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Keine Nachfrage

Preis vor Tierwohl? Tönnies kündigt Schweinehaltern die ITW-Verträge

Der Markt schwenkt um: Vor ein paar Monate waren Tierwohl-Schweine noch gesucht, jetzt werden einigen ITW-Betrieben ihre Lieferverträge gekündigt, vor allem von Tönnies.
am Montag, 15.08.2022 - 11:53 (2 Kommentare)

Schlachtunternehmen – allen voran Tönnies – kündigen Schweinehaltern, die an der Initiative Tierwohl (ITW) teilnehmen, ihre Lieferverträge.

In den letzten Tagen sind Schweinehaltern, die an der Initiative Tierwohl (ITW) teilnehmen, von Schlachthofseite ihre Lieferverträge gekündigt worden. Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) habe entsprechende Rückmeldungen erhalten, wobei es sich meist um Verträge mit dem Schlachtunternehmen Tönnies handelte.

Begründet wurde dies mit der zu geringen Nachfrage nach Tierwohlfleisch. Es fehle die Bezahlung seitens der Fleischabnehmer. Die schwache Nachfrage nach Tierwohlfleisch, das vor allem im Frischesegment angeboten werde, sei von verschiedenen Schlachtunternehmen bestätigt worden, so die ISN.

ITW-Schweinehalter werden im Regen stehengelassen

Schweinehalter, die Geld in die ITW-Teilnahme investiert haben, werden laut ISN nicht zum ersten Mal bei der Bezahlung von Mehrkosten im Regen stehen gelassen. Dadurch schwinde das Vertrauen.

„Wer zukünftig noch stärker auf Tierwohl setzen will, der muss heute dafür sorgen, dass die Schweinehalter entsprechend Geld für ihre Schweine bekommen. Nur dann haben die Betriebe eine Basis, um auch längerfristig planen können“, betonte ISN-Vorsitzender Heinrich Dierkes. Angesichts hoher Teuerungsraten, leerer Haushaltskassen und der dramatisch schlechten Situation in der Schweinehaltung müsse nun auch „Tacheles geredet werden“, so Heinrich Dierkes.

Mehr Tierwohl geht nur mit der gesamten Wirtschaft - keiner darf sich wegducken.

Die Wirtschaft sei mit der ITW vorangegangen und müsse nun feststellen, dass sich mehr Tierwohl nur dann finanzieren lasse, wenn die gesamte Wirtschaft mitziehen würde. Das sei aber nicht der Fall, denn die Fleischverarbeitung, der Großhandel und die Gastronomie würden sich „in weiten Teilen wegducken“.

Es gehe angesichts ungleicher Voraussetzungen im globalen Markt zudem auch nur mit finanzieller Unterstützung des Staates, betonte der ISN-Vorsitzende. Die Schweinehaltung könne nur dann weiterentwickelt werden oder gar Bestand haben, wenn diese mit oder ohne Tierwohlwohlprogramm auskömmlich betrieben werden könne.

Mit Material von ISN

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