Warum treten Ohrrandnekrosen in der Aufzucht von Ferkeln auf? Um mögliche Ursachen zu erkennen, ist es wichtig, die Probleme in der Absetzphase und die starken Veränderungen in der Verdauungsphysiologie des Ferkels nachvollziehen zu können.
Das sind Gründe für Ohrrandnekrosen
Beim Absetzens ändert sich die Futterzusammenstellung der Ferkel. Es erhält nun zunehmend feste, stärkereiche Nahrung mit immer weniger Milchbestandteilen. Also muss sich auch die Enzymproduktion des Tiers an die Nährstoffzusammensetzung anpassen.
Zur veränderten Verdauung kommen weitere Stressfaktoren, die dafür sorgen, dass sich die Ferkel in dieser Zeit in einer sehr kritischen Phase befinden:
- das Absetzen von der Sau
- der Umgebungswechsel
- das Zusammenstallen mit anderen Tieren
- zu wenig oder zu schlechtes Trinkwasser
Oft fressen die Ferkel am fünften Tag nach dem Absetzen plötzlich zuviel. Der Magen schafft es nicht, ausreichend Säure zu produzieren. Ein gleichmäßiges Durchsäuern des Mageninhalts ist nicht mehr gewährleistet. Hieraus resultieren:
- eine unzureichende Keimabtötung,
- eine suboptimale Stärkevorverdauung,
- eine zu geringe Pepsinaktivierung (erste Eiweißspaltung).
In der Folge gelangen nicht aufgeschlossene Nahrungsbestandteile in den Dünn- und Dickdarm. Dort dienen sie unerwünschten Mikroorganismen und Bakterien als Nährsubstrat.
Endotoxine können Ohrrandnekrosen auslösen
Bei gutem Futter und Management sterben die (Coli-) Keime wieder ab. Im Darm verbleiben dann nur die Zellwandbestandteile der gramnegativen Bakterien, die sogenannten Endotoxine. Bei einer intakten Darmbarriere wäre dies unproblematisch. Doch durch die zuvor hohe Keimbelastung ist die Schutzfunktion der Darmschleimhaut teilweise empfindlich gestört, sodass sich auch deren Durchlässigkeit für Endotoxine erhöht.
Man spricht in diesem Fall vom sogenannten „leaky gut“ (= durchlässiger Darm). Die Endotoxine können in den Organismus gelangen. Verkürzt dargestellt würden sie in der Leber entgiftet. Bleibt dies allerdings aus, gelangen die Endotoxine ins Blut und lösen letztendlich – als letzten Abwehrmechanismus – eine Aktivierung der Blutgerinnung aus.
Die feinen Blutgefäße an den Ohrspitzen verstopfen durch das „dicke Blut“ und sterben ab – es entstehen Nekrosen an den Ohrspitzen. Nach einigen Tagen sind dann die Blutgerinnungsfaktoren verbraucht. Beginnen aber Verkrustungen und Nekrosen an den Ohrspitzen an einer Stelle zu bluten, können diese durch die nun fehlenden Blutgerinnungsfaktoren gar nicht mehr oder nur sehr schwer abheilen.
Therapie und Prophylaxe gegen Ohrnekrosen: Stoffwechsel entlasten
Bei akuten Problemen sollten Landwirte am besten zusammen mit ihrem Tierarzt und Futterberater versuchen, über die Fütterung der Ferkel die Leber zu schützen und den Stoffwechsel zu entlasten. Eine entsprechende Diät sollte möglichst gut verdauliche Rohkomponenten enthalten, da die Tiere bei einer erhöhten Körpertemperatur vermutlich weniger Verdauungsenzyme bilden.
Aus diesem Grund sollten in der Phase ab etwa 12 kg bei Körpertemperaturen über 39,5 °C hohe Fasergehalte über 4,5 Prozent kritisch hinterfragt werden. Sie machen das Futter für die Ferkel zunehmend unverdaulich. Die Auswahl der Rohfaser ist hier mehr nach dem adsorbierenden Effekt zu bewerten. Generell muss man bei Leberproblemen wissen, dass bei Fettgehalten über 5 Prozent eine Steatorrhoe (schleimig schmieriger Kot) auftreten kann.
Ohrrandnekrosen mit Vitaminen auch gezielt bekämpfen
Neben diesen allgemeinen Punkten bei der Rationsgestaltung kann durch die gezielte Kombination verschiedener Vitamine und Wirkstoffe die Blutbildung und -gerinnung der Tiere unterstützt werden. Die Ohrrandnekrosen heilen besser ab beziehungsweise treten kaum noch auf.
Eine wirksame Prophylaxe in der Ferkelaufzucht beginnt aufgrund der erläuterten Verdauungsproblematik schon mit dem Absetzfutter. Es muss so zusammengesetzt sein, dass durch das Absetzen möglichst wenig Veränderungen in der mikrobiellen Besiedlung des Darms entstehen und ein starkes Wachstum unerwünschter Keime verhindert wird.
Schweinehalter sollten möglichst viele aufgeschlossene Komponenten einsetzen, die die Verdaulichkeit des Futters steigern. Hochwertige Proteinträger (etwa Kartoffelprotein und Sojaproteinkonzentrat) verbessern zum Beispiel die Eiweißverdauung.
Ein besonderes Augenmerk gilt es auch auf die ausreichende Wasserversorgung zu werfen.
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