-Umfrage bestätigt. Für 85% ist es schlüssig, dass höhere Tierschutz-Standards in Österreichs Schweinehaltung höhere Fleischpreise bedeuten würden. Allerdings stimmen 97% gleichzeitig zu, dass Fleisch und Wurst keinesfalls teurer werden sollten.
EU-weit gelten nur in Schweden strengere Tierschutz-Bestimmungen. 90% der Sauenhalter haben daraufhin ihre Produktion eingestellt. Das Resultat sind ausschließlich große Agrarfabriken. Außerhalb der EU hat die Schweiz sehr ambitionierte Tierschutz-Regelungen, die sich in einem doppelt so hohen Schweinefleischpreis im Vergleich zu Österreich niederschlagen.
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